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Heidenmauer

Heidenmauer

Titel: Heidenmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Dienststelle kam, roch es nach Kaffee. Sie berieten sich.

    Kurz nach sieben erreichten sie die Kollegin der Kriminalpolizei St. Gallen. Lydia Naber führte die Verhandlungen, die sich zu Anfang durchaus schwierig gestalteten. Am späten Vormittag kam der Rückruf mit dem Okay, und Schielin verschwand mit Lydia Naber. Den Nachmittag verbrachten die beiden bei der Kantonspolizei in St. Gallen, ohne dass jemand auf der Dienststelle in Lindau davon wusste.
    *
    Am Freitagmorgen glotzten Schielin aus dem Spiegelbild im Bad dunkle Augenringe entgegen. Immer noch hing ein trüber grauer Schleier über dem See, und ein feiner, kaum spürbarer Niesel schwebte auf Land, Menschen und Tiere herab. Er war aufgeregt, als er zusammen mit Lydia in Kimmels
    Büro trat. Als er es eine halbe Stunde später verließ, hatte er das Gefühl, seine Nervosität in doppelter Weise auf Kimmel übertragen zu haben. Er war bereit, es zu wagen, regelte noch einiges Organisatorische, dann fuhren sie los.
    Nachdem sie geklingelt hatten, kam wieder ein Angestellter und holte sie ab, ohne vom unangemeldeten Besuch überrascht zu sein. Das Fest der Borgghes stand davor, langsam Fahrt aufzunehmen. Im weitläufigen Park standen Zelte und Pavillons. Unter einem davon hatte eine Gruppe junger Musiker Platz gefunden. Sanfte Klänge von Cello, Geige, Saxophon und Fagott summten durch die entlegene Welt des Parks, über den sich ein schon deutlich gelbes Blätterdach spannte. Aus dem Obergeschoss der Villa drangen ganz andere Laute – Rockmusik.
    Sie warteten in der Vorhalle und sahen Hildegard Borgghes kommen. Ihr Gesicht versteckte mühsam den Ärger, den sie darüber empfinden musste, schon wieder Polizei im Hause zu haben. Noch dazu am Tag des großen Abschiedsfestes und entgegen den Anweisungen, die sie unbekannten Leuten gegeben hatte, die Verantwortung trugen.
    Schielin bewunderte, wie professionell sie die Kunst beherrschte, kühl und distanziert zu agieren, ohne eine offene Unhöflichkeit zutage treten zu lassen. Das war es wohl, was man Stil nannte, was mit Bildung zu tun hatte – auf gewandte Art und Weise Macht auszuüben.
    Er äußerte den Wunsch, mit ihrer Tochter und ihrem Sohn sprechen zu wollen, und kurze Zeit später fanden sich Lydia Naber und er im oberen Salon wieder. Die Türen zur Terrasse standen weit offen. Christiane und Thomas Borgghes saßen einander gegenüber auf gepolsterten Stühlen. Dazwischen, in einem breiten Sessel, ihre Mutter. Auf einem Stuhl etwas weiter hinten im Raum saß ein Doktor Schiffner, Justiziar der Familie. Das ernste und bestimmte Auftreten der Polizisten hatte Hildegard Borgghes ein wenig verunsichert. Sie machte einige fahrige Bewegungen, während Schielin etwas umständlich in seinen Unterlagen blätterte, bevor er zu reden begann.
    »Wir werden den Fall Günther Bamm am Montag an eine andere Dienststelle abgeben.«
    Keiner der ihm Gegenübersitzenden zeigte eine Reaktion.
    »Wir möchten noch einige offene Fragen klären, um spätere Rückfragen zu vermeiden.«
    Thomas Borgghes verhehlte nicht, dass er von Schielins Erklärung wenig hielt. Seine Schwester Christiane betrachtete ihn dagegen sehr aufmerksam und interessiert. Hildegard Borgghes zeigte erste Anzeichen von Ungeduld. Sie hob ostentativ ihre linke Hand und sah auf die Uhr. Doktor Schiffners dürre Gestalt hing auf dem Stuhl. In dem ausgemergelten Gesicht wachten funkelnde Augen über das Geschehen.
    Schielin wandte sich an Christiane Borgghes. »Dieser Herr Badagli-Smerof … wie ist eigentlich der Kontakt zwischen Ihnen beiden seinerzeit zustande gekommen?«
    Hildegard Borgghes erhob sich und wollte etwas sagen. Fragen in diese Richtung wollte sie von vornherein unterbinden.
    Lydia Naber hob die Hand und sagte ruhig, aber bestimmt. »Bleiben Sie sitzen!«
    Völlig konsterniert und von der ungewohnten und auch ungehörigen Verhaltensweise überrumpelt, sank sie zurück und schwieg.
    »Nun?«, fragte Schielin freundlich nach.
    Christiane Borgghes hob die Hände und sah zu ihrer Mutter. »Ja. Auf einer Veranstaltung war es wohl, wo wir uns kennengelernt haben.«
    »Geschäftlich?«
    »Ja, sicher.«
    »Welche Geschäfte oder Geschäftsinteressen vertrat Herr Badagli-Smerof denn?«
    Sie wusste die Frage nicht zu beantworten. Stattdessen fragte sie: »Was bisher passiert ist, reicht mir schon, wirklich. Erklären Sie mir doch bitte, was Ihre Fragen mit dem Mord an diesem Journalisten zu tun haben?«
    »Das werden wir Ihnen gerne erklären. Aber

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