Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
er und blinzelte unruhig.
»Irgendwas los bei euch?«
Jarush zuckte die Achseln. »Frag sie.«
»Okay«, nickte ich verwirrt und setzte mich wieder auf meinen Platz. Was war da passiert?
Als ich kurz vor dem Mittagessen versuchte, Lou zu erreichen, ging sie nicht ans Telefon. Auch Frida, die mit mir in die vollbesetzte Cafeteria kam, wusste nichts.
Freie Plätze gab es nur noch neben Merrie, Candice und ein paar anderen Mädchen. Merries ganzer Schopf war zu zig langen Zöpfen geflochten, die bei jeder Bewegung wippten. Sie lachte mit ihren weißen Zähnen und silbrig schimmernden Lippen, und ich musste zugeben, dass sie gut aussah. Auch wenn ich das nie laut gesagt hätte, war sie echt schön.
Suchend hielt ich nach Ken Ausschau. Rouven saß mit Inés und Rebecca in den Sitzsäcken am Baum. Er teilte sich mit Rebecca die Kopfhörer, und sie schnippte im Takt der Musik. Wenn sie ihn im Verdacht hätten, würde er hier sicher nicht sitzen. Oder erst recht, um ihn in Sicherheit zu wiegen? Was war mit Ken? Hatten sie Kontakt zu seiner Mutter aufgenommen? Oder ihn gar schon abgeholt? Er kam nicht. Unentschlossen stand ich mit Frida an der Theke.
»Willst du was essen?« Sie zeigte auf das graue Etwas in der Auslage. Dazu gab es pampigen Reis.
»Nee«, sagte ich und beobachtete Candice, die aufgestanden war und sich in ihrer engen Jeans vor ihren Freundinnen drehte. Dabei hob sie ihr Shirt fast bis zur Brust hoch, damit jeder ihren flachen Bauch sah.
»Nein, Merrie!«, versicherte sie. »Das ist nicht die Skinny, das ist die Ultraskinny!«
»Lass uns was vom Bäcker holen«, sagte ich zu Frida, und wir verließen die Cafeteria. May holte uns auf halbem Weg noch ein. »Bringt ihr mir ein Croissant mit?«
Beim Werken in der letzten Stunde rutschte ich mit der groben Feile so ungeschickt am Holz ab, das ich mir eine blutige Wunde holte. Nicht nur hässlich, sondern auch noch schmerzhaft. Mist auch!
Weil ich weder zu Lou noch zu Frida gehen konnte, musste ich wohl oder übel nach Hause. Aber meine Sorge war unbegründet. Die Wohnung war leer. Fast. Bis auf meine Mutter, die im Bett lag und schlief. Ob sie überhaupt gearbeitet hatte, wusste ich nicht. Meliha und Haydar waren jedenfalls weg. Nur ihr schweres Parfum stand noch im Flur. Nachdem ich Lou dann endlich über das Festnetz erreicht hatte, ging ich in den Garten und setzte mich an meinen Lieblingsplatz am Steinbecken. Das kalte Wasser tat der Wunde gut. Es brannte gleich nicht mehr so sehr.
Der Garten sah ordentlich aus. Zu ordentlich. Jemand hatte das Laub entsorgt, die Steinplatten gefegt und die Holzmöbel unter einer Plane zusammengestellt. Eine einsame Walnuss lag noch zwischen den Tonscherben im kahlen Beet.
Er hatte Schluss gemacht mit ihr.
Jarush hatte mit Lou Schluss gemacht, und sie war fertig.
Klar. Wäre ich auch. Nach so langer Zeit.
Mit vielem hatte ich gerechnet, aber niemals damit.
Er habe sich eingeengt gefühlt, sagte sie. Er wolle eine Beziehungspause. Wenn ich ganz ehrlich war, konnte ich ihn sogar ein bisschen verstehen. Jarush hatte nie andere Mädchen angeguckt. War immer nur mit Lou zusammen gewesen. Immer.
Aber meine Freundin konnte ich natürlich auch verstehen.
Es hatte sie böse erwischt. Und das so kurz vor ihrem Geburtstag. Sie wollte in drei Tagen ihre Party feiern. Alle Freunde waren bereits eingeladen. Lou fragte mich, was sie jetzt tun solle. Ich wusste es nicht.
Ich hätte die Party wahrscheinlich abgesagt. Ganz bestimmt sogar. Doch Lou war anders. Sie fing sich schneller als gedacht.
»Das wäre ja noch schöner«, schimpfte sie nach zwei Tagen, die sie wie im Wachkoma zugebracht hatte. »Ich habe mich so darauf gefreut. Nee! Wir feiern! Und Jarush kann mich mal!«
13
Eifersüchtiger Halbkuss
Freitag ist Gelb. Sonnengelb, orange angehaucht. Fast schon Wochenende! Ken kam. Merrie zwar auch, aber egal. Und am Abend ging es zur Party. Konnte ein Tag besser beginnen? Ja. Denn da, wo normalerweise meine Chucks im Schuhregal standen, leuchtete ein neuer Karton.
»Anne«, fragte ich meine Mutter, die mit Sepp in der Küche frühstückte, »was sind das da für Chucks im Flur?«
»Die sind für dich.« Meine Mutter lächelte. »Weil, ich hab auf deine Rotwein gekleckert.«
»Na, bestens!« Ich lief zurück, nahm die Schuhe aus dem Karton und zog sie an. Glück muss der Mensch haben, und eine Mutter, die einem die Lieblingssachen aus dem Schrank klaut!
»Dass ihr in diesen Teilen laufen könnt!«, sagte Sepp
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