Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
Ehebrecherin.
Aber sie hatten keine Zeit zu verlieren. Kusanagi beschloss, seine nächste Karte auszuspielen.
»Wir wissen jetzt, woran Yoshitaka Mashiba gestorben ist. Er wurde vergiftet.«
Hiromi fuhr zusammen. »Vergiftet?«
»Wir haben Gift im Kaffee am Tatort gefunden.«
Sie riss die Augen auf. »Aber wie kann das sein?«
Kusanagi beugte sich ein wenig vor und sah ihr ins Gesicht. »Wieso fragen Sie das?«
»Also …«
»Weil Sie selbst auch von dem Kaffee getrunken haben und Ihnen nichts passiert ist?«
Sie blinzelte und nickte nach kurzem Zögern.
»Da liegt das Problem, Frau Wakayama. Wenn wir einen Anhaltspunkt dafür hätten, dass Herr Mashiba das Gift selbst genommen hat, wäre es kein so großes Problem. Dann hätten wir es mit Selbstmord zu tun. Aber gegenwärtig erscheint diese Möglichkeit verschwindend gering. Alles weist darauf hin, dass jemand Herrn Mashibas Kaffee vorsätzlich vergiftet hat. Außerdem haben wir auch noch etwas von dem Gift in der Filtertüte gefunden. Die im Moment überzeugendste Hypothese ist die, dass das Gift in den gemahlenen Kaffee gemischt wurde.«
Hiromi schüttelte panisch den Kopf. »Ich weiß nichts.«
»Beantworten Sie bitte trotzdem unsere Fragen. Dass Sie im Haus der Mashibas Kaffee getrunken haben, spielt eine große Rolle. Ihre Aussage ist von größter Bedeutung für die Bestimmung des Zeitpunkts, in dem der Mörder – nein, wir wissen noch nicht genug, um diesen Begriff verwenden –, sagen wir, jemand das Gift in den Kaffee gemischt hat.« Kusanagi hatte sich aufgerichtet und sah zu seiner Zeugin hinunter. Er würde nun so lange schweigen, bis sie sich äußerte.
Hiromi schlug beide Hände vor den Mund. Ihr Blickhuschte unstet über den Tisch. Stockend begann sie zu sprechen.
»Ich war das nicht.«
»Wie bitte?«
»Ich war es nicht.« Sie schüttelte mit flehenden Blick den Kopf. »Ich habe den Kaffee nicht vergiftet. Wirklich nicht. Bitte, glauben Sie mir.«
Kusanagi wechselte unwillkürlich einen Blick mit seiner Assistentin. Hiromi Wakayama war eindeutig verdächtig. Sogar ausgesprochen verdächtig. Sie hätte die Gelegenheit gehabt, den Kaffee zu vergiften. Aus ihrem mutmaßlichen Verhältnis mit Yoshitaka Mashiba konnte sich durchaus ein Motiv ergeben. Es war nicht ausgeschlossen, dass das Auffinden der Leiche des Mannes, den sie selbst ermordet hatte, ein Manöver gewesen war.
Kusanagi hatte bewusst vermieden, sie zu beeinflussen, und deshalb nur gefragt, wann sie mit Yoshitaka Mashiba Kaffee getrunken habe. Wie kam es dann, dass sie ihre Unschuld beteuerte? Weil sie die Mörderin war? Las sie die Gedanken des Kommissars und erkannte, worauf sie hinausliefen?
»Ich beschuldige Sie doch gar nicht.« Kusanagi lachte. »Wie gesagt, wollen wir nur den Zeitpunkt des Verbrechens bestimmen. Wenn Sie also mit Yoshitaka Mashiba Kaffee getrunken haben, sagen Sie mir bitte, wann das war und wer den Kaffee auf welche Weise zubereitet hat.«
Auf Hiromis Gesicht erschien ein gequälter Ausdruck. Kusanagi konnte noch immer nicht beurteilen, ob sie nur zögerte, ihre außereheliche Beziehung zu bekennen.
»Frau Wakayama«, schaltete sich plötzlich Utsumi ein.
Hiromi hob überrascht das Gesicht.
»Wir haben gewisse Vorstellungen über die Beziehungzwischen Ihnen und Yoshitaka Mashiba«, fuhr Utsumi fort. »Auch wenn Sie es abstreiten, sind wir in der Lage, uns auf anderem Wege Gewissheit über diesen Punkt zu verschaffen. Die Polizei hat solche Möglichkeiten. Doch dazu müssten wir eine ganze Reihe von Personen befragen. Das sollten Sie bedenken. Wenn Sie uns aber jetzt die Wahrheit sagen, würden wir unser Möglichstes tun, um zu verhindern, dass etwas davon nach außen dringt«, erklärte Utsumi in dienstlichem Ton. Dann nickte sie dem Kommissar kurz zu, wie um sich für die Unterbrechung zu entschuldigen.
Tatsächlich schien Utsumis Rat einen Sinneswandel bei Hiromi Wakayama zu bewirken. Sie senkte noch einmal den Kopf, schaute entschlossen auf und blinzelte langsam. Dann holte sie tief Luft.
»Werden Sie es wirklich vertraulich behandeln?«
»Solange es nichts mit dem Fall zu tun hat, bleibt alles unter uns. Sie können mir vertrauen«, erklärte Kusanagi.
Hiromi Wakayama nickte.
»Sie haben recht, Herr Mashiba und ich hatten ein Verhältnis. Und ich habe ihn auch nicht erst gestern aufgesucht.«
»Wann waren Sie dort?«
»Am Samstagabend. Gegen neun.«
Also hatten die beiden Ayanes Abwesenheit zu einem Rendezvous genutzt.
»Hatten
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