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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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ein-, zweimal missmutig an, verzichtete aber wegen der zu erwartenden Niederlage darauf, zu verlangen, dass sie woanders Platz nahm. Es störte ihn sichtlich, sie nicht im Blickfeld zu haben, das Geschehen nicht kontrollieren zu können. Hier war er es, der sich zu fügen hatte.

    Conrad Schielin begann schmucklos und zügig. Er erläuterte in einem Satz den Anlass für das Gespräch, ging kurz auf das von Günther Bamm geplante Buch ein und fragte schließlich, wo und gegebenenfalls bei wem Heinrich Rubacher am Sonntagabend gewesen war. Immer wieder war es diese eine Frage nach einem Alibi, die dem Gegenüber deutlich machte, worum es ging und auf welcher Ebene man sich hier begegnete. So geschah es auch Doktor Heinrich Rubacher.
    Bisher hatte er mit missmutiger Miene dagesessen und versucht, etwas Zynismus in seinen Blick zu legen. Diese Frage aber machte ihm schlagartig deutlich, auf welchem Stuhl er saß, in welchem Gebäude er sich befand und welche Rolle ihm hier zugewiesen war.
    Alleine der Zeitpunkt der Frage – seine Personalien waren noch nicht einmal umfassend festgestellt worden – da kam dieser Polizist mit einer Alibifrage daher. Es machte ihn wütend, und er sagte mit schmalen Lippen und sichtlich zerknirscht: »Zu Hause.«
    »Wer kann das bestätigen?«, fragte Jasmin Gangbacher sofort.
    Rubacher sah nach rechts. Das Energische in dieser Bewegung machte klar, dass er es gewohnt war, sein jeweiliges Gegenüber allein durch seinen Blick zur Raison zu bringen. Das machte ihn nicht unbedingt sympathischer, und Schielin wollte ihm keine Zeit für derartige Verhaltensweisen lassen und setzte unverzüglich nach. »Gibt es vielleicht niemanden?«
    Rubacher wandte sich schnell wieder ihm zu, und sein Inneres schwankte zwischen Wut und Aufregung. Er war es nicht gewohnt, so behandelt zu werden. Im Grunde genommen war es nicht mehr als ein einfacher Wortwechsel gewesen, der gerade stattgefunden hatte, doch jeder Teil einer Sekunde war gefüllt mit Kommunikation. Es war die Tonlage, die Art zu sitzen, zu schauen, den Blick zu geben oder zu verweigern, einen Finger zu bewegen oder das Bein übereinanderzuschlagen – und Rubacher verstand, woran er war. Er wusste, dass Schwätzer nie belohnt wurden, so beschloss er, nicht zu reden, sondern nur Antworten zu geben, denn zwischen Reden und Antworten bestand ein großer Unterschied. Und wenn er antwortete, sollte es knapp sein, um keine Möglichkeit zu geben, zwischen den Sätzen zu forschen. Das machten die nämlich so. So viel wusste er.
    »Mein Sohn kann es bestätigen«, sagte er betont langsam. Wer langsam sprach, hatte Zeit nachzudenken. Es war wichtig, das Tempo eines Gespräches zu kontrollieren, und man tat es durch die Geschwindigkeit, in der man antwortete und sprach.
    Jasmin Gangbacher fragte nach und notierte Namen und Telefonnummer des Sohnes.
    »Günther Bamm hat an einem Buch über Gemälde gearbeitet, und in den Unterlagen, die wir gefunden haben, taucht Ihr Name auf. Es geht um eine Picasso-Lithografie, ist das so richtig.«
    »Ja.«
    »Welcher Art war Ihr Kontakt zu Herrn Bamm?«
    »Wir hatten keinen.«
    »Sie müssen doch miteinander gesprochen haben. Zumindest legen dies einige Notizen nahe.«
    »Wir haben ein paar Mal telefoniert. Nur sehr kurz. Einmal hat er an der Tür geklingelt und wollte mit mir persönlich reden, aber das wollte ich nicht. Ich fand das äußerst aufdringlich, so unangemeldet plötzlich vor der Tür zu stehen. Wie gesagt, ich wollte nichts mit ihm zu tun haben, das ist ja schließlich nicht verboten.«
    Und die schwarze knurrende Bestie will sicher auch nichts mit Fremden zu tun haben, dachte Schielin. Er gab seiner Stimme etwas Freundliches, Beschwingtes. »Aber aus welchem Grund wollten Sie das nicht? Es ist doch eine Besonderheit, wenn ein Kunstwerk, das einem gehört, in einem Buch erwähnt wird, wenn ein bekannter Autor darüber schreibt.«
    »Für mich war es eben keine Besonderheit.«
    »Woher stammt diese Picasso-Lithografie eigentlich … alter Familienbesitz … eine Auktion …?«
    »Familienbesitz«, unterbrach Rubacher Schielins Spekulationen.
    »Seit wann?«, konterte der.
    Rubacher hatte die Antworten bisher immer etwas hinausgezögert, doch nun trat eine kurze Pause ein, über die er sich selbst ärgerte, denn es offenbarte eine Schwäche. Er überlegte und sagte dann: »Mein Onkel hat sie erworben.«
    »Mhm. Wann und von wem?«
    »Ich denke nicht, dass es etwas mit dem Mord an Günther Bamm zu tun hat, wo

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