Heartless 03 - Lockruf des Herzens
sicher war, dass sie nicht in irgendeiner Weise in den Mord verwickelt war, würde er sie nehmen.
»Ich muss mich jetzt darum kümmern«, meinte er und griff nach dem Briefbogen, der seine Notizen enthielt. Er würde sich in die Bow Street begeben, um mit Peter Fräser zu sprechen. Er wollte diese Angelegenheit beenden und Jillian von jeglichem Verdacht befreien.
Doch mehr als alles andere wollte er sie in seinem Bett haben.
6
Noch eine unruhige Nacht mit Träumen vom Krieg und erotischen Träumen von der Frau, die im Zimmer nebenan schlief. Er musste aus diesem Haus raus, dachte Adam am nächsten Morgen. Er musste für eine Weile den Gedanken, die ihm keine Ruhe ließen, entfliehen.
Als er durch den Korridor zur Treppe ging, warf er nur einen ganz kurzen Blick zu Jillians Schlafzimmertür. Er war auf dem Weg zu den Stallungen. Er hatte seine frühmorgendlichen Ausritte vermisst, und auch seine nächtlichen Wanderangen waren den Ermittlungen im Mordfall Fenwick zum Opfer gefallen. Er musste raus, Reiten war für ihn in diesem Fall das Beste.
Er hatte fast den unteren Treppenabsatz erreicht, als er Maude Flynn erblickte, die auf ihn zugeeilt kam. Sein ganzer Körper schaltete auf Alarmbereitschaft angesichts des besorgten Ausdrucks auf ihrem Gesicht.
»Was ist los, Maude?«
»Ihre Cousine, Mylord... Mistress Winslow. Das Mädchen ist nirgends zu finden. Sie ist weder in ihrem Zimmer noch sonst irgendwo. Oder meinen Sie vielleicht, dass sie sich entschlossen hat, aufs Land zurückzukehren, ohne Sie wissen zu lassen, dass sie geht?«
Die Muskeln an seinen Schultern spannten sich an. »Sind Sie sich sicher, dass sie nicht da ist? Meine... Cousine ist eine Frühaufsteherin. Vielleicht ist sie in der Bibliothek. Oder vielleicht ist sie auch draußen im Garten.«
»Ich habe überall nachgeschaut, Mylord. Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass das Mädchen weg ist.«
Adams Kiefermuskeln arbeiteten. Maude hatte Recht. Wenn sie nicht im Haus war, war sie sehr wahrscheinlich aufs Land gegangen. Die Stadt zu verlassen war für sie der sicherste Weg, dem Galgen zu entkommen. Clay hatte angedeutet, dass sie vielleicht weglaufen würde, und es sah ganz so aus, als hätte sie es jetzt auch getan.
Fenwicks verlogene kleine Schlampe hatte gewusst, dass er früher oder später herausfinden würde, dass sie den Mord begangen hatte.
Adams Hand ballte sich zur Faust, ohne dass er es merkte. Er hatte geschworen, sich nie wieder von einem hübschen Gesicht täuschen zu lassen. Doch jetzt sah es so aus, als wäre genau das passiert. Die Wut, die durch seinen Körper schoss, war so heiß, dass die Hitze über seinen Rücken bis in seinen Nacken stieg. Er stürmte die Treppe hinauf und riss die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf. Eigentlich wusste er gar nicht, was er vorfinden würde, während er an den Morgen der Beerdigung dachte, als sie versucht hatte, das Haus zu verlassen. Er fragte sich, ob sie wohl schon damals versucht hatte zu fliehen.
Sein Blick schweifte suchend durch das Zimmer. Sie hatte nicht viel mitnehmen können, aber bestimmt wäre sie nicht ohne Kleider zum Wechseln gegangen und irgendetwas, das sie verkaufen könnte - ein silberner Kerzenleuchter vielleicht oder eine kleine Messinglampe. Denn soweit er wusste, hatte sie kein eigenes Geld.
Aber das Zimmer sah überraschend normal aus. Die rosafarbene Tagesdecke aus Seide war zurückgeschlagen, und offensichtlich hatte sie in dem Bett geschlafen. Ihr Nachthemd lag über der mit Samt gepolsterten Bank am Fußende des Bettes. Wenn sie vorgehabt hatte wegzulaufen, warum hatte sie dann bis zum Morgen gewartet? Vielleicht hatte sie das Bett auch nur in Unordnung gebracht, um den Eindruck zu erwecken, dass sie darin geschlafen hatte, während sie in Wirklichkeit das Haus bereits vor Stunden verlassen hatte.
Adam war kaum in der Lage, die Wut, die ihn beherrschte, zu zügeln. Er verließ das Zimmer, während er überlegte, wohin sie wohl gegangen sein könnte, denn er war entschlossen, sie zurückzuholen, damit sie sich den Konsequenzen ihrer Handlungen stellte. Egal wie sehr er sie auch in seinem Bett haben wollte - wenn sie den armen alten Fenwick ermordet hatte, dann war es für ihn ein Gebot der Ehre, dass sie für dieses Verbrechen bezahlte.
Er hatte fast die Stallungen erreicht, als ihm ein anderer seltsamer Gedanke kam. Adam wurde langsamer, während die Gedanken in seinem Kopf rasten und nach dem zarten Hoffnungsfaden griffen. Er schüttelte den
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