Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
haben soll.«
»Ist es wirklich so schwierig, mit diesen Hindernissen fertig zu werden?«
»Ich finde ja. Besonders das erste ist fast unüberwindlich. Da scheint es mir vernünftiger, die Frau als Täterin auszuschließen.«
Utsumi seufzte. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sie nahm ab, während sie von der Seite zusah, wie Yukawa aufstand, um noch einmal Kaffee zu machen.
»Wo sind Sie denn?«, vernahm sie Kusanagis Stimme. Sie klang schroff.
»Bei Nachforschungen in einer Apotheke. Man hat mir gesagt, ich soll überprüfen, welche Möglichkeiten es gibt, an Arsensäure zu kommen. Ist was passiert?«
»Die Spurensicherung hat Gift außerhalb des Kaffees entdeckt.«
Utsumi fasste ihr Handy fester. »Wo?«
»Im Wasserkessel.«
»Ach!«
»Nur eine winzige Menge, aber es gibt keinen Zweifel. Ich werde jetzt Hiromi Wakayama zu einer Befragung abholen.«
»Warum sie?«
»Weil sich auf dem Kessel ihre Fingerabdrücke befinden.«
»Natürlich. Sie hat ausgesagt, dass sie am Sonntagmorgen Kaffee gekocht hat.«
»Ich weiß. Deshalb hatte sie auch Gelegenheit, Gift hineinzutun.«
»Hat man nur ihre Fingerabdrücke gefunden?«
»Die des Opfers natürlich auch.«
»Keine von Frau Mashiba?«
Kusanagi seufzte tief und hörbar. »Selbstverständlich haben wir ein oder zwei Abdrücke von ihr gefunden, sie ist die Hausfrau. Aber sie war nicht die Letzte, die den Kessel angefasst hat. Man erkennt es daran, wie die Abdrücke sich überlappen. Außerdem gibt es keine Hinweise darauf, dass jemand den Kessel mit Handschuhen angefasst hat.«
»Ich habe gelernt, dass Handschuhe nicht immer Spuren hinterlassen.«
»Das weiß ich auch. Aber bedenken Sie die Beweislage, es gibt niemanden außer Hiromi Wakayama, der das Gift hineingetan haben könnte. Wir werden sie im Präsidium befragen. Kommen Sie bitte auch möglichst schnell dorthin.«
Er legte auf, bevor Utsumi etwas erwidern konnte.
»Offenbar gibt es eine neue Entwicklung«, sagte Yukawa und trank seinen Kaffee im Stehen.
Utsumi berichtete ihm den Inhalt des Telefonats. Der Physiker hörte zu und nickte nicht einmal.
»Das Gift wurde im Kessel nachgewiesen? Das ist ziemlich überraschend, nicht wahr?«
»Tja, wahrscheinlich habe ich mir zu viele Gedanken gemacht. Hiromi Wakayama hat ihn am Sonntagmorgen benutzt, um den Kaffee zu kochen, den sie gemeinsam mit dem Opfer getrunken hat. Zu diesem Zeitpunkt konnte das Gift also noch nicht im Kessel sein. Damit ist es unmöglich, dass Ayane Mashiba die Tat begangen hat.«
»Unnötig zu sagen, dass es auch keinen Sinn für die Ehefraugehabt hätte, den Kessel zu vergiften. Wo wäre da der Trick?«
Utsumi sah ihn fragend an. Was wollte er damit sagen?
»Sie haben jetzt festgestellt, dass die Ehefrau nicht die Mörderin sein kann. Weil jemand zufällig den Kessel benutzt hat, bevor das Opfer getötet wurde. Ohne diesen Jemand hätte die Polizei auf jeden Fall angenommen, dass eventuell die Ehefrau den Kessel vergiftet haben könnte. Warum hätte sie also eigens ein Alibi konstruieren sollen?«
»Ja … stimmt auch wieder.« Utsumi verschränkte die Arme und ließ den Kopf hängen. »Jedenfalls können wir Ayane Mashiba wohl aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen.«
Doch Yukawa sah sie nur an, ohne ihr eine Antwort zu geben.
»Und Sie? Werden Sie Ihre Meinung jetzt ändern? Und wie Kusanagi jetzt die Geliebte verdächtigen?«
Utsumi schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
»Sie sind von sich überzeugt, nicht wahr? Lassen Sie mich Ihre Gründe hören. Und kommen Sie mir nicht mit so was wie den Mann, den man liebt, tötet man nicht.« Yukawa setzte sich auf den Stuhl und schlug die Beine übereinander.
Utsumi geriet in Verlegenheit. Denn genau das hatte sie sagen wollen. Ein anderer Grund fiel ihr nicht ein.
Aber als sie Yukawa ansah, bekam sie den Eindruck, dass auch er Hiromi Wakayama nicht für die Täterin hielt und sogar einen konkreten Grund dafür hatte.
»Ach …!« Sie hob den Kopf.
»Was ist?«
»Sie hätte den Kessel ausgewaschen.«
»Wie bitte?«
»Wenn sie den Kessel vergiftet hätte, hätte sie ihn dochausgewaschen, bevor die Polizei kam. Sie hat doch die Leiche gefunden. Sie hatte alle Zeit der Welt.«
Yukawa nickte zufrieden. »Richtig. Hinzufügen könnte man noch, dass sie, wäre sie die Mörderin, auch noch den Kaffeesatz und die Filtertüte entsorgt hätte. Und sie hätte ein Tütchen mit Gift oder so etwas neben der Leiche zurücklassen können, um es wie einen
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