Heartbreaker - Chartbreaker
spüren. Oder mich mit James einfach unterhalten können, ohne dass wir von irgendeinem Fotografen unterbrochen wurden.
»Audrey! Erzähl es mir sofort, wenn sich irgendein Typ vor dir versteckt, dann brech ich dem Kerl sämtliche Knochen.« Jonah schlug mit der Faust in seine linke Handfläche und grinste. Wenn Jonah lächelt, wie er gerade lächelte, dann kann ich nicht anders, dann muss ich einfach zurücklächeln, vor allem weil wir beide wissen, dass er niemals irgendjemand verprügeln würde. Er kann noch nicht mal Spinnen umbringen. (Im Gegensatz zu Victoria, die sie zwischen einem Blatt Papier zerquetscht, das meistens aus einer Musikzeitschrift herausgerissen ist.)
»Danke, Jonah«, sagte ich. »Du bist ein wahrer Freund.«
»Keine Ursache.«
»Willst du ein paar Cheerios?« Ich streckte ihm die Packung hin.
Er spähte hinein. »Wo sind denn die Marshmallows?«
»Keine Marshmallows. Null Ballaststoffe. Die Zwischenmahlzeit von heute. Schmeckt leicht und belastet nicht! Kinder werden den Geschmack lieben!«
Jonah verzog das Gesicht. »Kinder lieben Marshmallows!«
Ich zuckte mit den Schultern. »Umso besser. Bleibt mehr für mich übrig.«
Kurz vor dem ersten Klingeln bekam ich eine SMS von Victoria. »Toilette, 9:30«, verkündete sie, und ich schrieb nur »Ja« zurück. So hielten wir das jetzt meistens, wenn wir uns in der Schule zu einem Geheimtreffen verabredeten, weil wir dieses Jahr keinen einzigen Kurs mehr zusammen hatten und es einfach unmöglich war, bis zum Nachmittag zu warten. Zwischen Viertel nach acht und vierzehn Uhr konnte so viel passieren. Wir mussten unbedingt zwischendrin mal miteinander quatschen.
Ich brachte die Familienpackung Cheerios zu unserem Treffen mit.
»Ah, nettes Frühstück«, sagte Victoria. Sie stand vor dem Spiegel und knetete sich Gel in die Haare, damit sie stachelig abstanden.
»Mach dich nur lustig.« Ich öffnete alle Klotüren, um zu überprüfen, ob auch wirklich nirgendwo jemand hockte. »Gut, keiner da. Wir können miteinander reden. Hast du das bescheuerte Transparent gesehen?«
»Ja, hab ich. Sie haben ein Unterstützungskomitee für die Do-Gooders gegründet. Man soll bei allen möglichen Radiosendern anrufen und sich das Lied wünschen. Die Do-Gooders sind das Berühmteste, was unsere Schule jemals hervorgebracht hat. Außer dir natürlich.«
»Na super.«
Sie drehte sich um und sah mich an. Ihre Wangen leuchteten vor Aufregung so rosa wie ihr Irokesenscheitel.
»Ach komm schon, Audrey, das läuft doch alles ganz großartig!«
Mit der Antwort hatte ich jetzt nicht gerade gerechnet. »Wie bitte?«
»Du hast RPM Records total viel Aufmerksamkeit verschafft! Haben sie dir dafür CDs geschenkt? Darfst du dir beim nächsten Mal aussuchen, was du willst? Kriegst du wenigstens von jetzt an Prozente? Kriegen deine Freunde vielleicht auch Prozente?«
»Wovon redest du?«
»Du hast richtig gute Werbung für die gemacht!«, rief sie. »Jetzt sag wenigstens, dass sie dir ein bisschen Promo-Material mitgegeben haben.«
Ich spürte, wie es in meinem Kopf unangenehm zu pochen anfing. »Nein, gar nichts. Ich wollte einfach nur weg da.«
»Na ja, wenn du das mit der Reality-Show machst, vielleicht können sie dann ja dort ein paar Szenen filmen und -«
»Ich mach das mit der Reality-Show nicht, Victoria. Erstens kriegt man noch nicht mal Geld dafür …« Ich wollte gerade sämtliche Punkte meiner Kontra-Liste anführen, als ich einen Blick in den Spiegel warf und die schwarzen Ringe unter meinen Augen bemerkte. »Hast du vielleicht Concealer dabei?«, fragte ich Victoria. »Bräuchte ich nämlich ganz dringend.«
Sie holte ein kleines Döschen hervor und reichte es mir. »Mit dem Auftritt selbst verdienst du kein Geld, aber alle werden dich dort sehen, und potenzielle Werbekunden - also zum Beispiel RPM Records -«
»Okay«, unterbrach ich sie, »weißt du was? Können wir vielleicht jetzt darüber mal nicht reden? Können wir vielleicht mal über was reden, das viel wichtiger ist, nämlich die Tatsache, dass mein erstes Date mit James von einer Million Fotografen, fünf Polizisten, zwei plötzlich unglaublich von mir begeisterten Angestellten von RPM Records und nicht zuletzt meinen Eltern, die sich mit den Polizisten ein Wortgefecht geliefert
haben, zum Platzen gebracht wurde? Meinst du, wir könnten vielleicht mal darüber reden? Das würde ich nämlich gerne, wenn es dir recht ist!«
Victoria sah leicht verstört aus. Ich fange nicht so
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