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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Admiral Kemper nie zulassen.«
    »Wenn nun aber Kemper den Befehl hat, bei einem eventuellen Piratenakt der Russen gegen die Titanic passiv zu bleiben?« fragte Seagram sanft.
    Donner schüttelte den Kopf. »Willst du etwa andeuten, der Präsident der Vereinigten Staaten arbeite mit den Kommunisten Hand in Hand?«
    Seagram zuckte resigniert die Schultern und sagte: »Wie kann ich irgend etwas andeuten, wenn ich selbst nicht weiß, was ich glauben soll?«
32
    Pavel Marganin wirkte in seiner weißen Marineuniform größer und respekteinflößender als sonst. Beim Betreten des Borodino-Restaurants nannte er dem Empfangschef seinen Namen und folgte ihm zu Prevlovs Tisch. Der Hauptmann blickte von den Papieren in einem Aktenordner hoch und begrüßte Marganin mit einer einladenden Geste. Marganin setzte sich, bestellte einen Wodka und wartete geduldig, bis Prevlov seine Lektüre beendet und das Aktenstück beiseite gelegt hatte.
    »Wissen Sie eigentlich genau über die Expedition zur Erforschung der Lorelei-Strömung Bescheid, Leutnant?«
    »Nicht in allen Einzelheiten. Vor der Weitergabe an Sie habe ich den Bericht nur überflogen.«
    »Eine denkwürdige Leistung, diese Expedition«, sagte Prevlov nachdenklich. »Ein Tiefsee-Tauchboot, das in fast zwei Monaten fünfzehnhundert Seemeilen am Meeresboden zurücklegt, ohne einmal aufzutauchen. Ich fürchte, unsere Wissenschaftler können da nicht mithalten.«
    »Mag sein, daß uns die Amerikaner auf diesem Gebiet voraus sind«, bestätigte Leutnant Marganin. »Aber der Bericht, Hauptmann: haben Sie da etwas Wichtiges entdeckt?«
    Prevlov zuckte mit den Schultern. »Es gab da einen plötzlichen Kurswechsel der Sappho I , der eine Bedeutung haben könnte. Wir sollten ermitteln, was die Amerikaner im Gebiet vor den Großen Neufundlandbänken so interessant finden. Seit dieser Affäre auf Nowaja Semlja bin ich mißtrauisch gegen dieses Nationale Unterwasser- und Marine-Amt der Amerikaner. Ich will alle Operationen von NUMA während der vergangenen sechs Monate genau unter die Lupe nehmen, und Sie sollen mir dabei helfen, Leutnant.«
    »Natürlich, Hauptmann«, sagte Marganin bereitwillig. »Wenn Sie sich etwas davon versprechen.«
    Prevlov winkte den Kellner herbei und zahlte. »Bleiben Sie ruhig noch sitzen, Leutnant«, sagte er freundlich. »Genießen Sie die Atmosphäre und trinken Sie noch einen Wodka auf meine Rechnung, falls Sie Lust haben.« Er stand auf, nahm das Aktenstück und nickte Marganin zu, bevor er ohne große Eile das Restaurant verließ. Der Leutnant schaute ihm erleichtert nach. Es traf sich gut, daß sein Vorgesetzter gegangen war. Sonst hätte Marganin womöglich eine andere Verabredung nicht einhalten können. Nach einem Blick auf die Uhr stand er zehn Minuten später auf und ging in die Toilette.
    Er war nicht allein. Jemand stand in einer der Kabinen. Die Spülung rauschte, und Marganin beobachtete im Spiegel über dem Waschbecken, wie jener fette Mann aus der Kabine kam, mit dem er sich neulich auf der Bank im Park getroffen hatte. »Verzeihung«, sagte der Dicke. »Sie haben das verloren.«
    Er reichte Marganin einen kleinen Umschlag. Marganin nahm den Umschlag und ließ ihn in einer Tasche verschwinden. »Sehr liebenswürdig von Ihnen. Vielen Dank.«
    Der Dicke beugte sich über das Waschbecken, während Marganin so tat, als trocknete er sich die Hände ab. »Sehr wichtige Informationen«, sagte der Dicke wie in leisem Selbstgespräch.
    »Ich werde das prüfen«, raunte Marganin und verließ den Toilettenraum mit den hohen Fliesenwänden.
33
    Der Brief lag mitten auf dem Schreibtisch in Seagrams Arbeitszimmer. Er schaltete die Tischlampe an, ließ sich in den Sessel sinken und begann zu lesen.
    Gene, ich liebe Dich. Es klingt banal, ist aber wahr. Ich liebe Dich immer noch von ganzem Herzen. In diesen für Dich so anstrengenden Monaten habe ich verzweifelt versucht, Dich zu verstehen und zu umsorgen.
    Immer wieder habe ich gewartet und gehofft, Du würdest meine Liebe und meine Bemühungen wenigstens mit einem kleinen Zeichen der Zuneigung belohnen. In manchen Dingen bin ich stark, Gene, aber ich habe nicht die Kraft und Geduld, unentwegt gegen Gleichgültigkeit und Vernachlässigung anzukämpfen. Keine Frau kann das auf die Dauer.
    Vielleicht habe ich nach unseren ersten schönen Jahren einen Mißklang in unsere Ehe gebracht, weil ich kein Kind haben wollte. Mag sein, daß ein Baby ein besseres Bindeglied gewesen wäre. Ich weiß es wirklich nicht.

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