Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Zeitschrift „Emma“ nach Aussagen von Frauen, die es wissen müssen, ausgesprochen mies mit ihren Untergebenen umgeht. Das Wort Scharführerin bekommt aus dem Mund von Schwarzer somit einen ganz eigenen, ironischen Klang. Den kleinen Recherchefehler – Klum hat gar keine Stupsnase – lassen wir mal links liegen.“
Auch Stefan Niggemeier, Medienredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung , nimmt sich Heidi 2007 in seinem Blog vor, bemängelt, dass sie eine „fiese Ober-Schikanöse“ sei, die einmal Fusel vom Boden in der Mädchen-WG aufhebt, oder auf die Bemerkung, manche der Kandidatinnen hätten „manchmal keinen Bock mehr“ eisig fragt: „Wer sagt das, der nach Hause will?“ Wenn eine Kandidatin splitternackt am Strand bemalt wird und sich dabei schämt, veranlasst das Heidi dann, so Niggemeier, natürlich gleich zur spöttischen Wortmeldung: „Hana schämt sich so ein klein bisschen vor den Leuten hier. Ich mein', so was muss man auch abschütteln können, ne?“
Das Resümee des Journalisten: „ Dann geht sie 'rüber zu den Mädchen, die gerade noch Rouge und Mascara vor ihr geheult haben, junge, hübsche, hoffnungsvolle, ehrgeizige, emotionale Wracks, die sie allesamt wieder bis kurz vor den totalen Zusammenbruch gebracht hat, zwängt sich zwischen sie aufs Sofa, als wäre sie ihre Freundin, und fragt: 'Und? Seid ihr alle superhappy? Dass ihr alle noch hier seid? Dass keine Tränen geflossen sind?'
So ist Heidi Klum.“
Warum Heidi als Moderatorin und Jurorin in der deutschen Model-Show „garstig“ und in ihrer amerikanischen Designer-Show eher „freun dlich“ ist, lässt sich schon ihrer im Jahr 2004 verfassten Autobiographie entnehmen. Es geht ihr darum, eine Rolle zu spielen, und das auf eine Art und Weise, die der Show zum Erfolg beim Zuschauer verhelfen kann. „Für mich bedeutet es, die Person zu spielen, für die ich gehalten werden will. Klingt das unaufrichtig? Das ist es meines Erachtens nicht. Ich würde sogar sagen, es ist eins der untrüglichen Merkmale erfolgreicher Menschen, eine Erfolgsmasche.“
Die Medienkritik an der Show setzt schon im Vorfeld der ersten Staffel ein, als sich ein Dialog über ein leidiges Thema der Modewelt entspinnt: Magersucht. Wer die Kleider der Couturiers tragen will, muss so dünn sein, dass das nur mit Hungern oder Drogen bewerkstelligt werden kann, so die Kritiker. Dieses Thema spitzt sich Anfang Februar 2006 zu, als die CDU-Politikerin Gitta Connemann ProSieben öffentlich vorwirft, ein gefährliches Vorbild für Mädchen in der Pubertät zu liefern. Ein Sprecher der um Menschenrechte bemühten FDP fordert gar, die Sendung aus dem Programm zu nehmen, da sie junge Mädchen verbiege. Model-Castings im Fernsehen, in denen junge Mädchen mit einem übertriebenen Schlankheitswahn unter Druck gesetzt werden, seien unverantwortlich.Das PR-Problem entstand, weil eine der Teilnehmerinnen gerade wegen „Übergewichts“ den Wettbewerb verlassen musste. Hier wird die Show proaktiv und schaltet am 8. Februar mehrere ganzseitige Farbanzeigen in verschiedenen Tageszeitungen, um gegen die Stimmungsmache vorzugehen. Es ist ein offener Brief, unterzeichnet von den Teilnehmerinnen, in dem sie betonen, dass keine von ihnen hungern müsse und die Juroren die Regeln nicht erfunden hätten. Der Erfolg der ersten Staffel von Germany's Next Topmodel ist danach unvermindert groß. Als dann im November 2006 das 20-jährige Armani -Model Ana Carolina Reston an Magersucht verstirbt, flackert die Diskussion noch einmal auf. Kurz vor dem Tod des Models hat sich Modemacher Giorgio Armani öffentlich von dem weltweiten Schlankheitswahn distanziert. Weitere Designer folgten der Einstellung und äußerten sich gegen den Magertrend. Auf Modeshows wie Pasarela Cibeles oder bei der Modewoche Fashion Rio gibt es sogar ein Laufstegverbot für zu dünne Models. Für Heidi ist die Stimmung günstig. Sie selbst war nie ein hungerndes Model, und auch ihre Gewinnerin der ersten Staffel, Lena Gercke, hat normale Maße.
In dieser Zeit werden Topmodels gefragt, ob denn ihr Beruf tatsächlich mit so vielen Verletzungen von Seiten einer Agentur oder Castingagenten oder Kunden einher gehen kann. Das deutsche Topmodel Tatjana Patitz stellt zu dem Thema klar: „Diese Shows sind unrealistisch. Wie die Mädchen darin behandelt werden, ist übertrieben brutal. Gute Agenturen wollen junge Models ja nicht kaputtmachen, sondern sie unterstützen. In dem Alter ist man doch noch so
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