Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
ab und lächelte geringschätzig. »Falls Sie glauben, dass Mashiba diese Frau zu sich eingeladen haben könnte, sind Sie definitiv auf dem Holzweg. So was hätte er nie getan. Das kann ich Ihnen garantieren.«
»Weil Herr Mashiba kein Mann war, der zwei Zigaretten auf einmal raucht?«
»Genau.« Ikai nickte.
»Ich werde es mir merken.« Kusanagi sah auf die Uhr und stand auf. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
Als Kusanagi sich dem Ausgang zuwandte, eilte Ikai ihm nach, um ihm die Tür aufzuhalten.
»Danke, sehr aufmerksam.«
»Einen Moment noch, Herr Kommissar.« Ikai sah ihn mit ernster Miene an. »Ich habe nicht die Absicht, mich in Ihre Ermittlungen einzumischen, aber eine Bitte hätte ich doch.«
»Und die wäre?«
»Mashiba war kein Heiliger. Ihre Nachforschungen werden sicher alles Mögliche zu Tage fördern. Dennoch kann ich nicht glauben, dass sein Tod etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hat. Also graben Sie bitte nicht mehr als nötig darin herum. Unsere Firma befindet sich gerade in einer entscheidenden Phase.«
»Ich versichere Ihnen, dass die Medien nichts erfahren werden, selbst wenn wir etwas finden«, sagte Kusanagi und verließ den Raum.
Es blieb ein schlechter Nachgeschmack, der mit Yoshitaka Mashiba zu tun hatte. Kusanagi gefiel nicht, dass er Frauen offenbar nur als Gebärmaschinen betrachtet hatte. Wahrscheinlich war sein Menschenbild auf anderen Gebieten ähnlich verzerrt. Womöglich hatte er in seinen Angestellten bloße Roboter gesehen, die die Firma am Laufen hielten?
Es war leicht vorstellbar, dass er mit seiner Einstellung schon viele Menschen verletzt hatte. Wäre es verwunderlich, wenn ein oder zwei davon ihn genügend gehasst hatten, um ihn zu töten?
Selbst Hiromi Wakayama schied als Verdächtige nicht völlig aus. Utsumi war zwar der Meinung, dass sie niemals den Vater ihres Kindes umbringen würde, aber nach dem, was er von Ikai gehört hatte, durften sie keine voreiligen Schlüsse ziehen. Offenbar hatte Mashiba sich von seiner Frau trennen und Hiromi Wakayama heiraten wollen, nicht etwa, weil er sie liebte, sondern weil sie schwanger war. Vielleicht hatte ersich mit irgendwelchen Forderungen auch ihren Hass zugezogen.
Kusanagi beschloss, mehr über die Frau herauszufinden, mit der Yoshitaka Mashiba vor Ayane zusammen gewesen war.
Ayanes Augen weiteten sich. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Kusanagi nahm ein leichtes Flackern wahr. Offenbar hatte er sie überrumpelt.
»Die frühere Freundin meines Mannes?«
»Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen diese unangenehme Frage stellen muss.« Kusanagi verbeugte sich entschuldigend.
Sie saßen in der Lounge des Hotels, in dem Ayane übernachtete.
»Was hat das denn mit dem Fall zu tun?«
Kusanagi zuckte die Achseln. »Wir wissen es noch nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Mann ermordet wurde, ist groß, und wir müssen die Personen ausfindig machen, die möglicherweise ein Motiv hatten. Das bedeutet, wir forschen auch in seiner Vergangenheit nach.«
Ayane lächelte ein wenig und sah Kusanagi an. Es war ein einsames Lächeln.
»Wie ich meinen Mann kenne, hat er sich aus dem gleichen Grund von ihr getrennt wie von mir. Und sicher nicht auf besonders feinfühlige Weise.«
Kusanagi konnte ihr nicht widersprechen. »Nach unseren Informationen suchte Ihr Mann vor allem eine Frau, die ihm ein Kind gebären würde. Ein Mann, der so denkt, wird seine Partnerin vermutlich verletzen. Und vielleicht wird sie ihn dafür hassen.«
»Sie meinen, wie ich?«
»Nein, das wollte ich damit nicht sagen.«
»Aber das macht nichts.« Sie nickte. »Sie haben es sicher schon von Ihrer Kollegin – Frau Utsumi? – gehört? Hiromi ist es gelungen, den Wunsch meines Mannes zu erfüllen. Deshalb hat er sich für sie entschieden. Und gegen mich. Es wäre eine Lüge, wenn ich behauptete, ich würde ihn nicht dafür hassen.«
»Aber Sie können das Verbrechen unmöglich begangen haben.«
»Wirklich nicht?«
»In den Mineralwasserflaschen haben wir bisher nichts gefunden. Daher ist die Annahme, dass das Gift doch dem Wasserkessel beigefügt wurde, die wahrscheinlichste. Und das können Sie nicht getan haben.« Kusanagi holte Luft, bevor er weitersprach. »Jemand ist am Sonntag in Ihr Haus gekommen und hat Ihren Mann vergiftet. Anders ist es nicht vorstellbar. Da ich mir nicht denken kann, dass die Person ohne Wissen Ihres Mannes dort war, muss es jemand gewesen sein, den er eingeladen hat. Es war jedoch niemand,
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