Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
Vom Netzwerk:
wandte sich dieser an Kusanagi. »Frau Mashiba hat uns ihre Erlaubnis gegeben.«
    Mamiya stand auf. »Tut mir leid, dass wir Sie so lange in Anspruch genommen haben. Kommissar Kishitani bleibt hier, also wenn Sie etwas für ihn zu tun haben, zögern Sie nicht. Sie können ihm ruhig Aufträge erteilen.«
    »Haben Sie vielen Dank«, sagte Ayane leise.
    Sobald sie die Villa verlassen hatten, fragte Mamiya seinen Kollegen sofort, ob sie etwas von Hiromi Wakayama erfahren hätten.
    »Sie hat ihr Verhältnis mit Yoshitaka Mashiba zugegeben. Es besteht seit etwa drei Monaten. Angeblich weiß niemand etwas davon.«
    Mamiya schnaubte. »Und die Kaffeetassen im Spülbecken …«
    »Die beiden haben am Sonntagmorgen zusammen Kaffee getrunken. Frau Wakayama hat ihn gekocht. Es sei ihr dabei nichts Ungewöhnliches aufgefallen.«
    »Also muss das Gift später hineingelangt sein?« Mamiya rieb sein stoppliges Kinn.
    »Und was habt ihr von der Witwe Mashiba erfahren?«, fragte Kusanagi.
    Mamiya schüttelte verdrossen den Kopf.
    »Nichts von Bedeutung. Auch nicht, ob sie etwas von Yoshitakas Affäre wusste. Wir haben sie zwar ziemlich direkt gefragt, ob ihr Mann Beziehungen zu anderen Frauen gehabt habe, aber sie hat es bestritten. Sie wirkte nicht unsicher und schien uns auch nichts vorzuspielen. Oder sie ist eine begnadete Schauspielerin.«
    Kusanagi sah Utsumi verstohlen von der Seite an. Sie hatte gesagt, die Witwe habe Hiromi mit voller Absicht vor ihrer aller Augen umarmt und dabei geweint. Die Meinung seines Chefs und seine Reaktion hätten ihn interessiert. Doch seine junge Kollegin schrieb weiter stumm und unbeteiligt in ihr Notizbuch.
    »Sollten wir Frau Mashiba von der Affäre ihres Mannes erzählen?«, fragte Kusanagi, aber sein Vorgesetzter schüttelte den Kopf.
    »Nein, das bringt unsere Ermittlungen auch nicht weiter. Ihr werdet von nun an noch häufig Gelegenheit haben, mit ihr zusammenzutreffen, also passt auf, was ihr sagt.«
    »Wir halten es geheim.«
    »Nein, ihr werdet es ihr nur nicht ausdrücklich sagen. Wenn sie von selbst darauf kommt, kann man nichts machen. Falls sie es nicht ohnehin schon weiß.« Mamiya zog ein Blatt Papier aus der Tasche und reichte es Kusanagi. »Ihr fahrt jetzt zu dieser Adresse.«
    Auf dem Zettel standen der Name Tatsuhiko Ikai sowie eine Telefonnummer und die Adresse.
    »Fragt ihn, wie es Yoshitaka in letzter Zeit ging und wie es am Freitag auf der Party war.«
    »Wir haben gerade gehört, dass Herr Ikai sehr beschäftigt ist, die Firma am Laufen zu halten.«
    »Seine Frau ist sicher zu Hause. Aber ruft vorher an. Wie Frau Mashiba sagt, hat sie vor zwei Monaten ein Baby bekommen, also nehmt ein bisschen Rücksicht.«
    Offenbar wusste Ayane, dass sie Frau Ikai befragen würden. Kusanagi war bewegt, dass sie in ihrer Situation noch an das Wohlergehen ihrer Freundin dachte.
    Utsumi fuhr. Sie riefen Frau Ikai von unterwegs an. Sobald sie hörte, dass sie von der Polizei seien, wurde Yukiko Ikais Stimme düster und abweisend. Nachdem Kusanagi sie beruhigt hatte, dass sie die Fragen ganz nebenbei beantworten könne, erklärte sie sich schließlich mit ihrem Besuch einverstanden. Allerdings sollten sie erst in einer Stunde kommen. Den beiden blieb nichts anderes übrig, als den Wagen abzustellen und sich ein Café zu suchen.
    »Sie glauben also, dass Frau Mashiba von der Affäre ihres Mannes gewusst hat?«, sagte Kusanagi und trank von seinem Kakao.
    »Ich weiß nicht, aber mir kam es so vor.«
    »Eigentlich sind Sie davon überzeugt, oder?«
    Utsumi starrte, ohne zu antworten, in ihre Kaffeetasse.
    »Aber warum hat sie ihren Mann und Frau Wakayama dann nicht zur Rede gestellt? Sie hat Frau Wakayama sogar zu ihrer Party eingeladen. Das ist doch nicht normal.«
    »Jede normale Frau würde etwas unternehmen, sobald sie so etwas merkt.«
    »Wollen Sie damit sagen, Frau Mashiba ist keine normale Frau?«
    »Ich kann noch gar nichts sagen, aber ich halte sie für hochintelligent. Sie ist nicht nur intelligent, sie hat auch Durchhaltevermögen.«
    »Sie meinen, genug Durchhaltevermögen, um die Untreue ihres Mannes zu ertragen?«
    »Sie wusste, dass sie mit einer Szene nichts ausgerichtet hätte. Sie hätte höchstens zwei wertvolle Dinge aufs Spiel gesetzt. Erstens ihr sicheres Eheleben und zweitens die Freundschaft ihrer Lieblingsschülerin. Auch wenn sie vielleicht Probleme hatten, lief bei den Mashibas doch alles  – zumindest oberflächlich gesehen  – so glatt, dass sie eine Party

Weitere Kostenlose Bücher