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Heidegger - Grundwissen Philosophie

Heidegger - Grundwissen Philosophie

Titel: Heidegger - Grundwissen Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Tietz
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eine
Identität: die volle Übereinstimmung zwischen Gemeintem und Gegebenem als solchem
.« 68
    Nun läßt sich eventuell noch argumentieren, daß Phänomenevidenz in wahrheitstheoretischer Hinsicht eine Relevanz besitzt. Gleichwohl spricht das »Phänomen« nicht. Jede Phänomenevidenz bedarf daher der Vermittlung durch eine sprachliche Interpretation, so der Rekurs auf Evidenz nicht zu einem willkürlichen »Rekurs auf ein Dogma« werden soll. 69 Das Problem liegt auf der Hand. Da Heidegger analog zu [117] Husserl mit der Phänomenevidenz aus dem sprachlogischen Bereich ausbricht, mit der »Urteilsevidenz« wird nach Husserl zwar das »Sein im Sinne der Urteilswahrheit erlebt, aber nicht ausgedrückt«, muß er plausibel machen, wie er in diesen Bereich zurückkommt. Zwei Wege scheinen möglich: Entweder man gesteht zu, daß die Interpretationsbedürftigkeit der Phänomene einen Übergang von der phänomenologischen Evidenztheorie der Wahrheit zu einer semantischen, hermeneutischen oder diskurstheoretischen Theorie der Wahrheit erzwingt. Oder aber man interpretiert das Phänomen im Sinn von Erschlossenheit und kappt den Bezug zur Wahrheit. Bekanntlich ist Heidegger den letzteren Weg gegangen.
    Am Phänomen soll sich das Seiende so zeigen, »wie es an ihm selbst ist«. Heidegger stellt nun ohne weitere Begründung die These auf: »Die Aussage ist
wahr
bedeutet: sie entdeckt das Seiende an ihm selbst.« (SZ 218) Und von dieser These ausgehend sagt er: »Wahrsein (
Wahrheit
) der Aussage muß verstanden werden als
entdeckend-sein
.« (SZ 218) Dabei verschwindet unterderhand der Relationscharakter, der im »So – Wie« (SZ 216) ausgesprochen ist. Sodann kann Heidegger fast deduktiv folgern: »Zur Ausweisung steht nicht eine Übereinstimmung von Erkenntnis und Gegenstand […] Zur Ausweisung steht einzig das Entdecktsein des Seienden selbst.« Und unter Bezugnahme auf einen Gedanken, der sowohl aus der Scholastik als auch aus der Urteilstheorie von Lask vertraut ist: daß das Seiende als Seiendes selbst wahr ist, ist Heidegger über Husserl hinaus. Freilich um den Preis, daß die zweidimensionale syntaktisch-semantische Explikation des Sinns von Wahrheit als Minimalbedingung jeder Wahrheitstheorie über Bord geworfen werden muß. Die Identifikation von Erkennen und Realität ist auf der Grundlage einer Erschlossenheitsanalyse gesichert, der das In-der-Welt-Sein zum letzten »
Fundament
des ursprünglichen Phänomens der Wahrheit« wird. Statt den internen Zusammenhang von Wahrheit und Rechtfertigung auf der einen Seite und von Wahrheit und Welterschließung auf der anderen Seite thematisch zu machen, [118] trennt Heidegger diesen Zusammenhang auf und reduziert ihn auf eines seiner Momente – auf Erschlossenheit. Damit ist bereits in
Sein und Zeit
ein Motiv berührt, das beim späten Heidegger offen zutage tritt. In dem Maß, wie die pragmatische Welterschließung zurücktritt, nimmt die sprachliche Sinn-Lichtung einen schicksalhaft sich ereignenden Zug an, so daß die »Schickung des Seins« sich auch nicht mehr als ein Ergebnis von gesellschaftlichen Lernprozessen begreifen läßt.
    Wie bereits bemerkt: Es geht Heidegger nicht allein darum, die Korrespondenztheorie der Wahrheit zu desavouieren – die relative Berechtigung dieser Theorie wird von ihm ausdrücklich anerkannt. Es geht ihm vielmehr um die Fundierungsebenen und um ihre Zusammenhänge; genauer, die Abkünftigkeit der Aussagenwahrheit von einer als ursprünglicher angesetzten Wahrheit – der Erschlossenheit – nachzuweisen. Und eben diese Wahrheit qua Erschlossenheit versteht Heidegger als eine »Wahrheit im ursprünglichen Sinn«. Denn sie »gehört zur Grundverfassung des Daseins. Der Titel bedeutet ein Existenzial.« (SZ 226) Und da diese Wahrheit so grundlegend ist, daß sie überhaupt erst die Unterscheidung von wahr und falsch ermöglicht, kann sie nicht hintergangen und demzufolge auch nicht hinterfragt werden. In begründungstheoretischer Hinsicht ist sie als nicht mehr hintergehbar ausgewiesen. »Sein – nicht Seiendes – ›gibt es‹ nur, sofern Wahrheit ist. Und sie
ist
nur, sofern und solange Dasein ist. Sein und Wahrheit ›sind‹ gleichursprünglich.« (SZ 230)
    Hier nun wird jene Zweideutigkeit deutlich, auf die Ernst Tugendhat aufmerksam gemacht hat. Indem der Wahrheitsbegriff durch den Begriff der Wahrheit als Erschlossenheit substituiert wird, »phänomenologische Wahrheit« bezeichnet Heidegger ja als »Erschlossenheit von Sein«,

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