Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
Matratze auf den Boden gelegt hatte. Im Flur klackte eine Tür, und jemand lief über die knarzenden Dielen. Kurz darauf rauschte die Klospülung. Anders als bei uns vorher. Neue Geräusche. Und ungewohnt, nicht zu wissen, wer das war.
Während ich dem Gezänk der Vögel vor meinem Fenster lauschte, schlief ich dann doch noch mal ein und wachte erst auf, als sich meine Mutter über mich beugte.
»Jannah. Zeit zum Aufstehen!«
»Mmmh«, machte ich. »Wie spät ist es?«
»Sieben.«
Durch die geöffnete Tür drang Kaffeeduft und Geschirrgeklapper.
»Ich komme gleich.«
»Gut«, lächelte meine Mutter, griff nach dem Apfelrest und stand auf. »Aber nicht wieder einschlafen!«
»Nein.«
Als sie das Zimmer verließ, schlug ich die Decke zurück und überlegte, in welcher Kiste mein neuer Pulli sein könnte. Kalte Luft strömte durch das gekippte Fenster herein. Die Vögel waren jetzt ruhiger. Nur vereinzelt hörte ich sie zwitschern. Nachdem ich bibbernd drei Kartons durchgewühlt hatte, zog ich einfach meine Jeans und das nächstbeste Oberteil an und ging ins Bad.
Die weiße Kulturtasche mit den zwei goldenen Gs gehörte bestimmt Merrie. Typisch!
Der Reißverschluss war offen. Neugierig guckte ich hinein. Lippenstifte, Wimperntusche und Handcreme, Kajal, Nagelfeile und brauner Lidschatten. Brauner Lidschatten? Den sah man doch bei Merrie gar nicht, und wozu brauchte sie Wimperntusche und Kajal? Ihre Augen waren sowieso pechschwarz! Na ja, eigentlich sah es genauso aus wie in meiner Kulturtasche, nur das ich keine von Gucci hatte.
Eine grüne daneben war ebenfalls offen.
Vorsichtig angelte ich das Deo heraus und schnupperte daran. Guter Duft. War das jetzt Kens oder Sepps?
Als es an der Tür klopfte, fuhr ich zusammen.
»Hallo?«, ertönte Sepps Stimme. »Jannah? Brauchst du noch lange?«
»Nein, nein.« Schnell legte ich die Dose zurück. »Bin gleich fertig.«
Ich fühlte mich fremd, als ich kurz darauf in die Küche kam, wo die anderen schon am großen Esstisch versammelt waren. Nur der Anblick unserer Möbel war vertraut. Ken starrte verschlafen in seine Kaffeetasse, und Merrie konzentrierte sich auf eine Scheibe Brot, von der sie kleine Bissen nahm. Meine Mutter war wie immer schon fertig angezogen und geschminkt, auch Sepp wirkte mit seinem rosa Hemd wie kurz vor einem Termin.
»Guten Morgen, Jannah«, lächelte er. »Na, gut geschlafen?«
»Morgen. Ja, ganz gut«, sagte ich.
Ken und Merrie murmelten etwas, was wohl wie ein Gruß klingen sollte.
»Setz dich!« Meine Mutter schenkte mir Tee aus unseren zwei türkischen Kännchen ein. Starker Sud aus der oberen kleinen, heißes Wasser zum Verdünnen aus der größeren darunter.
Verlegen schob ich mich auf den einzig freien Platz neben Ken. Prompt rückte er etwas zur Seite, und Merrie guckte unter ihrem schwarzen Lockenvorhang zu uns rüber.
»Na, was habt ihr heute Nacht geträumt?«, fragte meine Mutter in die Runde. »Ihr müsst es euch unbedingt merken, denn das, was man in der ersten Nacht in einem neuen Haus träumt, geht in Erfüllung.«
»Das will ich hoffen!« Sepp grinste meine Mutter an.
»Ich hab nichts geträumt«, sagte Ken.
»Ich auch nicht«, sagte Merrie.
»Ich hab was von Vögeln geträumt«, sagte ich und füllte meine Schale mit Müsli und Milch. Ken und Merrie prusteten sofort los. Sepp und meine Mutter versuchten noch ernst zu bleiben, wurden aber von ihrem Gelächter angesteckt. Sehr witzig! Ich hatte tatsächlich das Vogelgezwitscher in meinen Traum eingebaut.
»Na ja, die waren ja auch wirklich laut, heute Morgen«, schmunzelte meine Mutter und wandte sich an Sepp. »Basti, möchtest du noch Kaffee?«
»Ja, gern!« Sepp lächelte meine Mutter an. Sie beugte sich zu ihm rüber und küsste ihn. Ken, Merrie und ich tauschten einen schnellen Blick. Ken grinste ein bisschen, und auch ich verzog meine Mundwinkel, ohne dass ich es wollte. Danach sagte keiner mehr was. Sepp und meine Mutter sahen sich nur über ihre Tassen hinweg an, Ken scrollte an seinem Handy herum und Merrie nuckelte an ihrem Brot. Das Knusper-Nuss-Müsli in meinem Mund machte das einzige Geräusch am Tisch. Damit es beim Kauen nicht so krachte, lutschte ich und zerteilte es so leise wie möglich. Ich kam mir vor wie ein Nilpferd auf trockenen Ästen. Konnten die sich nicht mal ein bisschen unterhalten?
Nach drei Kauphasen war ich satt. Merrie war bereits verschwunden. Auch meine Mutter stand auf.
»Wer muss noch ins Bad?«, fragte sie.
»Ich«,
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