Heartbreaker - Chartbreaker
Geschäft abspielte, flehte der Geschäftsführer mich drinnen an, mein Autogramm auf irgendetwas - »egal, was!« - zu schreiben, das er dann im Schaufenster ausstellen konnte, als wäre ich tatsächlich ein echter Profi-Promi. »Jaja, schon in Ordnung! Kein Problem!«, sagte ich mit einem halb dümmlichen, halb verlegenen Grinsen im Gesicht. Als ich es endlich schaffte, das Geschäft wieder zu verlassen, musste ich das Geschenk für meinen Vater in meine Handtasche stopfen, damit keiner davon ein Foto machen konnte, sonst wäre es für ihn ja keine Überraschung mehr gewesen. Aber dann fiel es mir aus der Tasche, als ich in mein Auto steigen wollte, und natürlich haben die Fotografen das bemerkt und Dutzende Bilder davon gemacht. Einer von diesen bescheuerten News-Kanälen stürzte sich sofort darauf und brachte es als Supertipp in seinem Shopping-Führer - und plötzlich mussten alle in unserem Land diese eine Universalfernbedienung besitzen, und natürlich mussten sie sie bei Winkin’ and Blinkin’ kaufen.
Victoria setzte das Geschäft sofort auf die Liste der Ortean-denen-wir-etwas-kostenlos-bekommen-können.
Innerhalb von zwanzig Minuten hatte ich zwei Autounfälle verursacht und den Wettbewerb um das Weihnachtsgeschenk des Jahres entschieden. Man sollte mich als Engel buchen können. Als Anti-Engel! Das Schlimmste aber war, dass ich meinem Vater das Geschenk jetzt auch gleich überreichen konnte, weil ja sowieso alle wussten, was es war. Es brach mir vor lauter Rührung das Herz, weil er sich so bemühte, überrascht zu wirken, als er die Fernbedienung auspackte, obwohl wir beide wussten, dass er es nicht war.
Am vorletzten Samstag vor den Ferien sollte ich dann in meiner Eigenschaft als Schriftführerin des Key Clubs (bitte lasst euch durch den Titel nicht zu sehr beeindrucken!) wie jedes Jahr in der Shoppingmall bei unserer Weihnachtsaktion gratis Geschenke einpacken. Das war zwar ziemlich anstrengend, aber Victoria war auch immer mit dabei, und Jonah würde als Weihnachtsmann verkleidet auf und ab spazieren, und am Ende würden wir wie jedes Jahr bei dieser Aktion so wahnsinnig überdreht sein, dass wir nur noch kicherten und lachten.
Aber dann wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht. Mrs Marchette, die Lehrerin, die für die Organisation verantwortlich war, kam ein paar Tage vorher zu mir ins Vorzimmer des Direktors und sagte: »Audrey, ich glaube, es ist besser, wenn du dieses Jahr nur im Vorfeld mithilfst.« Mit anderen Worten: »Lass dich bloß nicht an unserem Tisch in der Mall blicken, denn dann gibt es einen Massenauflauf und das Geschenkpapier wird in der Luft zerfetzt.«
»Sie wollen mich nicht mehr haben!«, sagte ich schmollend am Handy zu James. Er, Victoria und meine Eltern waren die Einzigen, die meine neue Nummer hatten, denn irgendjemand - wenn du es gewesen bist und das jetzt liest, dann sag ich dir das eine: ich kriege dich, das schwör ich dir! - hatte es geschafft, meine alte Nummer herauszubekommen,
und sie ins Netz gestellt, deshalb musste ich sie auf die Schnelle wechseln. Einfach super. Großartig!
»Das stimmt doch nicht«, setzte James an. »Natürlich wollen sie dich weiter haben!« Aber seinen Trostversuch konnte ich jetzt nicht gebrauchen.
»Nein, wollen sie nicht! Ich darf mich nicht mehr ehrenamtlich betätigen! Weißt du überhaupt, was das bedeutet? Du musst dir das mal vorstellen, wenn du irgendwie Mist gebaut hast und zur Strafe gemeinnützige Arbeit verrichten musst, wirst du als Freiwilliger genommen - aber ich nicht! Kriminelle sind besser dran als ich!«
»Nicht alle«, sagte er.
»Bitte mach jetzt keine Witze!«
»In Ordnung.«
Am Samstag, als die anderen in der Mall fleißig Geschenke einpackten, stand James plötzlich vor der Tür. Sein Bruder Pierce und er hatten sich eine Methode ausgedacht, wie er zu mir kommen konnte: James duckte sich auf dem Rücksitz von Pierces Auto, dann fuhr Pierce zu mir und setzte James so nahe wie möglich an der Haustür ab. Die Paparazzi hatten das zum Glück noch nicht rausgekriegt, aber nur deswegen, weil sämtliche Nachbarn in unserer Straße jedes Mal sofort die Polizei anriefen, sobald sie irgendwo einen Fotografen entdeckten. (Meine Eltern haben allen eine Flasche Champagner vor die Tür gestellt, um sich dafür zu bedanken.)
»Hallo«, sagte James, nachdem Mom ihn hereingelassen hatte. Ich hatte die Klingel gehört, aber ich ging nicht mehr an die Tür. Ein weiterer Punkt auf meiner Liste der Dinge, die
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