Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
genervten Blick hinzu.
»Anne!«, stöhnte ich. »Heute ist Lous Geburtstag! Wir sind im Kino, hast du das vergessen?«
»Das hast du mir gar nicht erzählt!«
»Doch, habe ich!«, sagte ich. »Aber du kriegst ja nichts mehr mit!«
»Wirklich?« Sie überhörte meinen Vorwurf und zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. »Hast du es mir wirklich erzählt?«
»Jaha, Anne!«, drängte ich. »Ich muss los! Lou wartet mit ihrer Mutter unten im Auto.«
»Ach so, tja. Schade, ich hatte mich schon auf unser gemeinsames Essen gefreut, das letzte war so lustig!«
»Ja, ich muss jetzt echt! Tschüs!« In der Tür drehte ich mich noch mal um. »Könnte ich vielleicht bei Lou schlafen?«
»Wenn ihre Mutter es erlaubt.«
»Okay, danke!« Ich sprang so hastig die Treppe hinunter, dass ich in den hohen Schuhen stolperte und dabei fast Professor Pfister aus der Wohnung über uns zu Fall brachte. Er konnte sich gerade noch am Geländer festhalten.
»He, Jannah!«, rief er erschrocken. »Immer mit der Ruhe!«
»Entschuldigung!«, stammelte ich. »Tut mir leid!«
Mit seinen langen grauen Haaren, die ihm als Zopf über die Fransenlederjacke fielen, sah er aus wie ein kanadischer Wildhüter. Ich fragte mich, was für ein Professor er war, denn die stellte ich mir irgendwie anders vor.
»Schon gut«, schmunzelte er. »In deinem Alter hatte ich es auch eilig.«
»War echt keine Absicht!«, sagte ich und lief hinaus, an den Buchsbäumen vorbei, zum Auto. Lous Mutter lehnte sich beeindruckt aus dem Fenster.
»Wow, Jannah! Hier wohnt ihr?«
Zum Angeben war der rosa Kasten doch immer wieder bestens geeignet!
14
Die Abschussparty
»Ken und du passt besser zusammen, als ich dachte«, grinste Lou, nachdem ich ihr erzählt hatte, was vorgefallen war.
»Wieso?«, fragte ich misstrauisch.
»Na ja«, sagte sie. »Beim Eifersüchtigmachen nehmt ihr euch jedenfalls nichts. Das habt ihr beide richtig drauf.«
»Hallo?«, rief ich empört. »Ich hab überhaupt nichts gemacht!«
»Wolltest du aber«, sagte Lou. »Ken war nur konsequenter.«
»Das ist ja wohl was ganz anderes!«
»Warum denn?«, fragte Lou. »Ken hat nur gemacht, was du mit Neo vorhattest. Er wollte mit dir Inés eifersüchtig machen und du ihn mit Neo. Das Prinzip ist dasselbe.«
Ich schwieg. So hatte ich das noch gar nicht gesehen. Warum fanden Freundinnen eigentlich immer die Schwachstelle? »Toll finde ich seine Aktion auch nicht«, gestand Lou. »Und gebracht hat es bestimmt gar nichts. Inés lacht sich doch tot über solchen Kinderkram.«
»Wahrscheinlich.«
»Aber weißt du, was?«
»Nee.«
»Wir müssen uns jetzt mal fertig machen!«
»Jep!«, sagte ich erleichtert. »Endlich ein vernünftiges Wort, Abla!«
Während Lou im Flur ihr Kleid bügelte, öffnete ich im Bad die mattsilberne Packung und zog die Wimperntusche heraus. Merrie hatte sie bei uns vergessen, und ich würde sie heute benutzen. So ein teures Zeug kaufte meine Mutter nie.
Ich umrandete meine Augen mit Kajal, tupfte Lidschatten bis an die Augenbrauen und tuschte meine Wimpern so kräftig, dass sie wie dicke Spinnenbeine zusammenklebten.
»Lou?« Ich guckte aus der Badezimmertür. »Hast du eine Nadel?«
»Wofür?« Sie sah mich an und erschrak. »Gott, wie siehst du denn aus?«
»Wie nett du bist!«, schimpfte ich. »Das sind Smokey-Eyes, Louise! Falls du noch nichts davon gehört hast!«
»Doch, hab ich. Aber das sind Panda-Eyes!«
»Du Doofe!« Prüfend sah ich wieder in den Spiegel und musste lachen. »Gib mir lieber mal eine Nadel, damit ich die Wimpern wieder auseinanderkriege.«
Lou verschwand in ihrem Zimmer und kam gleich darauf mit einer Nähnadel zurück.
»Stich dir bloß nicht ins Auge. Das gibt ’ne Sauerei!«
»Ach was«, schmunzelte ich. »Ich mach das jeden Tag.«
Interessiert beobachtete Lou, wie ich vorsichtig meine Wimpern teilte. Ein Spinnenbein nach dem anderen verschwand, und ich legte die Nadel beiseite.
»Echt pandamäßig?«, fragte ich. »Findest du wirklich?«
»Ja.« Lou nickte. »Mach weniger.«
»Na gut. Wo sind Wattestäbchen?«
»In der Schublade.« Lou wies auf den kleinen Badezimmerschrank. »Ich geh mich mal umziehen.«
Keine halbe Stunde später fuhren wir vor dem Kino in eine Parklücke. Es gehörte Freunden von Lous Mutter, die daraus einen Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen und Partys gemacht hatten. Aus einer Box über dem Eingang schallte schon Musik.
Ich wurde ein bisschen aufgeregt, obwohl nur eine Handvoll Leute aus
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