Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
Treppenabsatz zu. Die Männer schrien auf und rollten sich aus dem Weg. Ich landete auf der Seite am Fuß der Treppe, aber nicht nah genug, um ihn zu packen.
Ein weiterer Unsterblicher trat auf den Absatz, ein älterer. Sein Schwert sauste in weitem Bogen auf meinen Hals zu. »Gut, dass ich weiß, wie man Schifter tötet.«
»Ja«, rief Danello. »Man zielt auf die Augen.«
Ein Messer schwirrte über mich hinweg und bohrte sich in ein Auge des Unsterblichen. Sein Schwert fiel zu Boden, der Körper folgte. Danello stand am Kopf der Treppe, die Wurfhand noch auf den Unsterblichen gerichtet.
Ich robbte vorwärts, packte die Hand des jüngeren Unsterblichen und drückte . Er stieß einen spitzen Schrei aus, doch ich bezweifelte, dass ihn mein aufgeschlitztes Bein besonders schmerzte. Ich legte beide Hände flach auf seinen Brustpanzer.
»Drück es in deine Rüstung«, sagte ich und rappelte mich auf die Knie. »Nur zu.«
»Töte mich nicht!«
»Wenn du tot bist, kannst du uns nicht helfen.« Er hatte die Männer verletzt. Er konnte sie heilen, auf die eine Weise oder die andere. Ich streckte den drei Männern einen Arm entgegen. »Wenn ihr verletzt seid, dann nehmt meine Hand.«
Zwei der Männer traten vor. Der Erste legte eine zittrige Hand in meine. Ich zog und holte eine tiefe Schulterwunde aus ihm heraus. Ich d rückte , und der Unsterbliche schrie diesmal lauter auf. Als ich die Verletzungen des anderen Mannes in ihn drückte , wimmerte er nur noch.
»Ist sonst noch jemand verletzt?«, fragte ich.
»Im Erdgeschoss«, antwortete der älteste der Männer. »Ich bin nicht sicher, wie viele.«
»Bringt sie her.«
Danello stand neben mir. Die Spitze seines Rapiers schwebte über einem Auge des Unsterblichen.
»Das war ein guter Wurf«, lobte ich.
»Ich war motiviert.«
Der Unsterbliche schluckte. Sein Blick zuckte von mir zu Danello und zurück. Ich konnte förmlich sehen, wie er hinter seinen blauen Augen Pläne schmiedete. Konnte er mich überwältigen, bevor ich seine Rüstung blitzte? Konnte er Danello ausschalten, bevor der ihm das Auge ausstach? Konnte er überleben, wenn er schnell genug in seine Rüstung drückte?
Leute kamen die Treppe herauf. Zwei humpelten, drei weitere wurden getragen. Blass, blutend, stöhnend. Willkürliche Opfer des Unsterblichen, der unter meinen Händen zitterte. Wie viele weitere Unschuldige bluteten und starben in ihren Heimen? Und wofür? Warum töteten sie wahllos Menschen? Das waren keine Soldaten. Sie versuchten nicht zu kämpfen, sondern nur, sich zu verstecken und zu überleben.
»Nya, was machst du da?«, fragte Aylin hinter mir.
»Ich helfe Menschen.« Ich streckte eine Hand nach den Verletzten aus.
»Das kannst du nicht. Jedenfalls nicht so.«
»Sicher kann ich.« Ich zog , und die Schmerzen wirbelten durch mich hindurch, scharf und beißend. Ich sammelte sie in dem Platz zwischen meinem Herzen und meinen Eingeweiden und drückte sie in den Unsterblichen. Er sog jäh den Atem ein und wimmerte abermals.
»Lass mich sie heilen«, schlug Soek vor.
»Nein. Er hat sie verletzt, also muss er sie auch heilen.«
»Das ist falsch, und du weißt es.« Aylin kam die Treppe herab und kauerte sich neben mich. »Du folterst ihn.«
»Er hat das angerichtet, also kann er es auch beheben.« Ich griff nach dem nächsten Opfer.
»Nya, hör auf!« Sie zerrte an meinem Arm.
Ich schüttelte sie ab. Sie starrte mich flehentlich an. Ich erwiderte ihren Blick. Sie würde mir das nicht ausreden.
»Heiler töten nicht. Es ist an der Zeit, dass einer von ihnen diese Lektion lernt.« Den anderen würde ich sie beibringen, sobald ich sie in die Finger bekäme.
»So ist das jetzt also? Wir sind genauso schlimm wie sie?«
»Für die Unsterblichen? Ja.«
Aylin wich zurück.
Ich heilte das nächste Opfer. Und das nächste und übernächste. Der Unsterbliche schluchzte leise und starrte mich durch seine Tränen hasserfüllt an.
»Sind das alle?«, fragte ich den alten Mann.
»Ja. Abgesehen von den Toten.«
Der Unsterbliche hatte sie völlig grundlos getötet. Nein, schlimmer noch. Es war ihm vermutlich befohlen worden, und das war schlimmer, als überhaupt keinen Grund zu haben. »Geht nachsehen, wer sonst noch verletzt ist. Bringt alle Verletzten her.«
Ich löste die Armschiene des Unsterblichen und nahm sie ihm ab. Keine Kragstun-Auskleidung. Also hatte er nicht einmal das als Ausrede. Dann der andere Arm. Die Schultern. Sein Helm. Er stöhnte, setzte sich aber nicht zur
Weitere Kostenlose Bücher