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Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Titel: Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deniz Selek
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sehr froh, dass weder Merrie noch Ken auftauchten und uns störten.

22
    Eine Blüte für die Königin
    Der Abend brach an, ohne dass einer der drei nach Hause kam. Als meine Mutter Sepp anrief, erfuhr sie, warum. Merrie würde bis auf weiteres bei ihrer Mutter bleiben, weil sie sich bei uns nicht wohlfühlte, hieß es. Sepp war mit seiner Exfrau und Ken bei der Polizei gewesen und saß nun mit seinem Sohn in einem Café. Heute war offensichtlich der Tag der Aussprachen. Ich platzte fast vor Neugier, wie es Ken ergangen sein mochte. Was seine Mutter zu der ganzen Sache gesagt hatte und wie die Polizisten mit ihm umgegangen waren. Doch es wurde später und später, und meine Mutter schickte mich ins Bett. Da Sepp seinen Schlüssel vergessen hatte, lief ich noch einmal runter in den Vorgarten und versteckte den Schlüssel in einem Tonkrug, wie es die beiden neuerdings vereinbart hatten.
    Merries Entscheidung, bei ihrer Mutter zu bleiben, fand ich grandios! Endlich ohne sie! Von mir aus brauchte sie nie wiederzukommen!
    Summend machte ich mich zum Schlafen fertig, stöpselte mir Shakira ins Ohr und ließ sie die ersten Zeilen singen. Wie immer huschte dabei eine Gänsehaut über meine Arme. Und wie immer war Ken sofort da. Ich tauchte in eine Kaskade von olivgrünen Wellen, die vor mir in die Tiefe rollten. Ich ließ mich von ihnen tragen, mich umhüllen, mich in seine Nähe spülen. Am liebsten wäre ich jetzt in seinem Zimmer eingeschlafen, unter seiner Decke, auf seinem Kissen, mit seinem Duft.
    Meine Mutter war schon im Bett, so dass sie nicht mehr mitbekam, wie ich mich hineinschlich, wie ich mich im Dunklen umsah. Auf seinem Sessel leuchtete etwas Weißes. Sein Shirt. Meins.
    Glücklich lief ich zurück in mein Zimmer. Was für ein Diebstahl! Wenn das einer sah, war ich geliefert! Aber Merrie kam erst einmal nicht, und Ken hatte so viele weiße Shirts, dass er es gar nicht merken würde. Ich musste es nur vor meiner Mutter verstecken, die öfter schmutzige Wäsche aus meinem Zimmer nahm.
    Ich würde es einfach in meinen Sportbeutel tun. Da ging sie nie dran, weil sie wollte, dass ich selbst für saubere Trainingssachen sorgte.
    Ich legte das Shirt auf mein Kopfkissen, schnupperte mich hinein und driftete auf der perfekten Welle in einen herrlichen Traum, in dem ich als Adler über den Ozean segelte. Ich stieß mich von steil abfallenden Felsen ab, schraubte mich in schwindelerregende Höhen und ließ mich vom Wind immer weiter und weiter tragen. Ich brauchte nicht mit den Flügeln zu schlagen, ich brauchte sie nur auszubreiten. Alles geschah von selbst, mit einer Leichtigkeit, als wäre ich mein Leben lang Adler gewesen. Ich war frei, ich war stark, und ich konnte alles überblicken. Nichts entging meinen Adleraugen. Ich wusste, dass ich jede noch so kleine Bewegung unter mir sofort bemerken würde. Jannah Kismet, Königin der Lüfte!

    Am Morgen weckte mich meine Mutter und war so müde, dass sie mich bat, allein zu frühstücken.
    Beim Anziehen fehlten mir ein paar Kleidungsstücke aus der Tasche, die noch bei meinem Vater stand. Ich hatte ihm gestern auf die Mailbox gesprochen, dass ich im Magnolienweg bleiben und meine Sachen dann nach der Schule abholen würde. Er schrieb zurück, dass er gegen zwei Uhr zu Hause sei.
    Obwohl ich bis kurz vor acht wartete, erschien Ken nicht. Sepp auch nicht. Was war passiert, dass er heute nicht zur Schule ging?
    Ich musste natürlich wieder hetzen. Mit dem Taschengurt blieb ich an der Klinke hängen, stieß mir den Hüftknochen an der Kommode und fiel diesmal wirklich die letzten drei Stufen im Treppenhaus runter. Humpelnd öffnete ich die Haustür und versuchte zu rennen. Es ging nicht, tat zu sehr weh. Vielleicht sollte ich doch meine Brille tragen? Zumindest, wenn ich in Eile war.
    Doch die ganze Hektik nützte nichts mehr. Es war einfach zu spät. Ich platzte mitten in Samuels Referat. Herr Borke stand am Fenster und machte nur eine ungeduldige Handbewegung, die mir »Hinsetzen« signalisieren sollte. Samuel hatte über einen Beamer den Stadtplan von Tel Aviv an die Wand geworfen und zeigte die Orte zu seinen Schilderungen. Eine gute Idee. Schade, dass ich keine Bodrum-Karte gehabt hatte. Oder Fotos. Ich schob mich auf meinen Stuhl neben Lou und lächelte sie zum Gruß an. Doch Lous Augen waren verquollen, sie wich meinem Blick aus und starrte zwischen ihren gekreuzten Armen hindurch auf den Boden. Oje! Unauffällig sah ich mich nach Jarush um, der an seinem Platz saß

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