Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
damit zu machen«, sagte Hiromi und sah Utsumi in die Augen.
Diese nickte und lächelte ein bisschen. »Jetzt weiß ich Bescheid. Vielen Dank.« Sie schaltete die Warnblinkanlage aus und löste die Handbremse.
»Was bedeutet das alles? Ist es ein Problem, dass ich das Wasser aus der Leitung genommen habe?«
»Nein, kein Problem. Wie Sie wissen, gehen wir davon aus, dass Yoshitaka Mashiba vergiftet wurde. Deshalb müssen wir genau untersuchen, was er zu sich genommen hat.«
»Ich verstehe … Bitte, Frau Kommissarin, glauben Sie mir. Ich habe wirklich nichts getan.«
Utsumi sah geradeaus und schluckte. »Ich glaube Ihnen«, wäre es ihr fast herausgerutscht.
»Sie sind ja nicht unsere einzige Verdächtige. In diesem Fall ist nahezu jeder verdächtig.«
Utsumi hielt vor dem Apartmenthaus am Bahnhof Gakugei-Daigaku. Hiromi stieg aus und ging schnurstracks auf ihr Haus zu. Utsumi sah ihr nach. Dann schaltete sie überrascht den Motor aus. Hinter der Glastür des Gebäudes stand Ayane Mashiba. Auch Hiromi wirkte überrascht. Ayane schaute ihr teilnahmsvoll entgegen, doch als sie bemerkte, dass Utsumi ebenfalls auf sie zukam, verdüsterte sich ihr Blick. Nun wandte auch Hiromi sich um.
»Was ist denn noch?«, fragte sie unwillig.
»Es tut mir leid, dass wir Frau Wakayama so lange aufgehalten haben.« Utsumi verbeugte sich.
»Hat der Verdacht sich jetzt geklärt?«
»Sie hat uns sehr geholfen. Wie ich höre, haben auch Sie Kommissar Kusanagi wertvolle Informationen zukommen lassen. Vielen Dank.«
»Hauptsache, es hat etwas genützt. Jetzt lassen Sie es aber bitte gut sein. Hiromi ist unschuldig. Es hat keinen Sinn, sie zu befragen.«
»Das zu beurteilen müssen Sie schon uns überlassen. Ich hoffe, Sie werden uns weiter unterstützen.«
»Selbstverständlich. Aber hören Sie bitte auf, Hiromi in die Sache hineinzuziehen.«
Utsumi sah sie erstaunt an, denn ihr scharfer Ton widersprach dem Bild, das sie sich bisher von Ayane gemacht hatte.
Ayane wandte sich an Hiromi. »Du sagst jetzt gar nichts mehr. Du musst den Mund halten und auf dich Acht geben. Du weißt, was ich meine. Es ist bestimmt nicht gut für dich, stundenlang bei der Polizei herumzusitzen.«
Hiromis Gesicht verriet Anspannung. Ayane schien sie an einem wunden Punkt getroffen zu haben. Plötzlich ging Utsumi ein Licht auf.
»Sagen Sie bloß, Sie sind …« Utsumi sah Hiromi an.
»Sollen wir es ihr sagen? Immerhin ist sie eine Frau und wird uns verstehen«, sagte Ayane.
»Hat Yoshitaka es dir gesagt?«
»Nein, ich weiß es, weil auch ich eine Frau bin.«
Utsumi war sich nun sicher, wovon die beiden sprachen. Aber sie brauchte eine Bestätigung. »Frau Wakayama, sind Sie schwanger?«
Hiromi zögerte, doch dann nickte sie. »Im zweiten Monat.«
Utsumi merkte, dass Ayane zusammenzuckte. Yoshitaka Mashiba hatte seiner Frau also nichts gesagt. Es ging doch nichts über weibliche Intuition. Ihre Vermutungen so bestätigt zu sehen, musste ein Schock für Ayane sein.
Doch im nächsten Moment hatte sie sich bereits wieder unter Kontrolle und musterte Utsumi kalt.
»Nun wissen Sie also Bescheid. Hiromi muss sich im Augenblick sehr schonen. Sie als Frau können doch das sicher verstehen? Es kommt nicht in Frage, dass sie stundenlang von der Polizei verhört wird.«
Utsumi nickte. Es gab wirklich alle möglichen Dienstvorschriften hinsichtlich der Befragung von Schwangeren.
»Ich werde meine Vorgesetzten in Kenntnis setzen. Sie werden die nötigen Vorkehrungen treffen.«
»Ich bitte darum.« Ayane sah Utsumi an. »Es ist besser so«, fuhr sie an Hiromi gewandt fort. »Jetzt ist es heraus, und du kannst zum Arzt gehen.«
Hiromi bewegte die Lippen. Sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Utsumi konnte nicht hören, was sie sagte, aber es sah aus wie »Verzeih mir«.
»Und noch etwas will ich Ihnen sagen«, erklärte Ayane. »Der Vater des Kindes, das sie in ihrem Bauch trägt, war mein Mann. Er hatte sich bereits für sie entschieden und wollte sich von mir trennen. Warum sollte sie den Vater ihres Kindes töten?«
Utsumi war der gleichen Ansicht, schwieg aber, um Ayane weiter aus der Reserve zu locken.
Kopfschüttelnd fuhr diese fort. »Ich verstehe nicht, was die Polizei sich denkt. Hiromi hat nicht das geringste Motiv. Wenn jemand eins hat, dann ja wohl ich.«
Als Utsumi ins Präsidium zurückkam, waren Kusanagi und Mamiya noch dort und tranken Kaffee aus dem Automaten. Beide machten verkniffene Gesichter.
»Was hat
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