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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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da er der Einzige zu sein scheint, der uns behilflich sein kann.«
    Ich atmete erleichtert auf: »Halleluja, du hast es erfasst«, rutschte es mir heraus, als ich mir auch schon die Hand vor den Mund schlug.
    Zu meiner Verblüffung sah ich, wie sich ein Grinsen auf Jakobs Gesicht breitmachte. Mit einem Mal verbreitete er eine Wärme, die bis zu mir herüberstrahlte. Prompt erglühten meine Ohren wie eine Lavalampe. Verlegen zog ich meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Ich wollte schon Richtung Ausgang stolpern, als ich merkte, dass Jakob mir nicht folgte. Ich drehte mich um und sah ihn immer noch vor dem Beichtstuhl stehen, ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Verärgerung? Furcht?
    Ich musste ihn ziemlich fragend angesehen haben, denn er schüttelte den Kopf, ehe er leise sagte: »Du bist ein seltsamer Junge, Conrad. Ich dachte stets, eine gute Kenntnis vom Wesen des Menschen zu besitzen. Aber bei dir …«, er lächelte schief, ehe er fortfuhr, »versagt meine Fähigkeit. Ich weiß dich beim besten Willen nicht einzuschätzen.«
    Einen winzigen Moment lang war ich versucht, Kapuze, Mönchskutte – und am liebsten auch alles andere – abzustreifen und Jakob reinen Wein einzuschenken. Zum Glück ging diese Aufwallung schnell vorbei, und ich sagte nur: »Jetzt geht es erst einmal um deine Schwester. Und wir haben nicht mehr viel Zeit, Daniel ausfindig zu machen.«
    Zum Glück ließ es Jakob dabei bewenden. Lautlos, wie zwei Mönche aus einer Geistergeschichte, verschwanden wir aus dem Kloster und machten uns auf in Richtung Stadt, um Dorotheas Geliebten zu finden und die todbringenden Pläne des Richters ein für alle Mal zu durchkreuzen.
     
    Wider Erwarten war es kein Problem, Förgs Zuhause ausfindig zu machen, obwohl es inzwischen Abend und fast dunkel geworden war. In unseren Mönchskutten schienen Jakob und ich hohes Ansehen zu genießen, denn niemand schöpfte Verdacht, als wir nach dem Haus des obersten Richters zu Bamberg fragten.
    Nun standen wir also davor und wussten nicht weiter. Das massive zweiflügelige Holztor war verschlossen, und einfach dagegenzuhämmern und frech nach Daniel zu fragen, trauten wir uns nicht. Hinter ein paar Scheiben brannte ein funzeliges Licht – wahrscheinlich waren die Öllampen entzündet worden –, aber die Fenster begannen in etwa zwei Metern Höhe, wir konnten also nicht einfach ins Innere des Hauses spähen. Ratlos tigerte ich mit Jakob im Schlepptau in eine schmale Gasse, die seitlich an Förgs Haus vorbeiführte. Hier reichte das Mondlicht nicht mehr aus, um den engen Durchgang mit dem feuchten Boden zu beleuchten, und Jakob trat prompt in eine Pfütze. Aus was diese bestand, wollte ich lieber nicht wissen, doch ihm entwich nicht mal der leiseste Fluch. Diese Selbstbeherrschung hätte ich garantiert nicht gehabt.
    Jakob flüsterte: »Das macht doch keinen Sinn! Wir sollten …«
    »Psst«, unterbrach ich ihn hastig, denn ich glaubte, Stimmen aus dem Inneren des Gebäudes zu hören. Ich hob den Kopf und rammte Jakob vor Aufregung einen Ellenbogen in die Rippen. Eins der Fenster stand offen, und in dem schwach erleuchteten Rechteck konnte man scherenschnittartig das Profil eines Mannes erkennen. Ich hatte keinen Zweifel: Es war Daniel.
    »Ihr habt mich gerufen, Vater«, ertönte seine Stimme, die ich augenblicklich wiedererkannte.
    Ich sah zu Jakob hinüber und nickte heftig mit dem Kopf.
    »Was ich dir zu sagen habe, Sohn, wird dir nicht schmecken. Ich weiß, du fandest beim Tanz vor ein paar Wochen Gefallen an der jungen Flockin …«
    Von unten konnte ich sehen, dass Daniel die Lippen zusammenpresste. Ehe er Zeit hatte, etwas zu erwidern, fuhr sein Vater fort: »Wie ich erfahren habe, ist sie ins Kloster gegangen. Es hieß, sie habe gesündigt und wolle nun Buße tun und ihr Leben Gott widmen.«
    »Warum erzählt Ihr mir das«, hörte ich Daniel mit rauer Stimme fragen.
    »Oh, weil ich heute zufällig die Mutter Äbtissin sah. Und die fromme Frau berichtete mir von einer jungen Postulantin, die sie bereits nach kurzer Zeit des Konvents hatte verweisen müssen. Ihr Name lautete Dorothea Flock.«
    Eine ölige Zufriedenheit hatte sich in Förgs Stimme geschlichen. Er klang wie ein schleimiges Reptil, das über den Boden glitt und überall sein lähmendes Gift hinterließ.
    »Hat die Äbtissin auch gesagt, warum sie das tat?«, fragte Daniel mit gepresster Stimme.
    »Nun, es schien, als habe das junge Ding die Regeln des Klosters gebrochen. Vor allem mit der

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