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Heidelberger Wut

Heidelberger Wut

Titel: Heidelberger Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolgang Burger
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geraten. Irgendwie gelang es mir, dieses verflixte Gespinst von BH aufzuhaken, ohne es dabei zu zerreißen. Aus irgendeinem Grund saß Theresa plötzlich rittlings auf der Küchenarbeitsplatte. Im letzten Moment gelang es mir noch, mein Brotmesser in Sicherheit zu bringen, sonst wäre unser Wochenende schon nach fünf Minuten zu Ende gewesen. Und wie hätte ich meinem Chef erklären sollen, dass seine Gattin sich in meiner Küche und mit einem meiner Messer ins prächtige Hinterteil geschnitten hatte? Noch dazu, ohne dass dabei ihre Jeans zu Schaden kam?
    Noch niemals hatte ich Sex mit einer Frau gehabt, die auf der Arbeitsplatte meiner Küche saß. Erstaunlich, was alles geht.
    »Wir haben uns ja nicht mal anständig ausgezogen«, stellte ich fest, als ich wieder sprechen und denken konnte. »Ich dachte, wir könnten uns zur Abwechslung mal richtig Zeit lassen.«
    Sie lachte hell, hüpfte herunter und küsste mich auf die Nase. »Wir können uns noch so oft Zeit lassen in den nächsten zwei Tagen!«
    Merkwürdigerweise trug sie noch immer ihren schwarzen Slip, wie ich jetzt erst feststellte. Sie vor sich hin summend, ich leise pfeifend, machten wir uns daran, unsere Sachen aufzusammeln. Theresa hatte zwei Taschen mitgebracht. In der einen befand sich praktisch nichts als ein flauschiger, tannengrüner Morgenmantel, in den sie umgehend schlüpfte. Die andere war schwerer, und etwas klimperte vielversprechend darin.
    »Ich habe ein wenig in Egonchens Keller geräubert«, erklärte sie mir strahlend.
    »Hoffentlich merkt er es nicht.«
    »Wenn doch, dann werde ich ihm erzählen, dass Viola überraschend zu Besuch kam.«
    Viola, das war ihre alte Busenfreundin aus Darmstadt, die schon des Öfteren als Ausrede und Alibi hatte herhalten müssen. Entweder besuchte Theresa sie angeblich übers Wochenende, oder Viola kam selbst zu Besuch, wie diesmal.
    Ich zählte fünf schlanke Flaschen. »Trinkt sie denn so unmäßig?«
    »Aber ja!«, erwiderte Theresa gut gelaunt. »Die gute Viola säuft wie ein Nilpferd. Komm, lass mich deine Wohnung ansehen.«
    Die Besichtigung dauerte nicht lange. Sie fand alles hübsch und freundlich und ansonsten nicht weiter erwähnenswert. Manchmal war ihr anzusehen, wie sie im Kopf schon Pläne machte, was umzuräumen, was wegzuwerfen, was anders zu arrangieren wäre, wenn sie hier etwas zu melden hätte. Hatte sie aber nicht. Ich fand meine Wohnung perfekt. Es war alles da, was ich zum Leben brauchte, alles am richtigen Platz, und es blieb genug Raum dazwischen zum Leben. Nur das Zimmer meiner Töchter betrachtete Theresa lange und mit einem wehmütigen Zug im Augenwinkel.
    »Ein Mädchenzimmer«, murmelte sie und schmiegte sich an mich. Ihr Morgenmantel öffnete sich ganz von selbst. Inzwischen hatte ich aus Gründen der Symmetrie und Zeitersparnis auch meinen angezogen.
    »Nicht im Kinderzimmer!« Ich versuchte, ihre ruhelosen Hände einzufangen. Brummelnd ließ sie ab von mir.
    »Sieh mal.« Ich zupfte ein Etwas aus Bändchen und einem bisschen Stoff aus der untersten Schublade der Kiefernholz-Kommode. »Wenn ich nicht ahnen würde, was das ist, würde ich es vermutlich für einen Nasenwärmer halten. Obwohl dieses Ding bestimmt nicht viel Wärme gibt.« Ich drückte ihr das Objekt meiner Neugierde in die Hand. »Kannst du mir erklären, wozu das gut sein soll?«
    Theresa kugelte sich vor Lachen. »Das nennt man String-Tanga«, erklärte sie mir. »Die Mädels lieben so was heute.«
    »Und wozu, bitte schön, trägt man das? Sie könnten genauso gut nackt herumlaufen!«
    »Manches tragen Frauen nicht, damit sie etwas anhaben«, schnurrte sie mit verruchtem Blick, »sondern damit sie etwas ausziehen können. Für mich ist er leider ein paar Nummern zu klein, sonst könnte ich dir zeigen, wie er am Körper aussieht. Würde dir bestimmt gefallen.«
    »Hör mal«, versetzte ich, »die Mädchen sind fast noch Kinder! Ich weiß überhaupt nicht, woher sie dieses unanständige Zeug haben.«
    »Es gibt Geschäfte, da kann man solche Sachen kaufen. Ganz normale Geschäfte, wo auch ganz normale Teenager einkaufen können.«
    Schon wieder war sie gefährlich nah. Ich stopfte das String-Dingsbums in die Schublade zurück. »Sie tun die Dinger nie in die Wäsche. Vermutlich waschen sie sie mit der Hand, damit ich sie nicht zu Gesicht bekomme.«
    »Du wirst dich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass deine Töchter jetzt sehr rasch erwachsen werden.« Theresa nahm mich tröstend in die Arme. »Du hast doch

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