Heartless 03 - Lockruf des Herzens
Grafen umgebracht hat.«
»Du hast keine andere Wahl. Hier zu bleiben und ohne Anstandsdame mit mir unter demselben Dach zu wohnen verschlimmert deine Situation nur noch.«
»Ich muss bleiben. Ich muss meine Unschuld beweisen.«
»Das wirst du hier nicht können. Du bist eine Ausgestoßene in dieser Stadt. Dafür hat Howard Telford gesorgt. Niemand wird mit dir reden. Man wird dich noch nicht einmal durch die Haustür lassen.«
»Ich werde nicht gehen. Ich kann einfach nicht.«
Seine Augen nahmen einen eisigen dunkelblauen Farbton an. »Ich lasse dir in dieser Sache keine andere Wahl. Man hat dich in meinen Gewahrsam gegeben, bis alles geklärt ist. Das heißt, dass du das tun wirst, was ich dir sage.«
Sie schäumte vor Wut, erwiderte aber nichts. Sie kannte diesen Ausdruck bei ihm und wusste, dass er seine Meinung nicht ändern würde.
»Wir werden nach Blackwood Manor aufbrechen, sobald unsere Koffer gepackt sind. Meine Mutter lebt in einem Haus auf demselben Landsitz. Das gibt dem Ganzen einen respektablen Anstrich und wird die Klatschmäuler zum Schweigen bringen.«
»Deine Mutter? Wie kannst du erwarten, dass die Gräfin von Blackwood jemanden bei sich aufnimmt, der unter Mordverdacht steht?«
»Meine Mutter wird nichts davon erfahren. Vor einigen Jahren hat sie einen Schlaganfall erlitten. Sie hat gelegentlich ihre klaren Momente, aber meistens träumt sie nur vor sich hin.«
Ein Teil ihrer Wut verrauchte. »Das tut mir Leid. Ich kann wohl nur ahnen, wie schwer das für dich sein muss.«
»Meine Mutter hat genau wie dein Vater erst spät Kinder bekommen. Sie hat viele schöne Jahre erlebt, und in welcher Welt sie jetzt auch leben mag - dort ist sie glücklich. Sie ist immer noch eine freundliche und großzügige Frau. Ich glaube, dass du sie mögen wirst.«
»Ich halte das für keine gute Idee. Es ist einfach nicht richtig, deine Familie mit in diese Sache hineinzuziehen. Bestimmt gibt es doch einen anderen Ort, an den du mich bringen kannst.«
Der Blick, den er ihr zuwarf, zeigte, dass seine Entscheidung gefällt war. »Die ganze Situation ist mir einfach zu unberechenbar. Ich will, dass du in Sicherheit bist. Auf Blackwood Manor kann dir nichts passieren.«
»Und was ist mit deiner Familie?«
»Sobald bewiesen ist, dass du unschuldig bist, wird der Skandal in Vergessenheit geraten.«
Auch wenn das nicht so war, würde er ihr keine andere Wahl lassen.
Wie der Graf befohlen hatte, waren Jillians Sachen bis zum Mittag alle gepackt. Ihre Lederkoffer, die mit ihren wundervollen Kleidern gefüllt waren, auf deren Kauf der liebe alte Graf bestanden hatte, waren vom Reitknecht bei Mrs. Madigan, Lord Fenwicks Haushälterin, abgeholt worden.
Blackwoods schöne schwarze, von vier Pferden gezogene Reisekutsche wartete unten, und obwohl sie lieber bleiben wollte, befand sie sich nach dem Gesetz in seinem Gewahrsam und hatte somit keine andere Wahl, als zu gehorchen.
Dieser Gedanke machte sie gereizt und unruhig, während sie in ihrem Schlafzimmer auf und ab marschierte. Zumindest würde sie endlich der Stadt den Rücken kehren und das weite Grün der Landschaft genießen können, wo der blaue Himmel nicht von Rauch und Nebel verunstaltet wurde.
Sie sollte dankbar sein, sagte sie sich. Er bot ihr seine Hilfe an, zu der kein anderer sich bereit erklärt hatte. Ihr Magen verkrampfte sich. Er hatte ihr seine Hilfe angeboten, aber inzwischen wusste sie, was er als Gegenleistung erwartete.
Es würde nicht dazu kommen, sagte sie sich. Der Graf war ein vernünftiger Mann - meistens zumindest. Wenn erst der Verdacht beseitigt war, der ihre Beziehung belastete, würde sie eine Möglichkeit finden, ihn zu entschädigen - ohne mit ihrem Körper bezahlen zu müssen.
Vielleicht würde er ihr dabei helfen, irgendwo eine Stellung als Gouvernante zu finden. Sie liebte Kinder, und sie war im Unterrichten sehr gut gewesen. In den vergangenen Monaten hatte sie den Klang ihres Lachens und die Freude auf ihren Gesichtern vermisst, wenn sie sich ihr Lob verdient hatten.
Sie schaute auf die Uhr, die an der Wand hing. Fast zwölf Uhr. Zeit zu gehen. Ach Gott, sie wollte so gerne bleiben.
Sie war schlecht gelaunt und fühlte sich wie eine Gefangene, als sie die Treppe nach unten ging. Reggie und Maude warteten an der Haustür. Sie hatte die beiden fast erreicht, als sie Lord Blackwood aus seinem Arbeitszimmer treten und durch die Halle auf sich zukommen sah. Er trug weder Gehrock noch Weste, und sein Halstuch war
Weitere Kostenlose Bücher