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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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Epikur war, aber um mich nicht zu dumm anzustellen, hatte ich den Mund gehalten und stattdessen Mami in Berlin angerufen.
    »Epikur?«, überlegte sie laut. »Das ist wahrscheinlich die Nachsorge nach irgendeiner Kur.« Damit lag sie verdammt falsch. Richtig war, dass Epikur etwa dreihundert Jahre vor Christus lebte und ein griechischer Philosoph war, und ich fand bald heraus, dass mein Daddy in der Ecke zwischen Jesus, Epikur und Buddha seine Altersparty verbrachte.
    Anyway, zurück zu den Tibetern. Das Problem sind nicht die Körperbewegungen, sondern die Disziplin, sie jeden Tag zu wiederholen. Morgens nach dem Aufstehen aufs Dach, tief einatmen, in die Ferne blicken, Distanz zu den momentanen Gefühlen nehmen, sich fünf Minuten recken und strecken – das bedeutet für mich eine unüberwindliche Hürde. Einmal okay, aber nicht tausendmal und noch tausendmal. In den hellenistischen Schulen Epikurs und der Stoa wurden eine ganze Reihe von solchen Techniken und Übungen entwickelt, erklärte er mir. Nur ging es nicht darum, diese Sachen zwei Tage lang zu machen oder nur in der Jugend oder nur am Wochenende,
es ging darum, es das ganze Leben hindurch zu tun und zu verbessern.
    Papi also: »Epikur ging es um die richtige Lebensführung, eine, die Sinn macht und dem Leben Sinn gibt. Mir geht es auch darum. Das meine ich, wenn ich sage, die Bewegungen sind einfach, aber es ist schwierig, sie zu machen.«
    Hallelujah! »Danke, Papi, ich werde es versuchen.« Zweimal klappte es, aber am dritten Morgen war der Himmel bezogen, es regnete und war lausig kalt. Warum sollte ich mich bei solchem Mistwetter da oben aufs nasse Dach legen und Arme und Beine verrenken. Als ich in die Küche kam, um mir vor dem Spanischunterricht noch einen Tee zu machen, fragte er: »Na, geht’s mit den Tibetern?«
    »Kein Problem.«
    Anna stand in der Tür, sie hatte ich nicht gesehen, und während Papi wieder bei Epikur angelangt war, schaute sie mich an, als wollte sie sagen, wer bei dem Regen auf dem Dach Tibeter gemacht hat, muss auch nasse Haare haben.
    Das ging mir schon ganz schön auf den Senkel (oder den nervus rerum ), und ich merkte, wie ich mich langsam und ganz allmählich nach dem ersten Schultag sehnte, was noch nie vorgekommen war. Aber ohne Make-up?
    Ohne Make-up hieß, von vornherein erledigt zu sein. Und eine Lösung für das Problem hatte ich immer noch nicht. Aber als Anna dann in ihrer netten, ruhigen Art sagte, ich solle doch so freundlich sein und mein dreckiges Geschirr selbst aus meinem Zimmer holen und in die Spüle stellen, und Papi hinzufügte, ob es vielleicht auch noch kürzer ginge (mein Rock), da hatte ich den leuchtenden Einfall! Ich wandte mich an ihn. »Lange Röcke, Tibeter machen, Zimmer aufräumen, sich gegenseitig nicht unterbrechen, nicht rauchen – dagegen habe ich gar nichts, aber wir könnten doch einen Vertrag machen,
in dem meine Pflichten stehen – (und jetzt die oberschlaue Wendung:) aber auch meine Rechte.«
    Anna kommentierte das mit einem silberhellen Lachen, doch Papi hatte ich am Haken. Er sah mich freundlich an, warf Anna einen missbilligenden Blick zu und sagte: »Finde ich gut, finde ich sehr gut.« Und nochmal, wie um Anna zu strafen: »Es ist ein alter Grundsatz des demokratischen Zusammenlebens, galt in der Polis, auch in der römischen Civitas : nulla poena sine lege. Keine Strafe ohne Gesetz. Das heißt, ohne dass für Mona die Regeln aufgestellt werden, kann sie nicht zur Verantwortung gezogen werden.«
    Und Anna spitz: »Wenn sie es vorschlägt, soll sie es auch aufschreiben. Ich habe nichts dagegen.«
    Papi wandte sich mir wieder lächelnd zu. »Gut. Bis wann?«
    »Bis …« Ich überlegte. Die Macke kam von ihm, alles musste mit einem Endtermin versehen sein. Man konnte nicht sagen, ich mach mein Zimmer sauber; man musste sagen, bis heute Abend um sechs ist mein Zimmer sauber. Justin hatte sich das alles schon genau eingeprägt, er war »auf dem richtigen Weg«, wie Papi das nannte, vergaß aber hinzuzufügen: ein übler Streber zu werden. Ich hatte es nicht so einfach. Mich machten all diese Regeln bösartig. Ich musste daher ein bisschen Druck ablassen, indem ich das »bis« falsch aussprach. »Piss heute nach dem Abendbrot.«
    Gleich nachdem die Spanischlehrerin gefahren war, wollte ich mit dem Vertrag beginnen, aber Anna rief mich zu sich.
    »Fühlst du dich wohl hier?«, fragte sie.
    Wohlfühlen – ich wollte mich eigentlich erst mal einfühlen, aber die ganze Atmo und der

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