Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
geeigneten Partnerin gesucht. Er hat sich mit jeder Menge Frauen getroffen, so dass die ganze Welt ihn für einen Schürzenjäger hielt. Dabei hat er in Wirklichkeit nur die passende Mutter für seine Kinder gesucht.«
»Eine passende Frau für sich zu finden war wohl weniger wichtig?«
Ikai zuckte die Achseln. »Mashiba wollte eigentlich keine Frau. Als er mir kürzlich anvertraute, dass er daran dachte, die Partnerin zu wechseln, sagte er, was er brauche, sei eine Frau, die ihm Kinder gebären könnte, keine Haushälterin und auch kein Luxusweibchen zum Vorzeigen.«
Kusanagi konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
»Das sagte er, als ich Ayane lobte. Sie war die perfekte Ehefrau. Sie hatte aufgehört, außer Haus zu arbeiten, um sich ganz dem Haushalt zu widmen. Wenn Mashiba freihatte, saß sie den ganzen Tag auf dem Sofa im Wohnzimmer und nähte. Er wusste das überhaupt nicht zu schätzen. Für ihn war eine Frau, die keine Kinder bekam, offenbar so überflüssig wie ein Blumentopf.«
»Das klingt schrecklich. Warum wollte er denn so unbedingt Kinder?«
»Ich kann mir auch nicht vorstellen, keine Kinder zu haben, aber bei ihm war es irgendwie anders. Wenn man dann wirklich eins hat, ist man ihm natürlich völlig ausgeliefert.« Ikai, der vor kurzem Vater geworden war, lächelte verzückt im Gedanken an sein Baby. Dann wurde er wieder ernst. »Wahrscheinlich hatte es etwas mit seiner Kindheit zu tun.«
»Was war denn in seiner Kindheit?«
»Mashiba ist ohne Eltern aufgewachsen. Ich dachte, die Polizei findet so etwas heraus?«
»Ich habe davon gehört.«
Ikai nickte. »Mashibas Eltern haben sich scheiden lassen, als er noch ganz klein war. Sein Vater, der das Sorgerecht hatte, arbeitete wie ein Verrückter und war kaum zu Hause. Daher kümmerte sich hauptsächlich seine Großmutter um ihn. Doch die Großmutter starb, und auch sein Vater verstarb ganz plötzlich, als er noch nicht mal dreißig war. Deshalb warMashiba schon früh ganz auf sich gestellt. Weil sein Vater ihm etwas hinterlassen hatte, konnte er gut leben und sich etwas aufbauen, aber die Liebe einer Familie hatte er nie kennengelernt.«
»Und deshalb wünschte er sich so verzweifelt ein Kind …«
»Ich vermute, es ging ihm um die Blutsverwandtschaft. Denn sosehr man seine Frau auch liebt, im Grunde bleibt sie eine Fremde«, sagte Ikai. Anscheinend hatte er ähnliche Ansichten wie sein Freund.
»Neulich habe ich erfahren, dass Sie dabei waren, als Herr Mashiba seine Frau kennenlernte. Auf einer Party, nicht wahr?«
»Genau. Eigentlich handelte es sich um eine gesellschaftliche Veranstaltung für Geschäftsleute, aber in Wirklichkeit war es eine Art Kennenlern-Party für Akademiker. Ich war damals schon verheiratet, aber Mashiba hatte mich gebeten, ihn zu begleiten. Er sagte, er müsse aus Verpflichtung einem Klienten gegenüber teilnehmen. Und dann hat er seine spätere Frau dort kennengelernt. So ist das Leben, man weiß nie, was kommt. Aber der Zeitpunkt war auch günstig.«
»Warum denn?«, fragte Kusanagi.
Die Frage schien Ikai unangenehm zu berühren. Offenbar hatte er sich verplappert. »Es gab da eine Frau, mit der er vor Ayane ausging. Kurz nachdem er sich von ihr getrennt hatte, fand besagte Party statt. Mir war, als hätte Mashiba durch den Fehlschlag mit Ayanes Vorgängerin so etwas wie Torschlusspanik gehabt.« Ikai legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Aber bitte, erzählen Sie Ayane nichts davon. Mashiba hatte mir das Versprechen abgenommen, nichts zu sagen.«
»Es gab sicher einen Grund für die Trennung von dieser Frau.«
»Tja …« Ikai zuckte die Achseln. »Zwischen uns bestand die unausgesprochene Regel, uns nicht in die Angelegenheiten des andern zu mischen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie keine Kinder bekommen konnte.«
»Aber sie waren doch noch nicht verheiratet?«
»Wie gesagt, für ihn war das das Wichtigste. Seine Wunschvorstellung wäre wahrscheinlich die Heirat mit einer Schwangeren gewesen.«
»Was war das für eine Frau, mit der Herr Mashiba vorher zusammen war?«
Ikai zuckte die Achseln. »Ich wusste nur, dass es sie gab, aber Mashiba hat sie mir nie vorgestellt. Er war ein Geheimnistuer.«
»War die Trennung einvernehmlich?«
»Ich glaube schon. Er hat nie viel darüber gesprochen.« Ikai sah Kusanagi forschend an. »Meinen Sie, diese Frau könnte etwas mit der Sache zu tun haben?«
»Eigentlich nicht. Aber ich will so viel wie möglich über das Opfer herausfinden.«
Ikai winkte
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