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Heidelberger Lügen

Heidelberger Lügen

Titel: Heidelberger Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Audi?« Es dauerte einige Sekunden, bis ich schaltete. »Moment mal! In diesem Hotel waren in der Nacht ungefähr vierzig Leute von Audi! Beschaffen Sie mir bitte so schnell wie möglich die Telefonnummer von dem Mann.«
    Wortlos reichte sie mir ein Blatt, das sie die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte.
    Rainer Fehrenbach hatte zum Glück eine Sekretärin, die eine bayerische Frohnatur und Plaudertasche war und sich zudem gerade langweilte, weil ihr Chef auf Reisen war. Ich bezirzte sie ein wenig, und dann brauchte ich nur noch zuzuhören. Er war fünfundvierzig Jahre alt, galt als cool und war in der Firma außerordentlich angesehen und erfolgreich. Seine Beförderung zum Hauptabteilungsleiter sei nur noch eine Frage der Zeit, erfuhr ich. Und bei dieser Tagung in Heinsheim im letzten Juli war er bestimmt nicht gewesen.
    »Da war er nämlich in China. Ich hab hier seinen Kalender vor mir.«
    Die Begeisterung, mit der die Frau über ihren Chef sprach, ließ mich vermuten, dass sie ein wenig in ihn verliebt war. Sowie die Rede auf seine verschwundene Frau kam, wurde meine Gesprächspartnerin auffallend zugeknöpft, was meinen Verdacht erhärtete.
    »Wie hat er reagiert, als sie plötzlich weg war?«
    »Ach«, erwiderte sie gedehnt. »Wir … also er hat ja eigentlich die ganze Zeit mit so was gerechnet.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Na ja. Sie … Wie soll ich sagen … Die Ehe war nicht so super, wenn Sie verstehen.«
    Das Thema war ihr hörbar unangenehm. Viel lieber sprach sie wieder über ihren Chef. Rainer Fehrenbachs Tätigkeit führte ihn oft ins Ausland, in letzter Zeit häufig nach China. Audi plante dort ein Werk. Kein Wunder, dass seine Frau fremdging, dachte ich. Übermorgen, am Donnerstag, wurde er zurückerwartet.
    Als Nächstes versuchte ich es bei Diana Gold-Fehrenbachs ehemaligem Arbeitgeber. Dort war man alles andere als auskunftsfreudig. Es gelang mir aber doch, mich bis zum Inhaber der Firma durchzunörgeln, einem gewissen Herrn Krasnitz. Er gehörte zu den Menschen, auf die der Rang eines Kriminalrats keinen Eindruck macht.
    »Die Diana, ja, ja. Schade, dass sie uns so plötzlich verlassen hat. Mit ihr haben wir eine engagierte Mitarbeiterin verloren.«
    »Wir haben den Verdacht, dass sie nicht mehr am Leben ist.«
    »Sie wollen sagen, sie ist tot?«, fragte er erstaunt. »Wie das?«
    »Wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass sie einem Verbrechen zum Opfer fiel. Noch handelt es sich allerdings um einen Anfangsverdacht.«
    »Vorher hat sie aber noch gekündigt. Per E-Mail zwar und ein wenig außerhalb der Vertragsbedingungen. Aber immerhin gekündigt.«
    »Wann genau war das?«
    »Ich glaube kaum, dass ich zu solchen Auskünften verpflichtet bin.«
    »Sie glauben richtig. Es ist allerdings kein Problem für mich, meine Münchner Kollegen um Amtshilfe zu bitten. Dann haben Sie noch heute Nachmittag die Polizei im Haus.«
    »In Gottes Namen«, murrte er. »Lassen Sie mich nachsehen.«
    Es dauerte nur wenige Sekunden. »Am siebten ist die Mail gekommen, sehe ich. Am siebten Juli.«
    »Ist sie am sechsten zur Arbeit erschienen?«
    »Das dürften nun doch wirklich innerbetriebliche Angelegenheiten sein.«
    »Herr Krasnitz …«
    »Doktor Krasnitz.«
    »Herr Doktor Krasnitz, es ist mein voller Ernst. Ich kann Ihnen beliebig lange und heftig auf die Nerven gehen.«
    »Das tun Sie bereits.«
    »Wir ermitteln in einem Mordfall, und ich werde nicht zögern …«
    »In Gottes Namen, okay. Nein, am sechsten ist sie nicht erschienen.«
    »Hatte sie sich krankgemeldet?«
    »Nein, auch das hat sie nicht. Sie ist einfach nicht zur Arbeit gekommen. Ohne einen Anruf, ohne eine Erklärung. Und das Ganze war insofern besonders ärgerlich, weil sie an diesem Tag zwei wichtige Kundentermine hatte, die dann natürlich geplatzt sind. Ich kann mich noch sehr gut an diesen Tag erinnern. Und am nächsten Morgen kam dann diese merkwürdige Mail. Aus persönlichen Gründen müsse sie das Arbeitsverhältnis fristlos kündigen. Ich weiß, ich könnte sie verklagen. Aber verklagen Sie mal jemanden, von dem Sie nicht mal wissen, wo auf der Welt er sich aufhält.«
    »Halten Sie es für denkbar, dass diese Mail getürkt war?«
    »Getürkt?« Er überlegte lange. »Der Gedanke ist mir noch nicht gekommen. Aber jetzt, wo Sie es sagen …«
    »Was reden die Kollegen über sie? War sie beliebt? Zuverlässig? Hatte sie irgendwelche Laster?«
    Selbst sein Lachen klang kalt. »Ihr Laster, das war dieser hoffnungslos

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