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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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muss ich alles umplanen.«
    Wir nickten und schauten uns um, als könnten wir ihm irgendwie helfen.
    »Wahrscheinlich kommen viele gar nicht.« Er lachte enttäuscht. »Wer möchte schon im Regen stehen und tanzen?«
    »Finden wir super«, sagte Ulya, und wie auf Zuruf fingen wir alle an zu tanzen.
    Nach einer Weile hörte es auf zu regnen, Liam legte seinen Arm um mich und zog mich ins Freie. »Lass uns mal ’n bisschen rumschauen, bevor ich anfange zu arbeiten«, sagte er. »Okay?«
    Ich nickte, und wir gingen an allerhand Leuten vorbei, die er begrüßte oder mit denen er ein paar Worte wechselte. DJs oder Manager oder irgendwelche Helfer, die er schon eine Weile nicht gesehen hatte und die sich alle verhielten, als gehörten sie zu einer großen Familie. Dann deutete er auf einen Barhocker inmitten einer riesengroßen Pfütze. Ein Typ saß darauf. Dunkles Haar, hinten zusammengebunden, starke Augenbrauen, unrasiert, leuchtend weiße Zähne (er lachte gerade über irgendwas). Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn kannte
oder nicht, irgendwie war er mir vertraut. Auf jeden Fall trafen mich die Strahlen von ihm, als hätte ich an einen dieser Zaundrähte gefasst, die elektrisch geladen sind. Es krisselte, ruckte und zuckte in mir. Sogar Liam schien es zu merken und schaute mich verwundert an.
    »Das ist Hal Rubinstine.«
    Das hätte ich nicht gedacht. Auf den Fotos im Internet war er blond. Plötzlich hatte ich ihn glasklar vor Augen: Er war der Typ, der am Tag meiner Ankunft Papi und mir im Auto auf der schmalen Zufahrt zu unserem Haus begegnet war. Der Tag, an dem ich nach Ibiza zog. Einer von Papis Rumänen, die die Häuser leer räumen.
    Liam nahm mich an der Hand, zog mich mit in die große Pfütze und ging auf ihn zu. Ich stand bis zu den Knöcheln im Wasser.
    »Hey, was geht ab?«
    »Montag Cocoon.«
    »Und sonst?«
    »Cool.«
    Während die beiden sich unterhielten, hatte ich Zeit, mir Hal genauer anzuschauen. So nah sah er anders aus als im Internet. Echter, nicht retouchiert. Ich erkannte eine kleine Narbe unter seinem rechten Auge, die auf den Fotos nicht zu sehen war. Sein Haar (hatte er es gefärbt?) war dunkel. Oder lag es nur daran, dass es nass war? Insgesamt strahlte er das Gleiche aus wie in dem Film mit dem Interview: Spannung und Charme. Irgendwie hatte er was von einer dunklen Katze.
    Liam zeigte auf die Pfütze unter uns. »Wie ich sehe, bist du der absolute Inselfan.«
    Hal grinste übers ganze Gesicht. »Und du selbst stehst in den Fluten.«

    Es zog mich zu ihm, so dass ich mich nicht wegbewegen konnte. Lächelnd wandte er sich an mich, wollte meinen Namen wissen und wartete. Als ich nichts sagte, lächelte er. Ich lächelte auch, schwieg aber weiter.
    »Ja. Vielleicht sollte ich mich noch umziehen, ich leg gleich auf«, sagte Liam.
    »Würde ich machen, sonst holst du dir noch ’ne Nase«, sagte Hal schnurrend.
    »Wär nicht schlecht. Hast du eine dabei?«
    Hal hatte sich fast gar nicht bewegt, hielt aber wie dahingezaubert ein weißes Papier zwischen Zeige- und Mittelfinger, das er Liam anbot.
    Liam nahm es. »Muchas gracias. Bin gleich wieder da. Sei ein sweetheart zu der Kleinen.« Dann war er weg, und Hal schaute ihm nach.
    Ich stand immer noch im Wasser, und meine Füße wurden kalt. Er richtete seinen Blick auf mich, rührte sich aber sonst nicht. Es war, als hätten die Sekunden seit Liams Abgang einen Abgrund in die Zeit gerissen. Alles Abzählen von Minuten, Stunden, Tagen, Wochen löste sich auf, während ich in der Un-Zeit stand, wo auch das Abkühlen der Füße keine Rolle mehr spielte.
    So begann meine Beziehung zu Hal Rubinstine, und es änderte sich nicht bis zu dem Superschock, durch den sich meine Erstarrung auflöste. Der Schock, der etwas zerriss, an dem ich hing, der etwas zerriss, an das ich gefesselt war: die Angst, nicht genug geliebt zu werden. Zu Hause, wo ich dauernder Kritik ausgeliefert war, wurde sie geschürt; vor Hal eben hatte sie mich verstummen lassen.
    Bevor ich antwortete, stieg er von seinem Hocker, legte seine Hände um meine Hüfte und hob mich auf den Platz, den er eben verlassen hatte.

    »Mona«, sagte ich endlich.
    »Woher kommst du, Mona?«
    »Jetzt von zu Hause, vorher aus Berlin.«
    »Berlin ist eine schöne Stadt. Dorthin gehe ich gerne. Nehme jeden Gig von da an.«
    »Ich hab gelesen, du kommst aus Rumänien.«
    »Ich bin dort aufgewachsen. Da gab es noch den Kommunismus. « Er lächelte wie in Erinnerung. »Dreizehn war ich bei der

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