Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
Vom Netzwerk:
aufgebürdet hat – ich spreche von Schuld. Ich denke, an dieser Picasso-Lithografie hängt eine so große Schuld, Quittungen hin oder her, dass zwei Generationen nicht ausreichen werden, sie zu tilgen. Und es ist ein anderes Wort, das ich in diesem Zusammenhang nicht aus dem Kopf bekomme. Dieses Wort heißt Schande.«
    Rubacher musste schlucken, bevor er sagte: »Sie haben vielleicht den falschen Beruf ergriffen.«
    Jasmin Gangbacher fragte: »Haben Sie schon einmal in Erwägung gezogen, diese Lithografie den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben?«
    Heinrich Rubacher giftete in Schielins Richtung, ohne die Fragestellerin anzusehen. »Das rechtmäßige Eigentum steht außer Frage und ist als geklärt zu betrachten – ich und meine Familie, wir sind die rechtmäßigen Eigentümer. Ich möchte außerdem nicht länger mit Ihnen über diesen Sachverhalt reden.«
    Die Tür ging auf, und Lydia Naber kam in den Raum. Sie hielt ein Blatt Papier in der Hand, das sie Schielin reichte. Der las kurz und wandte sich wieder mit ernster Miene Rubacher zu. »Sie werden sich aber mit uns unterhalten müssen. Ich möchte Ihnen nochmals die Frage stellen, für das Protokoll. Wo waren Sie am Sonntag zwischen zweiundzwanzig Uhr und zwei Uhr Montag früh.«
    Die stringente Art, wie die Frage gestellt wurde, und die Umstände – dieses Stück Papier, das er in der Hand hielt – verunsicherten Rubacher. Er sagte zögernd. »Ich denke, diese Frage schon ausreichend beantwortet zu haben.«
    »Zu Hause, mit ihrem Sohn, ist das richtig so?«, fragte Schielin nach.
    Rubacher nickte.
    »Würden Sie bitte meine Frage mit einem Ja oder Nein beantworten.«
    »Ja.«
    Schielin faltete die Hände. »Vielen Dank Herr Rubacher. Das nächste Mal dann mit ihrem Anwalt. Auf Wiedersehen.«
    Jasmin Gangbacher brachte Rubacher nach draußen.
    »Und, ist er es?«, fragte Lydia Naber und deutete auf den Zettel, den sie Schielin zuvor gebracht hatte.
    Schielin schüttelte den Kopf. »Also der nette Mensch von eben, der heißt Dr. Heinrich Rubacher und nicht Ludwig. Er hat auch keinen zweiten Vornamen der auf Ludwig lautet.«
    »Komisch ist das aber schon. So verbreitet ist der Name nun auch nicht.«
    »Vielleicht ist es ja sein Bruder«, meinte Schielin.«
    »Was macht unser Narbengesicht denn so beruflich?«, fragte Lydia.
    »Er betreibt eine Verwaltungsgesellschaft für Immobilien, also die akademische Variante einer Hausmeisterei.«
    »Das ist auch so etwas wie Betreuer, oder?«, meinte sie nachdenklich.
    »Fragt sich nur, wer mehr Kohle rausholt«, entgegnete Schielin nachdenklich, »ein gewisser Ludwig Rubacher ist also der Betreuer von Frau Bamm. Ich fürchte, die Sache könnte nun doch etwas kompliziert werden. Könnte schon sein, dass es Brüder sind.«
    »Deine Frage nach dem Alibi hat ihn aber ganz schön ins Schleudern gebracht, diesen Doktor Heinrich Rubacher. Da ist doch was faul«, meinte Lydia Naber.
    »Kann sein. Es wird sicher so sein, dass wir ihn bald wieder hier sitzen haben werden.«
    Jasmin Gangbacher war wieder zurück und fragte Lydia Naber: »Wie wird man eigentlich Betreuer?«
    Die schaute gequält zur Decke. »Das ist im Grunde genommen unglaublich. Als wir vor einem Jahr hier einen Hausmeister einstellen wollten, da brauchten die Bewerber irgendein Papier von der IHK und was weiß ich nicht alles. Wenn man Betreuer werden will, braucht man gar nichts. Du gehst zum Amtsgericht und gibst dort an, gerne eine soziale Arbeit verrichten zu wollen, du behauptest, gerne mit Menschen zu tun zu haben und überhaupt sehr sozial eingestellt zu sein. Natürlich sollte dein polizeiliches Führungszeugnis jungfräulich sein, aber das ist dann auch schon alles.«
    »Und weißt du schon, wie dieser Ludwig Rubacher an den Betreuerjob gekommen ist?«
    »Er hatte mal ein Antiquitätengeschäft auf der Insel. Das lief aber nicht so ganz rund, wie Robert mir erzählt hat. Er war dann einer von denen, die sich um Haushaltsauflösungen gekümmert haben und ist darüber dann bei der Betreuung gelandet.«
    »Das klingt irgendwie so selbstverständlich, wie du das sagst – Haushaltsauflöser, Betreuer …«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ist doch so.«
    »Ist das ein einträgliches Geschäft?«
    »Kommt ganz drauf an, wie man es anstellt. Ich würde mal die Behauptung aufstellen, für Ludwig Rubacher ist es einträglich. Aber das werden wir noch genauer bekommen.«
    *
    Ludwig Rubacher saß am Schreibtisch, ordnete und sortierte Unterlagen, stellte

Weitere Kostenlose Bücher