Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
Mineralwasser zubereitetem Kaffee bestand.«
»Genau darin sehe ich eine Gefahr«, fuhr Utsumi in neutralem Ton fort. »Wir wissen nicht, wie konsequent Herr Mashiba selbst in dieser Angelegenheit war. Wie ernst er diesen Anspruch nahm. Oder ob seine Frau seinen Wunsch ernster nahm, als er gemeint war. Besonders, wo Herr Mashiba doch schon so lange nicht mehr selbst Kaffee gekocht hatte. Es würde mich nicht wundern, wenn er aus Gedankenlosigkeit Wasser aus der Leitung benutzt hätte. Schließlich haben sie noch ein Filtersystem an der Spüle.«
Kusanagi schnalzte missbilligend mit der Zunge. »HörenSie doch auf, sich die Dinge zurechtzubiegen, damit sie in Ihr Bild passen.«
»Ich sage ja nur, wir sollten uns an die objektiven Fakten halten.« Utsumi richtete ihren Blick von Kommissar Kusanagi auf Mamiya. »Solange wir nicht klären können, wer zuletzt von dem Mineralwasser getrunken hat, können wir den Zeitpunkt, zu dem das Gift beigemischt wurde, nicht bestimmen.«
Mamiya rieb sich grinsend das Kinn. »Anfangs war ich auf Ihrer Seite, Kusanagi, aber inzwischen fühle ich mich sehr zu Frau Utsumis Standpunkt hingezogen.«
»Chef!« Kusanagi sah beleidigt aus.
Mamiya wurde ernst und schaute Utsumi an. »Was den Zeitpunkt angeht, tappen wir ja nicht völlig im Dunkeln. Wir wissen, was am Freitagabend bei den Mashibas stattgefunden hat, nicht wahr?«
»Die Party«, antwortete Utsumi. »An dem Abend haben wahrscheinlich mehrere Leute aus den Mineralwasserflaschen getrunken.«
»Das heißt, das Gift müsste danach hinzugefügt worden sein. Oder vielleicht auch währenddessen.« Mamiya hob den Zeigefinger.
»Ich stimme Ihnen zu. Aber ich bezweifle, dass das Ehepaar Ikai Gelegenheit dazu gehabt hätte. Sie konnten die Küche nicht unbemerkt betreten.«
»Also kommen nur noch unsere beiden Damen in Frage.«
»Einen Moment mal«, schaltete Kusanagi sich ein. »Die Information, dass das Opfer mit Mineralwasser gekochten Kaffee vorzog, stammt von Frau Mashiba. Warum sollte die Täterin den Verdacht auf sich lenken?«
»Vielleicht, weil wir es sowieso herausfinden würden?«, sagte Utsumi. »Vielleicht war ihr klar, dass wir irgendwannin einer der leeren Mineralwasserflaschen das Gift finden würden. Und sie wollte so den Verdacht von sich ablenken. Das wäre doch möglich.«
Kusanagi verzog verdrossen die Mundwinkel. »Sie machen mich ganz verrückt mit Ihren Spitzfindigkeiten. Warum versteifen Sie sich so darauf, dass die Ehefrau die Täterin ist?«
»Klingt doch ziemlich logisch«, sagte Mamiya. »Eine neutrale Meinung. Es spricht einiges gegen Hiromi Wakayama als Täterin, zum Beispiel der Umstand, dass sie den Kessel mit dem Gift nicht beseitigt hat. Außerdem hat Ayane Mashiba das bessere Motiv.«
Kusanagi wollte etwas einwenden, aber Utsumi unterbrach ihn. »Apropos, ich habe eben etwas erfahren, das ihr Motiv noch verstärkt.«
»Von wem?«, fragte Mamiya.
»Von Hiromi Wakayama.« Utsumi erzählte den beiden Männern von der Schwangerschaft.
Kapitel 12
»Entschuldigen Sie, ein Anruf auf der anderen Leitung.« Tatsuhiko Ikai nahm sein Handy in die linke Hand, hob mit der rechten das Telefon auf seinem Schreibtisch ab.
»Sie wollten das doch für mich erledigen. So steht es ganz deutlich im zweiten Teil des Vertrags … Ja, natürlich kümmere ich mich um diesen Punkt … Einverstanden. Gut, danke.« Er legte auf und hielt sich das Handy in seiner linken ans Ohr. »Da bin ich wieder. Ich habe gerade mit ihm gesprochen … Ja, wir machen alles, wie verabredet. In Ordnung.«
Nachdem Ikai seine Telefonate beendet hatte, notierte er noch immer stehend etwas auf dem Schreibtisch, der bis vor kurzem noch Yoshitaka Mashiba gehört hatte. Dann schob er die Notiz in die Tasche und sah Kusanagi an.
»Entschuldigen Sie, aber das war dringend.«
»Sie scheinen sehr beschäftigt zu sein.«
»Alles nur Kleinkram. Aber durch den plötzlichen Tod unseres Firmenleiters geht alles drunter und drüber. Ich hatte schon immer Vorbehalte gegen Mashibas Ein-Mann-Politik. Hätte ich nur schon früher etwas dagegen unternommen!« Seufzend setzte sich Ikai dem Kommissar gegenüber.
»Sind Sie jetzt der neue Geschäftsführer, Herr Ikai?«
Ikai winkte ab. »Dafür bin ich nicht geeignet. Jedem das seine. Mir liegt es mehr, die Fäden im Verborgenen zu ziehen. Die Geschäftsführung werde ich jemand anderem überlassen. Deshalb –« Ikai sah den Kommissar weiter an, »brauchen Siegar nicht erst anzunehmen,
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