Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
Sie das bereits vorher verabredet?«
»Nein, Herrn Mashiba hat mich nach meinem Patchwork-Kurs angerufen und mich gebeten, am Abend zu ihm zu kommen.«
»Also sind Sie hingefahren. Was ist dann passiert?«
Nach kurzem Zögern sah Hiromi den Kommissar entschlossen an.
»Ich habe bei ihm übernachtet und bin am nächsten Morgen gegangen.«
Utsumi machte sich Notizen. Kusanagi sah kurz zu ihr hin, denn er hatte das Gefühl, dass ihr etwas durch den Kopf ging. Er würde sie später danach fragen.
»Wann haben Sie beide den Kaffee getrunken?«
»Am nächsten Morgen. Ich habe ihn zubereitet. Ach, nein, Moment, am Abend davor hatten wir auch schon welchen getrunken.«
»Am Samstagabend? Dann haben Sie also zweimal Kaffee getrunken?«
»Ja.«
»Den am Abend hatten auch Sie gekocht?«
»Nein, als ich ankam, hatte Herr Mashiba schon welchen gemacht. Auch für mich«, fuhr Hiromi fort. »Das hatte ich noch nie erlebt. Er sagte auch, es sei das erste Mal seit langem.«
»Zu dem Zeitpunkt haben Sie keine Untertassen benutzt, nicht wahr?«, fragte Utsumi und sah von ihrem Block auf.
»Stimmt«, antwortete Hiromi.
»Und Sie sagen, gestern Morgen hätten Sie den Kaffee gekocht«, vergewisserte sich Kusanagi.
»Der Kaffee, den Herr Mashiba gemacht hatte, war etwas zu stark, also habe ich den am nächsten Morgen gekocht. Herr Mashiba hat mir dabei zugesehen.« Hiromis Blick glitt zu Utsumi. »Diesmal haben wir Untertassen benutzt. Die im Spülbecken.«
Kusanagi nickte. Jetzt gab es keine Widersprüche mehr.
»Zur Sicherheit noch eine Frage: Der Kaffee, den Sie am Samstagabend und am Sonntagmorgen gemacht haben, stammte beide Male aus Herrn Mashibas Haus?«
»Ja, ich denke schon. Ich habe den Kaffee aus dem Kühlschrank genommen. Ich weiß nicht, welchen Kaffee Herr Mashiba am Samstag verwendet hatte, aber ich glaube, auch diesen.«
»Haben Sie früher schon mal Kaffee bei den Mashibas gekocht?«
»Ja, Ayane hat mich ab und zu darum gebeten. Sie hat mir auch gezeigt, wie man ihn macht. Auch gestern Morgen habe ich ihn so gemacht wie sie.«
»Ist Ihnen etwas aufgefallen, als Sie den Kaffee kochten? Stand er woanders oder war es eine andere Marke als sonst?«
Hiromi schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf.
»Nein, mir ist nichts aufgefallen. Ich glaube, alles war wie immer.« Sie öffnete die Augen. »Außerdem spielt das doch gar keine Rolle.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun …« Sie sah mit gesenktem Kopf zu Kusanagi auf. »Als ich den Kaffee gemacht habe, war ja noch kein Gift darin. Wenn jemand Gift hineingetan hat, muss es doch danach geschehen sein, oder?«
»Es sei denn, es wurde ein Trick angewendet.«
»Ein Trick …«, wiederholte Hiromi zweifelnd. »Ich habe jedenfalls nichts bemerkt.«
»Sie haben also an dem Morgen Kaffee getrunken. Und dann?«
»Ich bin gegangen. Ich musste zum Unterricht nach Ikebukuro.«
»Wann findet dieser Unterricht statt?«
»Vormittags von 9 bis 12 und nachmittags von 15 bis 18 Uhr.«
»Was machen Sie in der Zwischenzeit?«
»Ich räume auf, esse zu Mittag und bereite mich auf den nächsten Kurs vor.«
»Verlassen Sie zum Essen das Gebäude?«
»Ja, gestern habe ich in einem Nudellokal in einem Kaufhaus gegessen.« Hiromi runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich war etwa eine Stunde unterwegs. Ich hätte nicht zu Herrn Mashibas Haus und wieder zurück fahren können.«
Kusanagi lächelte begütigend. »Seien Sie unbesorgt, ich frage Sie nicht nach Ihrem Alibi. Sie sagten gestern, Sie hätten Herrn Mashiba nach Ihrem Unterricht angerufen. Möchten Sie dem noch etwas hinzufügen?«
Hiromi sah zur Seite. »Dass ich ihn angerufen habe, stimmt. Nur der Grund war ein anderer als der, den ich Ihnen gestern genannt habe.«
»Gestern sagten Sie, Sie hätten ihn angerufen, weil Sie fürchteten, er käme ohne seine Frau nicht zurecht, nicht wahr?«
»In Wirklichkeit hatte Herr Mashiba mich gebeten, ihn anzurufen, wenn ich mit dem Unterricht fertig sei.«
Kusanagi schüttelte mehrmals den Kopf und sah Hiromi Wakayama an, die die Augen niedergeschlagen hatte.
»Sie wollten zusammen in einem Restaurant zu Abend essen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Das klingt weitaus einleuchtender. Sie haben sich also Sorgen gemacht, weil Herr Mashiba nicht ans Telefon ging, und sind zu ihm gefahren. Gibt es hier etwas hinzuzufügen oder zu korrigieren?«
»Nein, ab da war alles so, wie ich es gestern gesagt habe. Entschuldigen Sie, dass ich gelogen habe.« Hiromi ließ den Kopf
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