Heartless 03 - Lockruf des Herzens
leer ihr Leben ohne ihn wäre. Aber vielleicht waren solche Gedanken ohnehin müßig.
Jillian versuchte, nicht an das ihr möglicherweise drohende Schicksal zu denken.
Es war später Nachmittag, der Wind blies immer noch bitterkalt durch die Straßen und wirbelte Staub auf, als Jillian in das Arbeitszimmer trat.
»Wo bist du gewesen?« In Adams Stimme klang Verärgerung mit. »Maude sagte, du hättest das Haus verlassen.«
Jillian ging an ihm vorbei zum Feuer, das im Kamin brannte. »Ich bin spazieren gegangen. Ich musste für eine Weile raus.«
Adam fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich hatte Angst, dass vielleicht etwas passiert sei.«
»Ich bin einem Freund meines Vaters begegnet. Er hatte erst vor kurzem von Vaters Tod erfahren. Er war auf dem Weg hierher, um sein Beileid auszusprechen und zu fragen, ob er mir irgendwie helfen könnte.«
Ein Teil der Anspannung wich aus seinem Körper. »Es tut mir Leid. Ich fürchte, ich bin zurzeit etwas nervös.« Er hielt einen Briefbogen hoch. »Das hier ist gerade angekommen. Es ist eine Nachricht von Peter Fräser.«
Sofort verkrampfte sich ihr Magen. »Was steht drin?«
»Die Dienstboten bestätigen Madeleine Telfords Anwesenheit in ihrem Zuhause in Hampstead Heath in der Mordnacht.«
Adam zerknüllte den Brief in seiner Faust und warf ihn ins Feuer. »Verdammt!«
Er sah Jillian an, und sie konnte erkennen, wie aufgewühlt er war. Und da war noch etwas, das sie jedoch nicht lesen konnte.
»Wir haben doch eigentlich nie wirklich angenommen, dass es Madeleine sein könnte«, rief sie ihm sanft in Erinnerung.
»Sie hätte es sein können. Sie hatte allen Grund dazu, ihm den Tod zu wünschen, bevor er sie aus seinem Testament herausnahm.«
»Wenn sie wusste, dass er vorhatte, sein Testament zu ändern.«
Er wandte den Blick ab. Ein Muskel zuckte unter der schmalen Narbe auf seiner Wange. Er beendete das Gespräch und verließ das Haus eine Weile später, um den Herzog in Rathmore House aufzusuchen. Jillian war sicher, dass dieser Besuch nichts bringen würde, aber zumindest hatte Adam etwas zu tun.
Sie versuchte ihre eigenen Ängste zu unterdrücken, indem sie sie in sauberen kleinen Schachteln in ihrem Kopf verstaute; ein Trick, den ihr Vater ihr beigebracht hatte. Als sie sich auf das Sofa im Salon setzte, schloss sie den Deckel der Schachtel, die mit schmerzlichen Gedanken an ihre bevorstehende Verhandlung gefüllt war, und griff nach ihrem Stickrahmen, denn sie war entschlossen, ihre Gedanken mit etwas anderem zu beschäftigen. Ein paar Minuten später schaute sie auf und sah Reggie in der Tür zum Salon stehen.
»Seine Lordschaft, der Graf von Greville, ist da, Miss. Er will den Major sehen. Er sagt, es sei wichtig. Ich dachte, es könnte vielleicht etwas wegen der Verhandlung sein.«
»Fragen Sie ihn, ob er auch mit mir darüber sprechen würde.«
Reggie nickte und verschwand. Ein paar Minuten später kam er mit Justin Ross, dem großen und imposanten Grafen von Greville, zurück.
Jillian begrüßte ihn an der Tür des Salons. »Ich fürchte, Lord Blackwood ist außer Haus.« Er war größer als Adam und besaß kühle graue Augen, denen nichts zu entgehen schien. »Er müsste eigentlich bald wieder nach Hause kommen. Kann ich Ihnen bis dahin in irgendeiner Weise behilflich sein?«
»Vielleicht gibt es etwas, das ich für Sie tun kann«, erwiderte Greville.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als er weiter in den Salon trat und dann wartete, bis Reggie die Tür hinter ihm schloss, sodass sie unter sich waren.
Angesichts seiner ernsten Miene waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. »Soll ich nach Tee läuten?«, fragte sie.
»Danke, nein. Was ich Ihnen mitzuteilen habe, wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.«
Jillian lud ihn ein, in einen Sessel gegenüber dem Sofa Platz zu nehmen, und beide setzten sich hin.
»Ich glaube, ich habe etwas in Bezug auf den Mord Nützliches in Erfahrung gebracht.«
Nervös rutschte Jillian auf dem Sofa aus Goldbrokat nach vorn. »In welcher Hinsicht nützlich?«
»Wie Sie wahrscheinlich wissen, besuchte Howard Telford in der Mordnacht die Soiree der Foxmoors.«
»Das ist mir bekannt.«
»Was Ihnen nicht bekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass Howard nicht den ganzen Abend da war.«
»Wie bitte?«
»Ungefähr eine Stunde vor Mitternacht machten Lord Richard Maxwell und seine Gattin einen Spaziergang zur Gartenlaube. Sie haben erst vor kurzem geheiratet, und ich
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