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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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stellte sich auf eine ruhige Fahrt ein, denn ihre Beifahrerin würde sie bestimmt nicht ansprechen. Und warum sollte sie auch – jetzt, da sie wusste, dass die Polizei sie verdächtigte?
    Unvermutet zog Hiromi ihr Handy hervor. Offenbar wurde sie angerufen.
    »Ja«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Ich bin fertig. Sie bringen mich mit dem Auto nach Hause. … Nein, die junge Polizistin … Nein, nicht auf dem Revier in Meguro, auf demPräsidium, deshalb dauert es noch ein bisschen  … Vielen Dank, ja.« Hiromi legte auf.
    Utsumi fasste sich ein Herz. »War das Frau Mashiba?«, fragte sie.
    Sie spürte, wie die Angesprochene erstarrte.
    »Ja, warum?«
    »Sie hat eben gerade Kommissar Kusanagi angerufen. Anscheinend ist sie sehr besorgt um Sie.«
    »Das mag sein.«
    »Sie beide haben über Ihr Verhältnis mit Yoshitaka Mashiba gesprochen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Kommissar Kusanagi hat es von Frau Mashiba erfahren. Als er Sie abgeholt hat.«
    Da Hiromi nichts sagte, warf Utsumi einen raschen Seitenblick auf sie. Sie sah niedergeschlagen nach unten.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen zu nahe trete, aber ich finde die ganze Situation etwas seltsam. Eigentlich müssten Sie beide sich doch hassen, aber Sie scheinen genau wie früher miteinander umzugehen.«
    »Nun … Herr Mashiba ist ja auch verstorben.«
    »Wenn ich ehrlich bin, finde ich Ihr Verhalten trotzdem ungewöhnlich.«
    »Das ist es auch«, sagte Hiromi nach einer kurzen Pause und gestand, dass sie es sich selbst nicht erklären konnte.
    »Dürfte ich Sie noch ein paar Dinge fragen?«
    Hiromi seufzte hörbar. »Was denn noch?«, sagte sie matt.
    »Entschuldigen Sie, ich weiß, Sie sind müde. Aber es sind nur ganz einfache Fragen. Nichts Belastendes.«
    »Also dann bitte.«
    »Herr Mashiba und Sie haben also am Sonntagmorgen zusammenKaffee getrunken. Diesen Kaffee haben Sie zubereitet.«
    »Nicht das schon wieder«, jammerte Hiromi. »Ich habe nichts gemacht. Und ich weiß auch nichts von Gift.«
    »Darum geht es mir nicht. Welches Wasser haben Sie dazu benutzt?«
    »Welches Wasser?«
    »Ich meine, haben Sie Mineralwasser aus einer Plastikflasche oder Leitungswasser benutzt?«
    »Ach so …« Hiromi Stimme klang kraftlos. »Warmes Wasser aus der Leitung.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, warum?«
    »Und weshalb haben Sie Leitungswasser benutzt?«
    »Ohne besonderen Grund. Ich dachte, warmes Wasser würde schneller kochen.«
    »War Herrn Mashiba dabei, als Sie das taten?«
    »Ja, wie oft soll ich Ihnen denn das noch sagen. Ich habe ihm gezeigt, wie man den Kaffee macht«, fügte sie in weinerlichem und gereiztem Ton hinzu.
    »Versuchen Sie bitte, sich ganz genau zu erinnern. Es geht nicht um den Moment, in dem Sie den Kaffee in den Filter gaben. War Herr Mashiba bei Ihnen, als Sie das Leitungswasser in den Kessel laufen ließen?«
    Hiromi schwieg. Mamiya hatte ihr alle möglichen Fragen gestellt, aber diese zweifellos nicht.
    »Stimmt  …«, flüsterte sie. »Sie haben recht. Als ich das Wasser in den Kessel füllte, war er noch nicht da. Erst als ich ihn auf die Platte setzte, kam er in die Küche und bat mich, ihm zu zeigen, wie ich den Kaffee mache.«
    »Kein Irrtum möglich?«
    »Nein, jetzt erinnere ich mich wieder ganz genau.«
    Utsumi steuerte den Wagen an den Straßenrand und hielt an. Sie schaltete die Warnblinkanlage ein, drehte sich dem Beifahrersitz zu und sah Hiromi scharf an. »Sie sagten, Ayane habe Ihnen beigebracht, Kaffee auf diese Weise zuzubereiten.«
    »Ja.« Hiromi nickte.
    »Frau Mashiba hat Kommissar Kusanagi erzählt, ihr Mann habe aus gesundheitlichen Gründen kein Leitungswasser getrunken. Er habe ausschließlich abgefülltes Wasser benutzt und darauf bestanden, dass sie, wenn sie Kaffee kochte, Mineralwasser verwendete. Wussten Sie das?«
    Hiromi riss die Augen auf und blinzelte dann. »Jetzt, wo Sie es sagen. Ja, sie hat mir davon erzählt. Aber sie sagte auch, ich solle mir deshalb keine Gedanken machen.«
    »Weshalb nicht?«
    »Sie fand, es sei Verschwendung, so viel Mineralwasser zu benutzen, außerdem dauert es länger, bis das Wasser heiß wird. Aber falls Herr Mashiba mich frage, könne ich ruhig sagen, ich hätte Wasser aus einer Plastikflasche verwendet.« Hiromi legte eine Hand an die Wange. »Das hatte ich völlig vergessen …«
    »Das heißt, Ayane hat in Wirklichkeit selbst auch Leitungswasser benutzt?«
    »Ja, deshalb habe ich mir auch nichts dabei gedacht, an dem Morgen den Kaffee für Herrn Mashiba

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