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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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dich zu beschützen, da hörte ich, mit welcher List du die Schergen verjagtest. Ich … muss dir danken. Du hast mich davor bewahrt, das gleiche Schicksal zu erleiden wie meine Schwester.«
    »Na ja, als ich die Lanze von dem einen Kerl gesehen hatte, war mir klar, dass die beiden nicht nach dir suchen, um gemütlich ein Bier trinken zu gehen«, sagte ich noch etwas zittrig. Innerlich aber jubelte ich: Jakob hatte sich für mich prügeln wollen! Mit einem dicken Ast!
    Noch ehe ich ihm danken konnte, erwiderte er: »Was du getan hast, war … ausgesprochen mutig, Cat.« Seine grauen Augen ruhten mit einem warmen Blick auf meinem Gesicht, das prompt puterrot anlief. Zum Glück war es dunkel. Ich versuchte, tief durchzuatmen und mein Herzklopfen wieder in den Griff zu kriegen, da fuhr Jakob kopfschüttelnd fort: »Aber den Soldaten die Lüge aufzutischen, ich hätte die Pest …«
    Gerade als ich zu einer patzigen Antwort à la »Dann exkommunizier mich doch« ansetzen wollte, fügte er hinzu: »… das war ein genialer Einfall. Das wird sie vom Kloster fernhalten. Du bist wirklich sehr klug.«
    Jetzt blieb mir wirklich die Luft weg, und das lag nicht an meinem verfluchten Halsreif. Erst bedankte sich Jakob bei mir, und nun machte er mir auch noch Komplimente? Anscheinend hatte er meine Gedanken gelesen, denn sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Leider war er nett noch anziehender, als wenn er mich anmotzte, und so sah ich keine Chance, in den nächsten Minuten meine normale Gesichtsfarbe zurückzuerlangen.
    »Hm, also, ich …«, wollte ich gerade ansetzen, als mir auf einmal schwindlig wurde. Im ersten Moment dachte ich, es wäre wegen Jakobs Lächeln, dann aber sah ich, wie sich die purpurnen Nebelschwaden näherten. Nein!, schrie ich innerlich, ich kann nicht zurück, das darf nicht sein! Nicht jetzt!
    »Caitlin … Cat … was geschieht dir?«, hörte ich Jakobs besorgte Stimme, aber sie klang dumpf, wie unter Wasser.
    Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen den schwarzen Strudel, der mich zu ergreifen drohte. Ich schwankte und krächzte verzweifelt: »Jakob! Hilf mir! Halt mich fest, ich darf nicht fort … Bitte …!«
    Die roten Kreise drohten, mich zu verschlingen und in ihr wirbelndes Zentrum zu ziehen, doch ich wollte nicht weg. Ich wollte bei Jakob bleiben, mit ihm Dorothea retten und mich dazu … Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen den Schwindel und dachte an Jakobs Gesicht, wenn ich plötzlich nicht mehr da wäre. In meinem Kopf formte sich das Wort »Nein« wie ein lauter Schrei. Verzweifelt tastete ich um mich. Fast war ich überzeugt, wieder ins Leere zu greifen, im Zeitstrudel zu versinken, um dann elend und verzagt in meinem Zimmer aufzuwachen, als ich eine Hand in meiner fühlte. Jakob. Mit aller Kraft umschloss ich seine warmen Finger. Durch meinen Körper ging ein Ruck. Eine eiserne Klammer schien sich um mich zu legen, so dass ich fast keine Luft mehr bekam. Kratziger Wollstoff an meiner Wange, Wärme, die mich umfing …
    Als die verschwommenen Konturen langsam wieder klarer wurden, erkannte ich blinzelnd ein Stück groben Kuttenstoffs und roch eine Mischung aus Wolle und Weihrauch. Der Schwindel ließ nach, und mir wurde schlagartig klar, dass ich eng an Jakob geschmiegt dastand. Die Umklammerung kam von seinen Armen, und ich roch das Wolle-Weihrauch-Gemisch deswegen so deutlich, weil ich meine Nase zwischen seinem Hals und der Mönchskutte vergraben hatte. Jetzt wurde ich tatsächlich fast ohnmächtig, allerdings vor lauter Aufregung.
    Er ließ mich behutsam los. Während ich mühsam versuchte, meine Mimik wieder einigermaßen zusammenzusetzen, musterte er mich voller Sorge.
    »Danke. Das war … äh … Rettung in letzter Sekunde«, stotterte ich und versuchte, mein Herz zu ignorieren, das durch meinen Brustkorb steppte, während meine Knie einen flotten Takt dazu klapperten.
    »Es war … seltsam … und gespenstisch«, sagte Jakob leise. Er schüttelte den Kopf, als könne er selbst nicht fassen, was da eben passiert war. »Auf einmal bist du getaumelt und schienst von mir weggezogen zu werden, als wolltest du verschwinden. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als dich … hm … sehr fest zu halten. Bitte verzeih, es war ungehörig«, murmelte er mit gesenktem Blick.
    »Unsinn, du hast das einzig Richtige gemacht«, rief ich.
    »Was ist soeben mit dir passiert, Cat?«, fragte er und musterte mich eindringlich.
    Am liebsten hätte ich ihm alles anvertraut, wie kürzlich

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