Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Weltgegenden kennen zu lernen. Sie sieht in der Savanne Löwen ein Zebra reißen, lernt am Fluss Grumeti, dass man sich nie zwischen ein Flusspferd und das Wasser drängen darf und muss sich in der Wüste Gobi nach einer Panne mit dem Filmteam zu Fuß zu einem Nomadenlager durchschlagen und dort einige Tage unter Mongolen leben. Sie schwimmt in der Karibik mit Haien, reitet in Malaysia halbnackt einen Elefanten, wird von einer Python gewürgt und kämpft mit Affen, die ihr wiederholt und gerne den BH herunterreißen. Dazwischen kämpft Heidi mit Photographen, deren Psyche nicht viel anders tickt, denn es ist fast der Regelfall, dass diese bei einem Shooting nach der Hälfte der Aufnahmen hüsteln und fragen: „Ehm, hättest du etwas dagegen, dieses Foto oben ohne zu machen und die Brust irgendwie mit den Händen zu bedecken?“
    In all diesen Situationen hilft Heidi ihr Humor und die Lebenslust. Und sie ist gerne unterwegs. Heidi fuhr schon als Kind mit ihren Eltern am Liebsten zum Camping. Das Gefühl, immer on the road zu sein, ist ihr Lebenselixier. Jetzt kann sie die ganze Welt sehen, isst in Frankreich Schnecken, in Japan Fugu und nascht in Hongkong geheimnisvolle Aphrodisiaka. Die Tage auf dem Set in exotischen Ländern sind aufregend, besonders nach der Arbeit. Das ganze Team wird zu einer großen Familie. Der Tag beginnt für Heidi „mit der Dämmerung“. Dann „fangen wir gewöhnlich alle an, ein bisschen zu spinnen.“ Es wird getrunken und getanzt, oft auch auf den Tischen. Heidi gehört in der Gruppe dieser wandernden Künstler eher zu den Disziplinierten, sie sei nie ein „Partygirl“ gewesen, schreibt sie in ihrem Buch. Sobald sie allerdings nach Hause kommt, ist es anders. In New York kennt sie nichts Schöneres, als dort auf eine heiße Party gehen. Und dazu hat sie damals auch den richtigen Mann an ihrer Seite. Sie ist mit Ric sehr glücklich. Im August 1999 sagt sie der deutschen TV-Sendung Blitz : „Ich habe mit Ric meinen Traummann gefunden. Ich bin rundum glücklich. Wir haben auch guten Sex, und ich glaube, das sieht man auch auf meinen Fotos.“
    Die New York Times beschreibt in einem Artikel das Zusammenspiel des Paars anlässlich der fünften Victoria's Secret Fashion Show im Februar des Jahres. Die Models an dem Abend werden von Fernsehreportern umschwärmt, sollen alle Statements abgeben. Ric raucht und plaudert derweil mit Freunden hinter der Bühne. Dann kommt Heidi, nippt an einem Bellini-Cocktail, zieht ihre Cartier-Uhr ab, schlüpft aus ihrem Donna-Karan-Kleid, stopft beides in einen Beutel und gibt ihn Ric und sagt: „Ich kann es gar nicht glauben, dass die Show nicht längst vorüber ist. Soviel wie ich über sie geredet habe, müsste sie eigentlich schon vorbei sein.“ Danach – es ist Showtime - zieht sich Ric ins Publikum zurück, sitzt dort neben Filmstars wie Rosie Perez und Wesley Snipes, während Heidi auf der Bühne Unterwäsche vorführt. Im Anschluss darf Ric als Heidis Begleiter zur After-Show-Party. Sie steht dort mit einem zweiten Cocktail, umgeben von Bewunderern, und tanzt unter leichtem Wiegen verträumt zur Musik. Ric nimmt ihre Hand, küsst Heidi, umarmt sie, zeigt zur Tür, will schon nach Hause gehen. Mehrere Leute halten sie aber zurück, bis er sie letztlich fast mit Gewalt zum Ausgang bringen muss, wo ein japanisches Fernsehteam darauf besteht, Heidi zu interviewen. Auf der Treppe halten sie, weil ein Reporter von Fashion File ein Statement von ihr will. „Was machen Sie am Valentinstag?“ fragt der Mann. Ric verdreht die Augen, während Heidi antwortet: „Wahrscheinlich bleibe ich daheim und tue gar nichts.“
    Ric meint scherzend und mit einem Augenzwinkern: „Sie macht eine Sondervorführung bei uns zu Hause im Keller“.
    Dann sind sie die Leute los. Auf der Straße seufzt Heidi und sagt: „Ich möchte jetzt nur mehr heim und aus diesen Schuhen raus.“ Lächelnd und mit einem Blick auf ihren Mann fügt sie hinzu: „Und aus diesen Kleidern.“
    Heidi zeigt sich nicht nur gern mit Ric auf Partys, sie lädt in New York auch selbst gern ein. Ihre im Jahr 2000 begründete jährliche Halloween-Party entwickelt sich bald zum veritablen Prominententreff, der auch die Presse anzieht und Nachahmer auf den Plan ruft. Die Partys sind Vorspiele zu den Feiern, die sie später mit Seal geben wird. Diese werden dann zweimal im Jahr stattfinden und dabei jeweils Kostümpartys sein, deren am besten ausgeklügelte Verkleidungen jeweils die Gastgeber tragen.