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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Herz fehlt. Kein Mensch kann ohne ein Herz leben. Denk daran, sie mag Geschichten. So war sie schon immer.«
    David ging nach draußen. Die kalte Luft zu atmen, tat gut.
    »Und noch was.«
    »Ja?«
    »Du musst ihr etwas ausrichten.«
    »Was denn?«
    »Wenn sie in Schwierigkeiten gerät, in richtig ernsthafte Schwierigkeiten, dann soll sie nach Canary Wharf gehen.«
    »Canary Wharf ist groß.«
    »Sie wird wissen, wohin sie gehen muss.« Er beugte sich vor, spähte nach draußen. »Aber sie wird sich weigern, um Hilfe zu bitten.« Mr Mickey schaute David lange an, suchte in dessen Augen nach einem Funken Gewissheit. »Sie kann sehr störrisch sein.« Er seufzte. »Du musst dafür sorgen, dass sie es tut, ehe es zu spät ist.«
    David zog es vor, wieder nicht zu antworten. Der Butler schien zu überlegen, ob er noch etwas hinzufügen sollte, doch schließlich ließ er es bleiben.
    Draußen wehte ein eisig kalter Wind. Wolken waren aufgezogen, dicht und schwer. David verabschiedete sich und ging dann schnellen Schrittes zur Straße zurück.
    Er lief die Twickenham Road hinauf, dachte an das fremdeLeben, dessen Hauch ihn eben gestreift hatte, und die feinen Lügen, die sich in den Wahrheiten versteckten. Er dachte an Heaven und das, was er tun musste, und während er das tat, schaute er kein einziges Mal zurück.

Zweites Zwischenspiel

Mr Mickey
    I n dem großen Haus klingelte das Telefon, doch niemand hob ab. Michael Jones sah aus dem Fenster und blickte nachdenklich der schmalen, hochgewachsenen Gestalt hinterher, die über die Auffahrt in Richtung Tor lief. Die Bewegungen des Jungen waren geschmeidig, Heavens gar nicht so unähnlich, die langen Beine in den roten Turnschuhen holten weit aus.
    Mr Mickey stöhnte leise auf. Vielleicht hatte er einen Fehler gemacht, hatte die falsche Entscheidung getroffen. Aber jetzt war es nicht mehr zu ändern.
    Der Junge, der weder seinen Namen noch seinen Wohnort genannt hatte, war nicht zu unterschätzen, das war Mickey gleich klar gewesen. So offen und ehrlich er auch aussah, mit diesen großen Augen, die ihn unter dem jungenhaft zerzausten Haar unschuldig gemustert hatten, als ob er kein Wässerchen trüben könnte – Mickey erkannte ein Pokerface, wenn er eins sah. Zumal der Junge nicht mit der Wimper gezuckt hatte, obwohl der Schnitt an seinem Hals höllisch geschmerzt haben musste.
    Ja, es war tatsächlich ein Fehler gewesen. Mickeys mächtige Schultern sackten unmerklich zusammen. In Momenten wie diesen verfluchte er Jonathan Mirrlees.
    Der Park lag schon längst leer und verlassen vor ihm, als Mr Jones sich endlich vom Fenster wegdrehte und die langenTreppen hinunterging. Er bewohnte drei Zimmer im Erdgeschoss, gleich neben dem Salon, in dem Freema früher immer am Tisch ihre Bilder von den Sternen gemalt hatte.
    Seine Schritte hallten durch das einsame Treppenhaus. Er lief an den zahllosen Ölgemälden und den Fotografien vorbei, die seit so vielen Monaten seine einzige Gesellschaft waren. Etwas streifte seine Beine, es war die Katze, die aus der Küche kam.
    Michael Jones schloss gerade die Tür zu seinem Apartment auf, als der Wagen in die Einfahrt bog.

7. Kapitel

Wie Postkarten aus einer fernen Welt
    D as Gefühl, ziellos durch die Gegend zu laufen, war David bekannt. Cardiff war nichts anderes gewesen. Er war von einer Wand gegen die nächste gelaufen, immer und immer wieder. Das hier war ähnlich. Er war ständig in Bewegung und wusste nicht so recht, ob ihn das überhaupt weiterbrachte. Dennoch lief er weiter, denn ein Zurück gab es nicht.
    Der Bus hatte ihn bis zum Earl’s Court gebracht und von dort aus nahm er die Hammersmith Line und dann die Bakerloo Line, weil sie ihn am schnellsten nach Little Venice brachten. Nur äußerst widerwillig nahm er die U-Bahn bis zur Warwick Avenue. Er konnte da unten in der Welt der langen Tunnel und des Schmierölgestanks kaum atmen.
    Doch er wollte diese ganze Sache jetzt so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die Dinge begannen außer Kontrolle zu geraten. Es passierte zu viel, auf das er sich keinen Reim machen konnte. Da hatte ihm die Tube gerade noch gefehlt.
    Er hasste das Gedränge und die lauten Geräusche, die durch die viel zu engen Gänge drängenden Massen von Menschen. Die U-Bahn war schnell und bot Schutz. Da war er realistisch – und äußerst pessimistisch. Die Tatsache, dass ihm niemand auffiel, musste nicht bedeuten, dass ihm auch wirklich keiner folgte. Was nützte es ihm, wenn er sich ständig

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