Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
Vom Netzwerk:
anderen Grund gekommen und sah sich nun ein wenig in Bedrängnis. Er versuchte zu entkommen, indem er einen wie er meinte ausreichend großen Happen vor Lydias Neugierde schmiss.
    »Ha no. Heutzutage kostet so ein Urlaub ja auch kein Geld mehr.«
    »Mhm. Das ist bekannt. Aber was machst du hier. Im Dienstplan – ich habe nachgesehen, mein Lieber – steht eindeutig ein U für Urlaub.«
    Er wich geschickt aus. »Die Kemptener machen mich noch ganz narrisch. Jetzt wollen die wissen, wie viel Computer wir da rumstehen haben, und wie viele Bildschirme und Drucker. Des hab ich denen sicher schon dreimal jedes Jahr gemeldet. Vielleicht werfen die des immer gleich weg, was weiß ich.«
    Lydia wollte schon nachhaken, als vom Gang her Schritte zu hören waren und gleich darauf Leo Korsch im freien Spalt der Tür erschien. Ihm war etwas eingefallen, und er sagte in Richtung Schielin. »Louis Jadot, Louis Jadot war der Name.«
    Erich Gommert nahm Haltung an, streckte Leo Korsch die Hand entgegen, neigte den Kopf und sagte. »Erich Gommert, und das sind der Herr Schielin und die Frau Naber.«
    Korsch nahm etwas zögerlich die Hand entgegen, lächelte freundlich und entgegnete händeschüttelnd. »Leo Korsch, angenehm, Leo Korsch.«
    Dann grüßte er mit einer angedeuteten Verbeugung in die Runde und ging wieder.
    Schielin schüttelte den Kopf und ließ ein Stöhnen hören.
    »Ja sauber kannst du es Dienerle machen, Gommi, wo hast denn das gelernt?«, ätzte Lydia Naber.
    »Ja auf der Polizeischul ham mir des damals gelernt, damals hat mer so was halt noch gelernt.«
    »Bist du sicher, dass du auf der Polizeischule warst, Gommi?«, meldete sich Schielin, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen, »Manchmal glaub ich nämlich, du warst eher auf der evangelischen Polizeihundeschule.«
    »Ich!? Abrrr – i bin doch katholisch.«
    »Eben.«
    Sie ließ ihn ziehen. Er sollte sich in Sicherheit wiegen. Sie würde schon noch herausbringen, was dem Urlaub in die Quere gekommen war.
    Schielin hatte inzwischen mehrfach telefoniert und legte den Telefonhörer langsam zurück.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Ich habe gerade versucht, das Auktionshaus in St. Gallen anzurufen. Du erinnerst dich, das auf dem Zeitungsausschnitt, der in Günther Bamms Notizbuch lag.«
    »Ja und?«
    »Die Telefonnummer gibt es nicht mehr.«
    »Die sind vielleicht umgezogen.«
    »Nein. Ich habe das gerade noch überprüft. Das Auktionshaus gibt es nicht mehr.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Und zwar schon seit zehn Jahren nicht mehr«, fügte er hinzu.
    Er wartete auf eine Reaktion von ihr. Als die nicht kam, setzte er nach: »Ist doch seltsam, oder etwa nicht. Der Bamm sammelt doch keinen Schrott und legt ihn auch noch in sein Notizbuch.«
    »Mhm. Ich weiß nicht. An dem ist doch alles irgendwie seltsam. Nichts hat seine Ordnung. Wer weiß was da noch so alles rauskommt.«
    *
    Am Abend traf Schielin in alter Vertrautheit seinen Nachbarn an der Weide.
    »Was macht die Krippenkunst, Albin«, fragte Schielin ohne jede Zweideutigkeit.
    Albin Derdes gab durch ein leichtes Schräglegen des Kopfes und einen kurzen Laut zu erkennen, dass er die Frage wohl verstanden habe, ihm die Antwort aber nicht leichtfalle. Schielin wartete ein wenig und hakte dann nach. »Schwierigkeiten?«
    »Mhm, des ist alles nicht so einfach.«
    »Das ist mit allem so.«
    »Wir waren ja im Frühjahr mit dem Bus unterwegs, so eine Reise von der Bank aus, du weißt schon.«
    Schielin wusste nichts davon, hörte aber weiter zu.
    »Wir waren für ein paar Tage im Osten.«
    »Polen?«, fragte Schielin.
    »Nein. Dresden, Chemnitz und Dessau.«
    »Ah ja.«
    »Während dieser Busreise, da ist uns übrigens die Idee für die Lebendkrippe gekommen, ich weiß heut auch nicht mehr, wie und wo genau, aber da war’s.«
    »Mhm.«
    »Jedenfalls waren wir an einem Abend im Konzert, Mozart, Zauberflöte, in so einer Stadt da.«
    »Zauberflöte, das war sicher schön.«
    »Die Musik war ganz nett, aber auf der Bühne, des war … irgendwie … komisch … zuerst.«
    »Wie meinst du – komisch?«
    »Mhhhm, mir fällt des Wort gerade nicht ein, wie das genau heißt, aber da war zum Beispiel, also ganz links auf der Bühne, da war ein Auto gestanden, so ein ausgebranntes allerdings, drüber waren so Tarnnetze gehangen wie beim Militär, und der Sänger, der wo das pa-pa-pa-pa singt, das war ein Versicherungsvertreter.«
    Schielin zog die Stirn in Falten. »Versicherungsvertreter? Eigentlich fängt der Vögel für

Weitere Kostenlose Bücher