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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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erzählt, Professor Körner hätte dich zu mir geschickt? Es ist bekannt, dass er über ein riesiges Archiv verfügt, was die Zeit der Hexenverfolgung in Bamberg angeht …«
    »Ich weiß«, sagte ich trocken, »er hat mir schon ungefähr 75 Prozent daraus vorgetragen.«
    Dann aber ging mir ein Licht auf und mir war mit einem Mal klar, an was Margret Hahn dachte.
    »Sie meinen, ich finde im Archiv des Professors etwas über eine angeklagte oder verurteilte Hexe, die irgendjemanden mit einem Fluch belegt hat?«, fragte ich begierig. Ich fühlte mich, als hätte ich an einer Klippe über einem Abgrund gehangen und nun das rettende Seil erblickt.
    »Ich habe nicht gesagt, dass es so sein muss, aber es wäre zumindest eine Möglichkeit«, schwächte Margret Hahn meine aufkeimende Hoffnung ab.
    Ich sprang auf. Die Aussicht, endlich auf einen Hinweis zu stoßen, hatte mir einen Energieschub verpasst, als hätte ich einen dreifachen Espresso auf ex gekippt. »Danke«, sagte ich aus tiefstem Herzen und schüttelte der alten Bambergerin überschwenglich die Hand.
    »Viel Glück, Kind«, rief sie mir hinterher, doch da war ich schon draußen und schwang mich auf mein Rad.
    Alle Rentnerinnen samt fetten Dackeln: Packt euch warm ein – Cat ist wieder da, dachte ich und trat in die Pedale.
     
    Die weißgelbe Mittagsonne hatte sich längst in ein mildes Nachmittagsgold verwandelt, und ich fiel vor Erschöpfung fast vornüber auf die Sperrholzplatte des Tisches, auf dem sich stapelweise Ordner und Bücher türmten. Seit Stunden wühlte ich mich nun schon durch historische Dokumente, und langsam verschwammen die Zahlen und Buchstaben vor meinen Augen. Margret Hahn hatte recht gehabt: Körner verfügte wirklich über ein riesiges Archiv.
    Der freundliche Professor war ganz angetan von dem Eifer, mit dem ich mich in mein angebliches »Schulreferat« stürzte, und hatte nicht nur bereitwillig alle Unterlagen herangeschleppt, sondern mir auch noch ein karges Bürozimmerchen überlassen.
    »Es steht sowieso leer. Wir lassen dort immer die Pflanzen aus unserem Institutsgarten überwintern …«, hatte er gesagt. Jetzt im Mai waren alle Pflanzen draußen, bis auf einen anorektisch aussehenden Gummibaum, der wie ein Mahnmal vernachlässigten Düngens beleidigt in einer Ecke vor sich hin kümmerte. Ich hatte nur ein bisschen trockene, krümelige Erde vom Tisch wischen müssen, ehe ich begonnen hatte, mich durch die Dokumentenstapel zu wühlen.
    Je tiefer ich in die Epoche der Hexenprozesse einstieg, desto größer wurde mein Entsetzen. Offenbar konnte damals jedem x-beliebigen Menschen eine Buhlschaft mit dem Teufel unterstellt werden. Wer das Pech hatte, anders als der Durchschnitt zu sein oder durch ein besonderes Merkmal aufzufallen, wurde der Schwarzen Magie bezichtigt.
    Dass zu dieser Zeit der Dreißigjährige Krieg mit Hungersnöten und Seuchen wütete, machte die Sache natürlich nicht besser. Wenn die Pest in einer Stadt besonders schlimm wütete oder den Bauern das Vieh starb, musste ein Schuldiger – beziehungsweise meist eine Schuldige – gefunden werden. Also war es die alte Nachbarin mit der krummen Nase und dem Silberblick, die angeblich eine böse Hexe war und die Kühe verenden ließ. Oder die Dorfheilerin, die ihre Seele dem Leibhaftigen verschrieben hatte und nun ihre kräuterkundigen Hände dazu benutzte, mit schwarzmagischen Ritualen Tod und Elend über den Ort zu bringen. Nicht selten traf es auch das schönste Mädchen in der Gegend, das man beschuldigte, den Männern mit ihrem »sündigen Leib« die Köpfe zu verdrehen, damit diese nicht dahinterkamen, dass sie ihre Säuglinge sterben ließ. Aber egal, ob jung, alt, schön oder hässlich, eins hatten alle gemeinsam: Sie endeten auf dem Scheiterhaufen.
    Und damit nicht genug. Irgendwann begannen die Honoratioren der Stadt, auch angesehene Bürger der Hexerei anzuklagen. Sogar ein damaliger Bamberger Bürgermeister wurde nicht verschont. Er hieß Johannes Junius, und ein Brief an seine Tochter Veronika, den er 1628 aus dem Drudenhaus geschrieben hatte, war wie durch ein Wunder erhalten geblieben. Es gab mir einen Stich, so verzweifelt klangen die Zeilen des Mannes:
    Unschuldig bin ich in das gefengnus gekommen, unschuldig bin ich gemarttert worden, unschuldig muss ich sterben. Denn wer in das Malefiz-Haus kommt, der mus ein Drudner werden oder er wird so lange gemarttert, biß das er etwas auß seinem Kopff erdachte weiß …
    Ich schob die Kopie weg und presste vor

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