Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
es aus?«, fragte Utsumi.
Yukawa stellte den Kessel auf den Herd und schüttelte langsam den Kopf. »Das Gleiche wie vorhin.«
»Immer noch Gelatine …«
»Ja, sie löst sich einfach nicht ganz auf.«
Yukawa zog einen Rohrstuhl heran und setzte sich. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blickte zur Decke. Statt eines weißen Kittels trug er ein tailliertes schwarzes Hemd mit kurzen Ärmeln. Seine Arme waren schlank, aber muskulös.
Utsumi war in sein Labor gekommen, um dem Experiment beizuwohnen. Er versuchte, den Kessel mit dem Trick zu vergiften, auf den er kürzlich gekommen war.
Aber das Ergebnis fiel nicht zu seiner Zufriedenheit aus. Man musste den Kessel zweimal benutzen können, ohne dass die Gelatine sich auflöste und das Gift ins Wasser entließ. Dazu musste die Ummantelung aus Gelatine ziemlich dick sein. Doch dadurch blieb immer ein Rest im Kessel zurück, der sich nicht auflöste. Aber bei der kriminaltechnischen Untersuchung war nichts dergleichen gefunden worden.
»Das mit der Gelatine ist wohl doch nicht die Lösung.« Yukawa kratzte sich mit beiden Händen am Kopf.
»Unser Labor hat das Gleiche herausgefunden«, sagte Utsumi. »Die Techniker sagen, es wäre sogar etwas im Kessel zurückgeblieben, wenn die Gelatine sich vollständig aufgelöst hätte. Auch im Kaffeesatz hat man keine Spur davon gefunden. Sie fanden die Idee sehr interessant und haben noch mit anderen Stoffen experimentiert.«
»Oblaten wahrscheinlich?«
»Ja. In dem Fall wäre Stärke zurückgeblieben.«
»Zwei Nieten jedenfalls.« Yukawa schlug sich auf die Knie und stand auf. »Leider müssen wir uns wohl von dieser Idee verabschieden.«
»Ich fand sie großartig.«
»Zumindest ist unser Kommissar ein bisschen blass geworden. Was macht er denn so?«
»Er forscht nach Frauen in Mashibas Vergangenheit.«
»Verstehe. Er folgt seiner Überzeugung. Vielleicht ist es das Beste, jetzt, wo sich der Kesseltrick als undurchführbar herausgestellt hat.«
»Soll das heißen, eine von Mashibas früheren Geliebten hat ihn getötet?«
»Ob Geliebte weiß ich nicht, aber am logischsten wäre es, wenn der Täter oder die Täterin, nachdem Hiromi Wakayama am Sonntagmorgen gegangen war, ins Haus eingedrungen ist und das Gift in den Kessel gegeben hat.«
»Heißt das, Sie geben auf?«
»Aufgeben würde ich es nicht nennen. Ich vertraue wieder mal auf das Ausschlussverfahren. Kusanagi hat wohl wirklich eine besondere Vorliebe für Frau Mashiba, aber das macht ihn nicht blind. Ich finde, er ermittelt sehr ordentlich.« Yukawa setzte sich wieder auf seinen Stuhl und schlug die Beine übereinander. »Wie sieht es mit der Arsensäure aus?Könnte man den Täter nicht über die Vertriebswege identifizieren?«
»Das ist nicht so einfach. Die Produktion und der Handel mit Chemikalien, die Arsensäure enthalten, ist seit fünfzig Jahren verboten, aber sie werden noch immer überraschend viel benutzt.«
»Zu was, zum Beispiel?«
Utsumi schlug ihr Notizbuch auf.
»Als Insektenvernichter, zum Schutz von Bäumen, bei Zahnbehandlungen, bei der Produktion von Halbleitern – so was eben.«
»Das ist wirklich eine Menge. Allein die Zahnärzte.«
»Anscheinend verwendet man es, um Nerven zu veröden. Allerdings ist es eine Paste, die nur vierzig Prozent Arsensäure enthält. Die Wahrscheinlichkeit, dass in unserem Fall so etwas benutzt wurde, ist äußerst gering.«
»Und was wäre eine plausiblere Variante?«
»Ein Kammerjäger. Die setzen sie hauptsächlich bei der Termitenbekämpfung ein. Beim Erwerb von Arsensäure werden Name und Adresse notiert. Wir sind dabei, das zu überprüfen. Allerdings müssen diese Aufzeichnungen nur fünf Jahre aufbewahrt werden. Wenn das Gift also früher gekauft wurde, haben wir Pech. Auch wenn das Gift nicht auf legalem Wege erworben wurde, können wir es nicht zurückverfolgen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Täter einen so banalen Fehler machen würde.« Yukawa schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn Sie die Ergebnisse von Kommissar Kusanagi abwarten.«
»Ich glaube auf keinen Fall, dass der Täter das Gift direkt in den Kessel gegeben hat.«
»Warum nicht? Weil diese Methode die Ehefrau als Täterin ausschließt? Sie können sie ja verdächtigen, aber es wäre unvernünftig, sich von vorneherein auf diese Hypothese zu versteifen.«
»Das tue ich ja gar nicht. Ich glaube nur nicht, dass an dem Tag noch eine Person im Haus der Mashibas war. Es gibt
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