Heartless 03 - Lockruf des Herzens
ansah, hielt sie für ihre Pflicht und Zuneigung. Blackwood rührte sich nicht und ließ auch ihr Handgelenk nicht los. Sie spürte seine eiserne Entschlossenheit, und ihre Wut begann zu verrauchen.
Er versuchte für ihre Sicherheit zu sorgen, während sich niemand anders darum kümmerte. Sie sollte ihm dankbar sein, nicht zornig auf ihn.
»Wenn der Graf der Mensch war, für den Sie ihn halten«, meinte er ein wenig sanfter, während er sie endlich losließ, »hätte er bestimmt Verständnis für Ihre Situation.«
Jillian drängte die aufsteigenden Tränen zurück. Vielleicht hatte er Recht. Der Graf hatte sie geliebt. Er hätte nicht gewollt, dass sie seinetwegen ihr Leben aufs Spiel setzte. Widerstrebend nickte sie schließlich. »Vielleicht hätte er das.«
»Kommen Sie«, sagte er und legte einen Arm um ihre Taille. »Ich werde Ihnen von Reggie eine Tasse Tee bringen lassen.«
Mit einem resignierenden Seufzer ließ Jillian sich von ihm durch den Korridor führen. Im Stillen betete sie darum, dass der Graf wusste, dass sie im Geiste bei ihm sein würde.
Die Stunden schleppten sich dahin. Blackwood war ein paar Minuten nach ihrer Begegnung zur Beerdigung aufgebrochen. Er war angespannt und nachdenklich, als er zurückkam, und er beschrieb ihr nur kurz die Trauerzeremonie. Dann schloss er sich in seinem Arbeitszimmer ein.
Einerseits war sie froh darüber; ihr Zusammentreffen am frühen Morgen hatte ihre Nerven blank gelegt, und der Abend erstreckte sich schier endlos vor ihr, was sie in eine noch größere Unruhe stürzte. Doch dann stellte Jillian fest, dass sie den Abend allein verbringen würde. Diese Vorstellung hätte sie eigentlich glücklich machen müssen, stattdessen war sie seltsam verstimmt.
Der Teufel hole Blackwood, fluchte sie im Stillen, wobei sie Gefühle empfand, die sie eigentlich nicht verstand. Entschlossen, nicht an ihn zu denken, genoss sie ein leichtes Abendessen, das aus Vermicelli-Suppe und Lammkoteletts bestand, die sie in einem kleinen, weniger extravaganten Salon im hinteren Teil des Stadthauses zu sich nahm. Nach dem Essen verließ sie den Salon, um sich in ihr Schlafzimmer zu begeben.
Doch leider erschien Blackwood auf dem oberen Treppenabsatz, als sie auf die Treppe zuging. Seine prächtige Kleidung, die aus engen schwarzen Hosen, einer blausilbernen langen Weste und einem taillierten, dunkelblauen Gehrock bestand, saß perfekt an seiner breitschultrigen Gestalt, und er sah unglaublich gut aus.
Jillian achtete nicht auf den seltsamen kleinen Ruck in ihrer Brust und trat zurück in die Schatten der Eingangshalle, während sie hoffte, dass er sie nicht sah.
Doch natürlich hatte sie kein Glück. Als er am unteren Treppenabsatz ankam, entdeckte Blackwood sie im Licht der Wandleuchter. Er drehte sich um und kam auf sie zu.
»Ich sehe, dass Sie sich zurückziehen wollen. Ich will gerade ausgehen. Ich habe Maude Flynn, einem der Zimmermädchen, aufgetragen, Ihnen als Zofe zur Hand zu gehen, während Sie hier sind.« Sein Blick glitt über sie und verweilte ein wenig länger auf dem hellen Fleisch, das sich über dem tief ausgeschnittenen Mieder ihres Kleides wölbte. »Ich weiß, wie schwierig es für eine Dame ist, all diese Knöpfe selbst aufzumachen.«
Der leicht sinnliche Zug um seine Lippen ließ ihr den Atem stocken. Sie hoffte, dass ihr Herz endlich aufhören würde, so rasend schnell zu pochen.
»Das ist sehr nett von Ihnen, Mylord.«
»Schlafen Sie gut, Miss Whitney.«
»Genießen Sie Ihren Abend, Mylord.« Sie versuchte, keinen Vorwurf in ihrer Stimme mitklingen zu lassen, doch es gelang ihr nicht ganz. Sie musste sich einfach fragen, wohin er ging und ob er wohl die Frau besuchen würde, die ihm die Kleider geliehen hatte.
Seine Lippen verzogen sich noch mehr. Er war so verdammt attraktiv. »Ich werde mich bemühen.« Er nahm den mit Satin gefütterten Umhang, den Reggie ihm reichte, schwang ihn sich um die Schultern und stolzierte zur Tür hinaus.
Jillian sah ihn draußen in der Dunkelheit verschwinden und spürte einen Stich in der Brust. Sie hatte nicht viel Erfahrung mit Männern, doch sie war klug genug zu wissen, was dieser Stich zu bedeuten hatte. Nie zuvor war sie auf einen Mann eifersüchtig gewesen, und sie hatte ganz gewiss keinen Grund, diese Gefühle für diesen Mann zu hegen. Abgesehen von gelegentlichen heißen Blicken hatte Adam Hawthorne eigentlich nur ein mäßiges Interesse an Lord Fenwicks mittellosem Schützling gezeigt.
Sie begriff im
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