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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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stand inmitten eines imposanten Eingangsbereichs. Die Wände waren dunkel getäfelt, riesige Gemälde schauten auf den Besucher herab. Der Steinboden glänzte hell, wie poliert, und vor ihm schwang sich eine breite imposante Treppe in die Höhe.
    David konnte sich mühelos vorstellen, dass es auch hier einen Ostflügel gab, den man nicht betreten durfte, weil dort hinter im Wind wehenden Vorhängen düstere Geheimnisse schlummerten. Vielleicht existierte an der Themse, die sich durch den Old Deer Park schlängelte, sogar ein Bootshaus, das der Ort heimlicher Liebschaften gewesen war.
    Der Butler schloss die Tür hinter ihm und glitt an ihm vorbei. »Es ist die Katze gewesen«, sagte er. Der Nadelstreifenanzug, den er trug, sah teuer aus, aber trotzdem wirkte er ein bisschen verkleidet darin. Jeans und ein T-Shirt hätten besser gepasst. »Wir haben keine Haustiere hier, aber an manchen Tagen kommt eine Katze zu uns. Sie kommt zum Seiteneingang, wo die Küche ist, und sitzt vor der Tür und schnurrt und leckt sich die Pfoten. Sie sieht sich ihr Spiegelbild in der Glastür an und wartet, bis ihr jemand öffnet.«
    David starrte den Mann an.
    Was redete der Kerl da überhaupt? Mit einem Mal kam ihm all das furchtbar unwirklich vor. Dieses Haus, das wie eine Hitchcock-Kulisse aussah, die Lebensgefahr, in der er eben noch gesteckt hatte, das Blut an seinem Hals, der Schnitt, der zu pochen und zu brennen begann. Und jetzteben dieser Butler, der sich Mr Mickey nannte und seelenruhig vor ihm stand und von einer Katze erzählte.
    »Die Katze«, plauderte Mr Mickey weiter. »Ich nenne sie Mrs Spoonful, weil sie immer nur einen einzigen Löffel voll Milch nimmt – ist heute wie immer zur Küche gekommen und ich wollte ihr gerade eine Schale mit Milch vor die Tür stellen, als sie erschrocken davonlief.« Mr Mickey hob den Finger wie ein Detektiv, der gerade zur äußerst bedeutsamen Schlussfolgerung seines Vortrags kommt. »Mrs Spoonful – ich nenne sie Mrs, weil sie regelmäßig mit einem Kater aus der Nachbarschaft in den Büschen verschwindet, und immer mit dem gleichen Kater, sei angemerkt –, Mrs Spoonful ist wachsam.« Er lief einen Korridor entlang, an dessen Wänden weitere Ölgemälde hingen. »Weißt du, man merkt einer Katze an, wenn etwas passiert, das nicht gut ist. Und vorhin war Mrs Spoonful plötzlich sehr angespannt und wachsam. Sie lief davon, weil jemand da war, der sonst nicht da ist.«
    Das war alles?
    »Deswegen haben Sie die Security gerufen?«
    Mr Mickey lachte schallend. »Nein, dann hätte mich der Wachdienst wohl für verrückt erklärt.« Er erreichte ein weiteres Treppenhaus, nicht weniger breit, nicht weniger herrschaftlich. »Ich habe mir die Überwachungskameras angeschaut und den seltsamen Kerl bemerkt, der sich an die Hauswand gedrückt hat.« Er seufzte. »Manchmal lungern Obdachlose auf dem Grundstück herum. Man weiß nie, was sie wollen. Wenn sie freundlich sind, dann kriegen sie eine warme Mahlzeit, wenn sie bedrohlich und unberechenbar wirken, dann rufe ich den Wachdienst.«
    »Wie eben.«
    »Genau.«
    David dankte insgeheim Mrs Spoonful.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte er.
    »Komm mit nach oben in mein Büro. Da können wir reden.«
    David folgte Mr Mickey die Treppe hinauf. Die Geländer waren aus Stein und ruhten auf dicken Säulen. Die Stufen waren ebenfalls aus hellem Stein, der glänzte.
    »Seit wann kennt ihr euch?«, fragte Mr Mickey.
    David sagte es ihm.
    »Und sie will nicht, dass du mir sagst, wo sie steckt?«
    »Es ist besser, wenn niemand das weiß.«
    »Du hast mir noch immer nicht gesagt, wie du heißt.«
    David schüttelte den Kopf. »Wenn ich das tue, dann können Sie rausfinden, wo sie ist.«
    »Hm«, grummelte Mr Mickey.
    »Tut mir leid.«
    Mr Mickey blieb oben auf dem Treppenabsatz stehen und musterte David eingehend. »Und die beiden Männer, die eben bei dir waren? Sie suchen nach Heaven, habe ich recht?«
    David zuckte mit den Schultern.
    »Übrigens, ich heiße eigentlich Michael Jones. Mr Jones, normalerweise.« Sie erreichten das Ende der Treppe. »Mr Mickey ist nur der Name, den Heaven mir gegeben hat, als ich in dieses Haus kam.« Er ließ den Blick durch den Flur gleiten. »Zwölf Jahre ist das nun her. Sie war damals sieben Jahre alt und ich schlug ihr vor, mich Mickey zu nennen. Doch sie sagte immer Mr Mickey, keine Ahnung, weshalb.So ist Heaven nun mal.« Der Mann nickte ihm zu. »Wenn du möchtest, dann kannst du mich auch Mr Mickey nennen.«
    David

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