Heaven - Stadt der Feen
vielleicht nicht immer bewusst ist.«
»Wie haben sich Heavens Eltern kennengelernt?«, fragte David.
Mr Mickey zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht genau«, sagte er.
David hatte das Gefühl, er würde der Frage ausweichen.
»Ich weiß nur das, was die Dienerschaft sich erzählte«, fuhr der Butler fort. »River war eine wunderschöne Frau. Still, schweigsam. Wenn sie lachte, dann sei es ansteckend gewesen, sagte man.« Er ging zu einer Kommode, die im Treppenhaus stand, und nahm ein Bild in die Hand. »Das ist sie. Sieht ihrer Tochter ähnlich, nicht wahr?«
David nickte.
»River kam aus der Gegend um die Fleet Street. Jonathan hielt sich ziemlich bedeckt, was ihre Vergangenheit anging, was natürlich den übelsten Gerüchten Nahrung bot. Wie auch immer, er hat sie sehr geliebt. Abgöttisch, zumindest hörten sich seine Geschichten so an.« Er hielt einen Moment inne und David fragte sich, in welcher Beziehung Mr Mickey zu Heavens Vater gestanden hatte. Ganz sicher nicht in einer Beziehung eines Angestellten, sonst hätte er anders von ihm gesprochen. »Ihre Liebe endete leider viel zu schnell und ließ einen Vater mit einer kleinen Tochter zurück, für die er nie richtig Zeit hatte.« Er bedachte David mit einem Blick, der alles bedeuten mochte.
»Weshalb erzählen Sie mir das alles?«, wollte David wissen.
»Jonathan Mirrlees war reich.«
»Wovon er seit seinem Hubschrauberabsturz nicht mehr viel hat.«
Mr Mickey schaute auf und schien das erste Mal aus der Fassung zu geraten. »Du weißt, wie Jonathan gestorben ist?«
»Heaven sagte mir das.«
Der Butler schwieg einen Moment. »Was hat sie sonst noch erzählt?«
»Nichts.«
Mr Mickey schien zu überlegen, ob David die Wahrheit sagte. Sie hatten jetzt die Haupttreppe über dem Foyer erreicht und der Butler beschleunigte seine Schritte, als wolle er David plötzlich loswerden. »Jonathan verfügte schon sehr früh, dass die Firma nach seinem Tod von seinem Partner weitergeführt werden sollte. Heaven bekommt, was sie braucht und was sie wünscht. Aber sie ist nicht interessiert daran. Das Geld macht ihr Angst. Und das Haus war ihr schon immer viel zu groß.«
David ahnte, worauf das Gespräch hinauslief. »Ich tue das nicht, weil ich auf Geld scharf bin.«
»Was willst du dann von ihr?« Mr Mickey musterte ihn argwöhnisch. Jetzt kam er auf den Punkt. Und nach all dem Gerede, das David nach wie vor nicht einschätzen konnte, war das fast eine Erleichterung.
»Ich will ihr helfen.« Sie erreichten die Tür. »Ich habe keine Ahnung, in was sie hineingeraten ist. Aber ich will ihr helfen.«
»Die Männer, die da draußen waren«, begann Mr Mickey und sprach den Satz nicht zu Ende.
David fasste einen Entschluss. Zeit, Mr Mickey zu testen. Zu testen, was wirklich hinter seiner Fassade steckte.
»Heaven behauptete, der eine hätte ihr das Herz herausgeschnitten.«
Mr Mickey schüttelte den Kopf. »Das ist wieder eine ihrer Geschichten.«
»Was meinen Sie?«
»Hör zu«, begann Mr Mickey und sah David eindringlich an. »Als sie ein Kind war, da war sie oft allein. Öfter, als gut für sie war. Dann hat sie immer Geschichten erfunden, um . . . sich ein wenig ins rechte Licht zu rücken.«
»Sie meinen, dass die Geschichte mit dem Herzen eine Lüge ist?«
»Nun ja, ich würde es nicht direkt als Lüge bezeichnen.«
David nickte.
»Um eins klarzustellen«, sagte Mr Mickey, »ich sorge mich um Heaven. Ich will, dass es ihr gut geht.« Er trat auf David zu und tippte ihm nachdrücklich mit dem Finger auf die Brust. »Wenn du nicht gut zu ihr bist, dann werde ich dich finden.«
David wollte etwas sagen, aber Mr Mickey hob die Hand und gebot ihm zu schweigen.
Mr Mickey zeigte jetzt ein freundliches Lächeln. »Sei einfach gut zu ihr. Ich weiß nicht, wo sie wohnt. Irgendwo in London, so viel hat sie mir gesagt. Sie kommt einmal die Woche hierher. Wir trinken Tee und reden. Aber nie über das, was sie wirklich tut. Ich weiß, dass sie es mag, auf Dächer zu klettern und den Nachthimmel zu beobachten. Wenn sie hier ist, dann erzählt sie vom College und den Dingen, von denen sie glaubt, dass sie mich interessieren und beruhigen könnten. Sie ist ein gutes Mädchen. Vergiss das nie.«
David nickte. »Ich will ihr helfen«, sagte er erneut. »Wirklich.«
»Sei vorsichtig, wenn du da draußen herumläufst. Die Kerle sahen gefährlich aus.«
»Versprochen.«
»Und was immer Heaven dir erzählt hat«, sagte er, »ich glaube nicht, dass ihr das
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