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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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sprechen.«
    Ayane blinzelte verstört. »Aber warum denn? Ich möchte auch hören, was sie sagt. Deshalb habe ich sie ja hergebeten.«
    »Frau Mashiba«, schaltete sich nun Mamiya ein. »Es tut mir leid, aber so ist nun einmal die Arbeit der Polizei. Bitte, lassen Sie Kommissar Kusanagi zunächst allein mit Frau Wakayama sprechen. Wir müssen eine bestimmte Vorgehensweise einhalten.«
    Ayane wirkte unangenehm berührt von seinem förmlichen, etwas überheblichen Ton. Aber sie nickte. »Ich verstehe. Wo soll ich mich aufhalten?«
    »Nein, nein, bleiben Sie. Wir haben ja auch noch Fragen an Sie.« Mamiya sah Kusanagi und seine Assistentin an. »Bitte, gehen Sie mit Frau Wakayama irgendwohin, wo Sie sich in Ruhe unterhalten können.«
    »Gut«, antwortete Kusanagi.
    »Wir nehmen den Wagen«, sagte Utsumi, als sie das Haus verließen.
    Etwa zwanzig Minuten später saßen sie in einem Restaurant. Nebeneinander Utsumi und Kusanagi, ihnen gegenüber, das Gesicht wie versteinert, Hiromi Wakayama.
    »Haben Sie denn gut geschlafen?«, fragte Kusanagi, nachdem er einen Schluck Kaffee genommen hatte.
    »Nicht besonders …«
    »Es muss ein Schock für Sie gewesen sein, Herrn Mashibas Leiche zu finden.«
    Hiromi antwortete nicht. Sie hielt den Blick gesenkt und biss sich auf die Lippen. Nach Utsumis Theorie hatte sie am Abend zuvor, sobald sie zu Hause war, heftig geweint.
    »Dürften wir Ihnen jetzt einige Fragen stellen, zu denen wir gestern nicht gekommen sind?«
    Hiromi stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ja, aber ich weiß wirklich nichts … Wahrscheinlich kann ich keine davon beantworten.«
    »Ich glaube doch. Es sind keine schwierigen Fragen. Solange Sie bereit sind, sie ehrlich zu beantworten.«
    Hiromi warf dem Kommissar einen ärgerlichen Blick zu. »Ich lüge nicht, wenn Sie das meinen.«
    »Dann ist ja alles gut. Es trifft also zu, dass Sie Herrn Mashiba, bevor Sie seine Leiche gestern Abend gegen acht Uhr gefunden haben, das letzte Mal am Freitag auf der Party bei ihm zu Hause gesehen haben?«
    »Ja, das trifft zu.«
    »Sind Sie sicher? Ein Schock kann das Gedächtnis beeinträchtigen. Das kommt häufig vor. Entspannen Sie sich, und denken Sie noch einmal genau nach. Sind Sie wirklich ganz sicher, dass Sie Yoshitaka Mashiba nach der Party nicht mehr aufgesucht haben?«
    Hiromis lange Wimpern zuckten. Kusanagi hatte das Wort »wirklich« stark betont.
    Sie schwieg einen Moment. »Warum fragen Sie mich das? Ich sagte doch, ich sei sicher. Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb Sie so darauf herumreiten?«
    Kusanagis Ausdruck wurde milder. »Überlassen Sie das ruhig mir.«
    »Aber …«
    »Bitte nehmen Sie an, ich wollte mich vergewissern. Und bitte antworten Sie einfach auf meine Fragen. Wenn sich später etwas als unrichtig herausstellt, ist das auch für mich unangenehm.«
    Kusanagi spürte, wie es in Hiromi arbeitete. Anscheinend bedachte sie die Möglichkeit, von der Polizei der Lüge überführt zu werden, und fragte sich, ob es nicht besser wäre, hier und jetzt alles offenzulegen. Sie schwieg unentschlossen.
    Kusanagi wurde ungeduldig. »Als wir gestern Abend amTatort eintrafen, standen eine Kaffeetasse und zwei Untertassen in der Spüle. Wir fragten Sie, ob Ihnen dazu etwas einfalle, Sie verneinten. Dennoch haben wir auf einer der Tassen Ihre Fingerabdrücke gefunden. Also, wann haben Sie das Geschirr angefasst?«
    Hiromis Schultern hoben und senkten sich langsam. Sie atmete schwer.
    »Sie haben sich am Wochenende mit Herrn Mashiba getroffen, nicht wahr? Mit dem lebenden Herrn Mashiba natürlich.«
    Die Hand auf die Stirn gelegt, stützte sie den Ellbogen auf den Tisch. Sie schien über eine Ausrede nachzudenken, aber Kusanagi war überzeugt, dass ihr keine einfallen würde.
    Sie nahm die Hand von der Stirn und nickte mit gesenktem Blick.
    »Es ist, wie Sie sagen. Entschuldigen Sie.«
    »Sie haben sich also mit Herrn Mashiba getroffen?«
    Einen Moment herrschte Stille. »Ja«, flüsterte sie dann.
    »Wann war das?«
    Diesmal antwortete sie überhaupt nicht. Sie gibt nicht auf, dachte Kusanagi gereizt.
    »Muss ich darauf antworten?« Hiromi hob den Kopf und sah die Kriminalbeamten an. »Das spielt doch überhaupt keine Rolle. Verletzen Sie damit nicht meine Privatsphäre?«
    In ihren Augen blitzte echter Zorn. Auch ihre Stimme klang scharf.
    Kusanagi erinnerte sich an das, was ihm ein älterer Kollege einmal gesagt hatte. So verletzlich eine Frau auch wirken mag, unterschätze nie die Kraft einer

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