Heartless 03 - Lockruf des Herzens
unverheirateten Frau genähert. Er war nie wirklich in Versuchung geraten.
Doch Jillian führte ihn gewaltig in Versuchung.
Er nahm noch einen Schluck von seinem Brandy. Der Alkohol wärmte ihn und klärte seine Gedanken. Das erste Mal, als er sie geküsst hatte, hatte er ihre unschuldige Erwiderung bemerkt. Da hätte er es wissen müssen, hätte es erkennen müssen, aber er war einfach nicht überzeugt gewesen.
Er traute Frauen nicht - fast keiner -, und es passte ja auch viel besser in seinen Plan zu glauben, dass sie das Flittchen war, als das die Klatschmäuler sie bezeichneten. Fenwicks Dienstboten hielten sie für eins - zumindest einige von ihnen. Sogar der Neffe des alten Mannes, Howard Telford, glaubte, dass Jillian den alternden Grafen verführt hatte.
Aber was er heute Abend gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Auch das Wissen um die Absicht des Grafen, ihr sein Vermögen zu hinterlassen, hatte seinen Glauben nicht ins Wanken bringen können, dass sie an dem Verbrechen nicht beteiligt gewesen war. In der Tat war er nach ihrem Geständnis sogar noch mehr davon überzeugt, dass sie unschuldig war und er es als seine Pflicht betrachten musste, ihr zu helfen, dies zu beweisen.
Warum er diese Verpflichtung so ernst nahm, konnte er nicht erklären. Vielleicht tat er es für Sergeant Rimfield. Oder vielleicht wegen der falschen Anschuldigungen, die Maria vorgebracht hatte.
Adam merkte, dass sein Glas leer war, und stand auf, um zu dem Silbertablett mit der Brandyflasche zu gehen, das auf dem Ankleidetisch stand. So müde, wie er war, hätte der Alkohol ihm eigentlich die nötige Bettschwere geben müssen. Allerdings hielt sich bei ihm hartnäckig der Wunsch nach einer anderen Form von Beruhigungsmittel, das ihm den ersehnten Schlaf hätte bringen können. Statt des Brandys stellte er sich eine Frau vor, deren Haar den gleichen goldenen Rotton aufwies und die einen Körper besaß, der wie geschaffen dafür war, einem Mann Vergnügen zu bereiten.
Die Erinnerung an Jillians nackte Brüste kehrte zurück, und er musste wieder daran denken, wie viel voller sie gewesen waren, als er erwartet hatte, viel schwerer und runder, sodass ihre Brustwarzen ganz leicht nach oben ragten.
Adam fluchte, als er unter seinem Hausmantel steif wurde, und erinnerte sich daran, dass er die Nacht zuvor die Gelegenheit verpasst hatte, sich bei einer Frau Erleichterung zu verschaffen. Er hatte gehofft, dass Jillian schon bald sein Bett teilen würde. Das war der Grund, warum er sie im Zimmer neben seinem untergebracht hatte. Stattdessen war nun die Tatsache, dass sie noch eine Jungfrau war, zu einem weiteren Hindernis geworden, und er wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte.
Adam legte den Kopf in den Nacken und trank den frisch eingeschenkten Drink in einem einzigen Zug aus. Dann setzte er das Glas ab und tappte zu seinem großen Himmelbett. Morgen würde er klarer denken können und dann entscheiden, wie er weiter vorgehen würde.
Morgen , dachte er, als er aus seinem Hausmantel schlüpfte und ihn auf das Fußende des Bettes warf. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass das störende Verlangen, das er für Jillian Whitney empfand, weichen würde oder sein steifer Schaft, der Nacht für Nacht unter den Laken pochte, sich beruhigen würde, weil ein neuer Tag anbrach.
11
Jillian legte das pelzbesetzte Cape um ihre Schultern und schloss die Schnalle. Sie wollte sich mit Peter Fräser treffen, dem Detektiv, den der Graf mit der Ermittlung beauftragt hatte. Sie wollte selbst herausfinden, welche Fortschritte er dabei machte. Sie musste wissen, was genau vor sich ging.
Davon abgesehen würde sie noch verrückt werden, wenn sie die ganze Zeit im Haus saß.
Sie hatte den unteren Treppenabsatz erreicht, als sie Adam sah, der mit langen Schritten auf sie zukam, wobei er mit der Morgenausgabe der Times herumfuchtelte. Der finstere Ausdruck auf seinem Gesicht ließ ihren Puls vor Angst in die Höhe schnellen.
»Telford verlangt, dass du bis zur Verhandlung wieder nach Newgate gebracht werden sollst.« »Oh Gott.«
»Er hat ein fürchterliches Geschrei angestimmt, wirft mir unschickliches und dir unzüchtiges Verhalten vor und Gott allein weiß, was sonst noch. Wir müssen die Situation entschärfen, ehe sie außer Kontrolle gerät. Wir werden London heute Nachmittag verlassen.«
»Was!« Sie knüllte den Saum ihres Capes in ihrer Faust zusammen. »Ich kann London nicht verlassen. Ich muss herausfinden, wer den
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