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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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sie sich nicht ablenken lassen, Tinette. Es wird ein heißer Kampf, und ich brauche ihren starken Arm.«
    »Wenn es heiß wird, bin ich am besten«, antwortete die Rothaarige. »Gute Nacht, Rosamund«, rief sie zum Bett hinunter, das in der dunklen Ecke stand. Ein Klappern und Schaben kam als Antwort. Tinette zog sich auf den Heuboden zurück, wo sie Heidi sanft schlafend vorfand. Kaum hatte das Mädchen nämlich ein Schälchen der kräftigen Milch getrunken, war es von bleierner Müdigkeit befallen worden. Der Großvater hatte es die Leiter hinaufgetragen und sanft ins Heu gebettet.
    »Heut Nacht«, flüsterte Tinette mit Blick in den vollkommen runden Mond. »In Gottes Namen.« Sie wandte sich ab und spürte doch, wie das blauweiße Gestirn sie zauberisch umfing.

    Drunten hatte Peter die Stube verlassen und sich im Stall zwischen die warmen Ziegenleiber gelegt. Er betete, schloss die Augen; mit einem Gedanken an seine Mutter schlief er ein.
    Der Öhi schlug das Fell auf der Bettstatt zurück, betrachtete Rosamunds abgezehrten Körper, legte sich zu ihr und deckte sie beide zu. »Meine Liebe«, flüsterte er. »Heut Nacht wird sich alles fügen.«
    Rosamund schob ihr dürres Köpfchen zu ihm und sah ihn an. Der Öhi erwiderte ihren Blick, und auch wenn keine Lider ihre Augäpfel bedeckten und das Wangenbein weiß und knochig hervortrat, schaute er nur die Lieblichkeit ihrer bernsteinfarbenen Pupillen.
    »Heut Nacht«, brachte Rosamund mühsam hervor, die Zähne klapperten aufeinander. »Wirst du halten, was du versprochen?« Ihre Stimme war kaum ein Wispern.
    »Ja, meine Geliebte, mein Leben.« Sie lagen traulich beisammen, und obwohl der Öhi nicht gleich in den Schlaf fand, gab ihm Rosamunds Nähe Kraft und Zuversicht.

    »Du willst in mein Gefolge eintreten?«, fragte der Vampir.
    Der Bäckermeister nickte mit gutem Mut. »Das will ich, Herr.«
    »So sollst du es vollständig tun.« Damit packte ihn Marus, riss das Bäckerhemd auf und schlug seine Reißzähne in den Hals des Meisters. »Wandle fortan als einer der Unsrigen über die Berge.« Marus saugte, schluckte und lehnte sich seufzend zurück.
    Der Bäcker, der sich seine Gefolgschaft anders vorgestellt
hatte, dachte, dass es schon merkwürdig sei, dass seine Frau eine Niänenüütli hatte werden müssen und er nun ein Uuputztä war. Er wollte aber nicht mit dem Schicksal hadern, sondern bedankte sich bei Professor Marus und sank in eine Ohnmacht, aus der er in seinem neuen untoten Dasein wieder erwachen würde.
    Die Verwandlung des Bäckers hatte vor den trüben Augen vieler Zuschauer stattgefunden. Zur verabredeten Stunde waren sämtliche Niänenüütli der Gegend zur Gruft gekommen, wie Marus befohlen hatte. Sie hatten sein Erscheinen in der Dämmerung erwartet und warteten noch, als der Vollmond bereits den Friedhof beschien. Marus hatte sich Zeit gelassen. Er war erfrischt erwacht, streckte und reckte sich, verwandte viel Sorgfalt auf seine Kleider, ordnete die Manschetten und die Rüschen seiner Krawatte, strich das Haar glatt und setzte den hohen Zylinderhut auf. Zuletzt hatte er den langen Umhang zurückgeschlagen und war aus dem Portal des Familiengrabes getreten.
     
    Nachdem Marus den Bäckermeister gebissen hatte, trat er vor seine Jünger. Schön waren sie nicht anzusehen, auch nicht besonders lebhaft. Mit hängenden Köpfen standen sie da und scharrten mit den Füßen. Was ihre Kampfkraft betraf, hatte Marus auch seine Zweifel, ihre Masse aber war beeindruckend. Selbst der Professor, der das Wüten der Todesmacht allerorts gesehen hatte, staunte, woher in der einsamen Bergwelt Hundertschaften von Niänenüütli zusammengekommen sein mochten. Von den wenigen Leutchen auf der Alp würde diese Heerschar schwerlich satt werden. Nun, überlegte der Professor, man konnte sie nach gewonnener
Schlacht gegebenenfalls ins Dorf zum Essen führen.
    Mit dem Schlachtruf »Folgt mir nach! Die Fastenzeit ist vorbei!« schritt Marus voran und zeigte zur Almfestung des Großvaters. So schnell sie konnten, torkelten die Glaarä hinter ihm her, ein beängstigender, zugleich erbarmungswürdiger Zug. Die Prozession erreichte den Pfad und erklomm den ersten Abhang.
    Als Einziger auf dem Gottesacker zurückgeblieben schlug der Bäcker die Augen auf und schaute sich um. Sein Blick durchdrang selbst die dunkelsten Schatten des Friedhofs. Ein Jucken am Hals erinnerte ihn daran, dass er von nun an verflucht war. Doch empfand seine Seele keine Sehnsucht nach Rückkehr zum

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