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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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fegen, Wäsche machen, kochen, Küche putzen, Schularbeiten, lesen! Ich beschloss die Blockade. Den ersten totalen Vertragsbruch.
    Ich brauchte nicht lange darüber nachzudenken. Ich nahm einfach keine Haltung an, keine Form, meine Füße waren schmutzig, meine Schultern zerkratzt. In Muße drückte ich mir die Sonnenpickel aus, was kleine abstoßende Wunden nach sich zog. Zum ersten Mal bemerkte ich, was alles an meinem Alltag ekelhaft war, und die Wut, die in meinem Bauch brodelte. Ich versuchte, testweise, dieses Brodeln zu unterdrücken, aber die Energie huschte in meine Fingerspitzen und fummelte an meinem Gesicht herum, an meinen Schultern, ließ mich Fingernägel kauen, die in der Nase bohrten, anschließend wieder an meinem Körper herumfummelten und kratzten, und ich hörte immer eine mir bislang fremde Stimme, die drohte: »Mo hält täglich ihr Bad und Zimmer sauber, § 11.« Oder sie drohte mir mit anderen Paragrafen.
    Es gab in meinem Zimmer nicht viele Sachen, und dennoch
gelang es mir, es wüst aussehen zu lassen. Ein cleveres Arrangement von Bett-nicht-gemacht, schmutzige Unterwäsche auf dem Tisch, nasse zerknüllte Handtücher im Bad, ein paar Bücher dazwischen, verschmierte Zettel, Tempos und Tampons. Um es perfekt zu machen, schüttete ich Orangensaft auf den Boden, verschmierte ihn und spuckte an die Wand. Während der Schleim langsam der Gravitation folgte, machte ich mich daran, wie ein fauler Sack auf Sparflamme durch den Tag zu trudeln.
    Natürlich fiel es schon am nächsten Tag auf, dass ich mich hinter der Fassade von Beschäftigung dem Widerstand hingab. Anna stellte mich zur Rede. »Mona, du läufst herum wie eine Großmutter. Sogar Bal und Grace haben mehr Schwung.« Bal und Grace war das nette Pärchen, das zu uns einmal die Woche kam, um das Haus zu putzen und den Garten zu pflegen.
    Das machte mich wütend. Doch statt zuzugeben, dass ich einfach faul war, kam aus mir heraus: »Was kann ich dafür, wenn ich so schlapp bin. Vielleicht bin ich krank.«
    Sie fuhr mit mir zum Arzt, aber der fand nichts. »Wenn du nicht krank bist, wirst du deine Aufgaben erledigen!«, fauchte sie mich auf der Rückfahrt an.
    Okay, wenn ich eine Aufgabe zu erledigen hatte, rappelte ich mich mit großer Anstrengung dazu auf und verlangsamte das Rappeln, bis es ein zögerndes Holpern wurde, dann ein mähliches Stolpern und schließlich ein erschöpftes Zusammenbrechen. Erschöpft und zusammengebrochen lag ich auf meinem Bett, als Anna erschien.
    »Was machst du eigentlich nachts?«
    Sie hatte Recht. Vielleicht sollte ich nachts tätig sein. Abhauen. Aber die Hunde, mein Gott!
    Wenn uns nichts bleibt, haben wir noch den Zufall. Er kann
jederzeit vorbeispazieren, er kann uns anlächeln und mit einem Fingerschnipp uns das verschaffen, was wir kaum erhofften. Und so war es. Er kam und ließ Anna und Papi für drei Tage nach Mallorca reisen.
    Als sie weg waren, spielte ich Justin eine Magengrippe vor – ich zerkaute Brot und spuckte es ins Klo. Dann holte ich ihn, zeigte ihm meine Kotze und sagte, er müsse nun die Schule anrufen, ich sei krank.
    Nun war er der Zeuge meiner Krankheit, wenn Anna und Papi zurückkämen.
    Ich legte mich ins Bett und strahlte noch über meinen Sieg, als er hereinkam und Fieber messen wollte. War er voll bescheuert? Wie kam er auf so’n Blödsinn? Ich versuchte, es ihm auszureden, aber er bestand darauf. Er bestand sogar darauf, im Zimmer zu bleiben, so dass ich keine Gelegenheit hatte, das Thermometer anders hochzutreiben. Ich musste also messen, sagte aber gleich, dass Magengrippe nicht mit Fieber verbunden ist.
    Als ich es nach zehn Minuten unter dem Arm hervorzog und ihm gab, hielt er es hoch, damit Licht darauf fiele und sagte: »Neununddreißig Komma drei«. Ich war sicher, er verarscht mich, ließ es mir geben und sah selbst darauf. 39.3.
    Irre.
     
    War es eine Reaktion auf meine Lüge, dass ich Fieber hatte? Es dauerte nicht lange, da bekam ich auch Durchfall und musste mich wirklich übergeben.
    Plötzlich war ich tatsächlich schwach und schlief immer wieder ein. Draußen war es so grau wie warm, aber mir war kalt. Wenn ich aufwachte, zwitscherten die Vögel, und ich hörte, wie sie sich Geschichten erzählten. Ich schloss die Augen und sah sie vor mir, wie sie auf den Ästen herumtanzten und
sich aufgeregt Dinge mitteilten, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen.
    Justin wohnte zwar über mir, aber er kam kaum zu mir herein.
    Jetzt, da ich krank war, wünschte ich mich

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