Heartbreaker - Chartbreaker
Sendung auf MTV, die sich alle Welt anschauen wird. Meine sämtlichen bisherigen Modeexperimente waren nur der Testlauf für diesen einen Auftritt. Da werde ich mich nicht anziehen, als hätte ich in der GAP-Kinderabteilung eingekauft.«
Sie guckte mich nur an. »Bist du nervös, weil du Evan wiedersiehst?«
Wie macht sie das immer bloß? Bevor sie das nämlich sagte,
wusste ich selbst überhaupt nicht, dass mich das Wiedersehen mit Evan tatsächlich nervös machte. Aber meine Mutter hatte recht. »Ja«, sagte ich. »Vielleicht. Ich weiß nicht.«
»Ist irgendwas zwischen dir und James vorgefallen?«, fragte sie. »Bevor wir hierher geflogen sind?« Sie wusste von meinem Streit mit Victoria, aber offensichtlich hatten meine Eltern das zu einem heiklen Thema erklärt. Jedenfalls hatte Mom dazu noch keinen Ton gesagt.
»Wir haben uns gestritten«, sagte ich. »Wegen dem Interview.«
»Was hat er gesagt?«
Ich fasste ihr James’ Standpunkt in einer kurzen, leicht zensierten Version zusammen. »Und deshalb weiß ich jetzt nicht, ob wir überhaupt noch zusammen sind oder nicht«, sagte ich. »Wir reden jedenfalls nicht mehr miteinander, was ja wohl praktisch auf dasselbe hinausläuft. Ich weiß nicht. Alles ist so kompliziert.« Ich schmiss mich aufs Bett.
Meine Mutter setzte sich neben mich. »Audrey«, sagte sie. »Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die nicht alle Leute gutheißen. Aber wenn du glaubst, dass es für dich das Richtige ist, dann musst du es machen. Selbst wenn dein Freund dagegen ist. Selbst wenn Victoria dagegen ist. Zum Teufel, selbst wenn dein Dad und ich dagegen sind. Du musst lernen, deinen eigenen Entscheidungen zu vertrauen.«
Ich musste daran denken, wie ich Evan in seinem Zimmer zurückgelassen hatte, als er »Warte, Audrey!« hinter mir hergerufen hatte, und einfach weitergegangen war, obwohl ich wusste, dass ich hätte zurückgehen sollen, um noch mal mit ihm zu reden. Wie ich zuerst gezögert hatte, dieser Reporterin von L. A. Weekly ein Interview zu geben, und nicht mit ihr sprechen wollte - und es dann trotzdem getan hatte.
Und dann mein süßer rothaariger Vielleicht-bereits-Ex-Freund, von dem ich lange gedacht hatte, er sei ein schüchterner, unbeholfener Typ, nur weil alle anderen das von ihm dachten.
»Ich hab das Gefühl, dass ich immer alles vermurkse«, sagte ich. »Jedes Mal wenn ich eine schwierige Entscheidung treffen muss, entscheide ich mich falsch, und alles wird nur noch schlimmer. Und jetzt hab ich auch noch meine beste Freundin und meinen Freund verloren.«
»Was redest du denn da für einen Unsinn!«, rief meine Mutter empört. »Ich bin so stolz auf dich! Du hast bisher alles so toll hingekriegt. Ich kenne etliche Erwachsene, die viel schlechter mit diesem Druck fertig werden würden - und du schaffst das alles und bist jetzt nach New York geflogen, und zwar erhobenen Hauptes! Ich bin wirklich stolz auf dich!«
» Ohmeingott , Mom, du hast zu viele Fernsehserien geguckt! Du klingst total pathetisch und kitschig.«
Meine Mutter lächelte nur. »Das hab ich jetzt überhört«, sagte sie und strich mir die Haare ordentlich über die Schulter. »Wenn du das Interview doch nicht geben willst, Audrey, brauchst du es mir nur zu sagen, und schon sitzen wir im nächsten Flugzeug zurück nach Kalifornien. Aber wenn du das wirklich machen möchtest, dann stehe ich zu 150 Prozent hinter dir. Es ist nur wichtig, dass du wirklich weißt, was du selber willst. Dass du eine Entscheidung nicht deswegen triffst, weil du dich nach der Meinung von anderen richtest.«
»Und wenn ich die türkisfarbenen Cowboystiefel vom Flohmarkt anziehe, was ist dann? Stehst du dann auch noch hinter mir?« Ich wusste, dass sie diese Stiefel hasste.
»Aber natürlich.« Sie gab mir einen Kuss und stand auf. »Nur dann vielleicht ein ziemlich großes Stück hinter dir.«
39
MTV,what have you done to me?
Arcade Fire, »Windowsill«
Von dem Augenblick an, als der Chauffeur bei den MTV Studios vorgefahren war, kümmerte sich eine Produktions - assistentin namens Amy um mich. Sie war nur ein paar Jahre älter als ich und hatte zwei Handys, ein Klemmbrett, das keinen Zweck zu erfüllen schien, ein Walkie-Talkie und ein Headset. Sie begleitete Mom und mich zusammen mit zwei Security-Leuten vom Auto bis zur Tür, dann führte sie uns die Treppe hoch in eine Garderobe, weg von den Leuten und dem ganzen Betrieb.
Und es gab sehr, sehr viele Leute und sehr, sehr viel Betrieb. Die Straße
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