Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
oberhässlich!«
Als wir zum Klassenraum zurückkamen, war die Tür immer noch offen, die Jungs standen immer noch draußen und von Frau Bonnèt keine Spur. Es lag Unruhe in der Luft. Die Polizei war in der Schule gewesen, und unser Schulleiter hatte eine außerordentliche Konferenz einberufen, an der alle Lehrer teilnehmen mussten, die in der Zehnten unterrichteten. Tante Bonnèt gehörte dazu und unser Werklehrer auch, den wir danach gehabt hätten. Wir konnten gehen. Alle freuten sich über den unerwarteten Schulschluss, nur mir wurde speiübel. Ken. Jetzt war Ken dran.
Ich musste unbedingt mit ihm reden. Lou verstand das, sie wusste, wie es mir ging. Ich verabschiedete mich, lief Richtung Magnolienweg, doch auf halber Strecke hielt ich inne. Es war viel zu früh. Wahrscheinlich waren Sepp und meine Mutter noch in der Wohnung, wenn meine Mutter überhaupt bei der Arbeit war. Die letzten Tage hatte sie mehr zu Hause als in der Agentur verbracht. Um Ken möglichst allein zu treffen, beschloss ich, erst zu meinem Vater zu fahren und meine Tasche zu holen. Er würde zwar nicht da sein, aber sprechen konnte ich mit ihm später auch noch.
Während der Fahrt überlegte ich fieberhaft, was nun geschehen würde. Würden sie Ken von der Schule verweisen? Würde es doch eine Anklage geben? Oder hatten sie Rouven im Visier? Was war bloß bei der Polizei passiert? Die Ungewissheit machte mich kirre!
Ich drückte die Klingel für den Fall, dass mein Vater doch schlafend im Bett lag. Ich wollte ihn schließlich nicht erschrecken, wenn ich mit meinem Schlüssel hereinspaziert kam. Wie erwartet, öffnete niemand. Ich schloss auf, ging zum Fahrstuhl, stieg ein und drückte auf das oberste Stockwerk. Dabei fing sachte mein Herz an zu klopfen. Komisch.
Während der Aufzug hochfuhr, schlug es stärker, und ich sah eine weiße Blüte vor mir. Eine duftende weiße Blume, die mir bekannt vorkam.
»Deine Visionen bringen dich noch in die Klapse!«, schalt ich mich selbst. Entschlossen schob ich die schwere Eisentür auf und trat in den großen Wohnraum. Der Duft war so stark mit dem Bild verknüpft, dass ich fest mit einen Blumenstrauß auf dem Tisch rechnete. Doch da war nichts. Außer Stille.
Aber in der Stille war was. Ich stand in der Mitte des Raumes und rührte mich nicht. Ich spürte, dass ich hier nicht allein war. Und im nächsten Moment kam das Geräusch aus dem Schlafzimmer. Ich wollte schon »Papa« sagen, aber irgendwas hielt mich zurück.
Eine sehr hübsche Frau mit langen blonden Haaren stand plötzlich vor mir. Sie trug nur Shorts und das Hemd meines Vaters. Die weiße Blüte. Sie war die weiße Blüte!
»Du bist Jasmin!«, sagte ich verdattert.
»Nein«, lachte sie. »Ich bin Valerie, aber ich liebe den Duft von Jasmin!«
23
Hausarrest vom Rumpelstilzchen
Danach musste ich sehr schnell da weg. Mein Vater war in der Klinik und ich so durcheinander, dass ich nur meine Tasche schnappte und nach Hause fuhr. Bei Valerie hatte ich mich für meinen unangekündigten Besuch entschuldigt, doch sie hatte damit kein Problem. Sie sagte, sie freue sich, endlich Geros Tochter kennenzulernen. Endlich hieß, sie hatte schon länger etwas mit meinem Vater. War es vielleicht gar nicht seine Arbeit, die ihn so beschäftigte? War er vielmehr ihretwegen so schwer erreichbar? Ich hätte sie fragen sollen, ob sie aus Berlin kam. Daran hatte ich nicht gedacht. Woran ich gedacht hatte, war: Mein Vater platzt vor Eifersucht, weil meine Mutter Sepp liebt, hat aber selbst eine Freundin?! Wie geht das? War diese Freundin vielleicht sogar der Grund, dass sich meine Eltern getrennt hatten? Oder kam Valerie erst danach?
Ich setzte mich ans Steinbecken hinten im Garten, und es dauerte nicht lange, da kam die schwarze Katze auf mich zu. Schnurrend und maunzend rieb sie ihr weiches Fell an meiner Hand, als wollte sie mich beruhigen. Ich sprach mit ihr, und sie rollte sich auf den Rücken, um sich weiter kraulen zu lassen.
Mein Hirn fühlte sich an wie eine kaputte Waschmaschine im Schleudergang. Es rumpelte, polterte und eierte. Mein Vater hatte eine neue Freundin, meine Mutter war schwanger von Sepp, meine beste Freundin steckte in ultimativem Liebeskummer, Ken hatte richtig Ärger mit der Polizei und der Schule … Sonst noch? Hatte ich was vergessen? Ach ja, und Longchamp-ultraskinny-Musical-Merrie hielt mich für eine fiese Schwarzmagierin. Wenn ich länger nachdachte, fiel mir sicher noch mehr ein, also tat ich’s nicht. Mehr passte
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