Heartbreaker - Chartbreaker
widerlich sein! Sie hat es nicht nur geschafft, unser
erstes Date zu ruinieren, sie hat auch noch Geld dafür abkassiert! Igitt!«
James beugte sich zu mir. »Hey! Jetzt atme mal tief durch! Hat sie wirklich unser Date ruiniert? Irgendwie war es doch auch total abgefahren, ich meine, jedenfalls bevor deine Eltern aufgetaucht sind.«
Ich atmete wie befohlen tief durch und musste zugeben, dass er gar nicht so falsch lag. Während Sharon zu Hause in ihrem Zimmer hockte und konspirative Telefongespräche mit Natascha führte, hatte ich ein aufregendes erstes Date mit James. Das war allemal mehr wert als zweihundertfünfzig Dollar, und wenn sie die ihr jeden Tag zahlen würden! »Ja«, sagte ich. »Es war total abgefahren und hat Spaß gemacht. Aber ich hasse sie trotzdem!«
»Cool.« Er lächelte und wartete, bis ich zurücklächelte. »Also, was für Filme soll ich mitbringen?«
»Egal, was du willst. Ich bin für alles offen.«
»Und wenn es ein Zeichentrickfilm mit hüpfenden Häschen ist?«
»Ich liebe hüpfende Häschen!«
Er grinste. »Kommt mir aber nicht so vor, als ob du der Hüpfende-Häschen-Typ wärst.«
»Und was lässt dich da so sicher sein?« Ich schlang meine Arme um seine Hüften, legte mein Kinn gegen sein Brustbein und blickte mit großen Augen zu ihm hoch. »Hmmm?«
»Vielleicht der kleine Dolch-Anhänger an deiner Kette gestern Abend?«
Als er das sagte, explodierte in mir ein kleiner Feuerball. Jede Menge Leute hatten mich am Abend vorher gesehen, aber nur eine einzige Person hatte solche kleinen Details an mir wahrgenommen. Nur eine einzige Person war mir nahe genug gewesen, um zu erkennen, was wirklich zählte. Und diese eine Person stand jetzt vor mir. James. Er war da.
27
Ten days perfect tunes, the colors red and blue …
The Knife, »Hearbeats«
Am Nachmittag kam James dann zu mir nach Hause und holte aus seinem Rucksack eine Packung Twizzlers mit Erdbeergeschmack und die DVDs von »Nightmare Before Christmas« und »Wie ein einziger Tag« heraus (»Superauswahl!«, sagte ich, als er die Filme hochhielt und auf meine Reaktion wartete. »Merkst du, wie tolerant ich bin?«). Dann gingen wir in mein Zimmer hoch, weil ich ihm die Collage an meiner Wand zeigen wollte. Meine Mutter war zu Hause, deshalb mussten wir die Zimmertür offen lassen, aber das machte nichts. Ich war glücklich, einfach nur mit ihm auf dem Bett zu liegen, mehr musste gar nicht sein. Mit Evan hatte ich dauernd über ihn reden müssen. Sogar wenn wir rumgeschmust haben, hat er ununterbrochen über die Band gequasselt und über seine Songs und wer mit wem nichts mehr zu tun haben wollte und so weiter und so weiter. Einmal bin ich sogar mitten in einem seiner Monologe eingeschlafen, so müde war ich. Ich konnte einfach nichts mehr von Gitarrenakkorden und Melodieführung hören. Mit Evan konnte man nie einfach nur zusammen sein. Ruhig nebeneinander.
Jetzt mit James wäre ich niemals eingeschlafen. Alle Nerven in mir vibrierten vor Glück, mein ganzer Körper fühlte sich warm an, ich war entspannt und zufrieden, aber gleichzeitig brannte in mir alles. Das musste das Adrenalin sein. Oder vielleicht kam es ja auch nur vom Zucker, weil ich vorher eine halbe Packung Eis gelöffelt hatte. Klingt allerdings nicht sehr romantisch.
»Du bist dran«, sagte er zu mir und reichte mir einen Penny aus meinem Wechselgeld-Marmeladenglas. Wir hatten unser
eigenes Spiel erfunden, zu dem es gehörte, die Augen zu schließen und einen Penny gegen die Wand zu werfen. Wo er abprallte, entschied darüber, welche Musik wir hören würden. Und ich hatte viele Fotos an der Wand! Wir hatten bisher schon die neue Single von Doomsday Scenario gehört, dann Scenic Park, eine Band von hier, die es mit ihrem letzten Album immerhin zu einem ganzseitigen Artikel in einer englischen Musikzeitschrift geschafft hatte, erst vor zwei Wochen; außerdem zweimal hintereinander ein Stück von AFI, weil das Foto von ihnen ziemlich groß war.
Ich nahm den Penny, schloss die Augen und konzentrierte mich auf Björk. Geschafft, ich hatte ihre Stirn getroffen! »Dafür, dass du das Schwanenkleid getragen hast!«, sagte ich, während ich mich durch ihre Songs scrollte. Dann klickte ich auf »All is Full of Love«. »Bereite dich schon mal auf was sehr Sentimentales und Kitschiges vor«, sagte ich zu James.
»Sie hat ein Schwanenkleid getragen?«
»Zur Oscar-Verleihung. Aber das ist eine lange Geschichte.« Ich lehnte mich an ihn. Bendomolena kam
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