Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
nicht. Warum sollte ich das tun?«
Kusanagi verschränkte die Finger auf dem Tisch.
»Wie Sie wissen, wurde Herr Mashiba vergiftet. Aufgrund der besonderen Umstände kann das nur jemand getan haben, der an jenem Tag Zugang zum Haus der Mashibas hatte. Und damit sind Sie unsere Hauptverdächtige.«
»Aber ich habe nichts …«
»Ich weiß, Sie sagten es bereits. Aber wenn nicht Sie die Täterin sind, wer dann? Bisher haben wir niemanden inHerrn Mashibas beruflichem und privatem Umfeld gefunden, der in Frage käme. Deshalb ermitteln wir nun, ob es vielleicht eine Person gab, zu der Herr Mashiba eine heimliche Beziehung hatte.«
Endlich verstand auch Hiromi, was der Kommissar sagen wollte. Der Gedanke schien ihr zu absurd.
»Herr Kommissar, Sie schätzen ihn falsch ein. Natürlich kann ich mir vorstellen, was Sie von ihm halten. Er hat sich ja einiges geleistet und sich mit mir eingelassen, aber er war kein Schürzenjäger. Er meinte es ernst mit mir.«
Hiromi sprach in entschiedenem Ton, aber Kusanagi verzog keine Miene.
»Also haben Sie nichts von einer anderen Frau bemerkt?«
»Nein.«
»Wie sieht es mit Frauen aus seiner Vergangenheit aus? Wissen Sie da was?«
»Frauen, mit denen er früher zusammen war? Ich glaube, es gab einige, aber Genaueres hat er nie erzählt.«
»Jede Kleinigkeit genügt. Fällt Ihnen nicht irgendetwas ein?«
Resigniert versuchte Hiromi sich zu erinnern. Yoshitaka hatte wirklich mitunter Frauen erwähnt, die er in der Vergangenheit gekannt hatte.
»Er hat mir mal von einer Frau erzählt, die etwas mit einem Verlag zu tun hatte.«
»War sie Lektorin oder so?«
»Nein, ich glaube, sie schrieb.«
»Also eine Schriftstellerin?«
Hiromi zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Er sagte, dass sie ihn immer um seine Meinung bat, wenn sie ein Buch herausgab. Das war ihm lästig. Ich fragte ihn, was das für Bücherwaren, aber er wollte nicht weiter darüber reden. Er sprach nicht gern über seine Verflossenen, also habe ich nicht weiter gefragt.«
»Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«
»Er sagte, er habe kein Interesse an Künstlerinnen oder Frauen aus dem Milieu. Deshalb habe er Single-Partys besucht, aber es gefiel ihm nicht, dass die Veranstalter diese häufig mit Models aufpeppten.«
»Immerhin hat er seine Frau auf so einer Party kennengelernt.«
»Ja, stimmt.« Hiromi schlug die Augen nieder.
»Sie hatten aber nie das Gefühl, dass er noch Verbindung zu früheren Freundinnen hatte?«
»Nein. Soweit ich weiß, nicht.« Hiromi sah zu Kusanagi auf. »Meinen Sie, eine von ihnen könnte ihn getötet haben?«
»Immerhin besteht die Möglichkeit. Deshalb bitte ich Sie, genau nachzudenken. Männer sind weniger verschwiegen in Liebesangelegenheiten als Frauen. Vielleicht hat er doch einmal etwas über eine frühere Beziehung fallenlassen.«
»Kann sein, aber ich …« Hiromi zog den Becher mit der Milch zu sich.
Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie hob den Kopf.
»Ist etwas?«, fragte Kusanagi.
»Herr Mashiba trank nicht nur Kaffee, er kannte sich auch sehr gut mit Tees aus. Als ich ihn einmal danach fragte, sagte er, das sei dem Einfluss einer früheren Freundin zu verdanken. Sie sei Teekennerin gewesen und habe ihre Tees stets in einem bestimmten Geschäft gekauft. Ich glaube, in einem Fachhandel in Nihonbashi.«
Kusanagi zückte sein Notizbuch. »Wie heißt das Geschäft?«
»Tut mir leid, das weiß ich nicht mehr. Ich hatte noch nie davon gehört.«
»Teegeschäft.« Kusanagi klappte sein Notizbuch zu und zog nachdenklich die Mundwinkel nach unten.
»Mehr weiß ich leider nicht. Tut mir leid, dass ich Ihnen so wenig helfen kann.«
»Sie haben mir schon sehr geholfen. Wir haben Frau Mashiba die gleichen Fragen gestellt, aber sie konnte sie nicht beantworten. Offenbar fiel es Herrn Mashiba leichter, sich Ihnen anzuvertrauen.«
Hiromi empfand leichte Gereiztheit bei dieser Bemerkung. »Sind wir fertig? Ich möchte allmählich wirklich gern gehen.«
»Selbstverständlich. Ich bin Ihnen sehr dankbar. Bitte, melden Sie sich, falls Ihnen noch etwas einfällt.«
»Gut, in dem Fall rufe ich Sie an.«
»Ich bringe Sie nach Hause.«
»Nicht nötig. Ich kann zu Fuß gehen.«
Hiromi bedankte sich nicht einmal für die Einladung.
Kapitel 14
Dampf stieg aus dem Kessel auf. Yukawa griff danach und leerte das heiße Wasser ins Spülbecken. Anschließend hob er den Deckel ab, nahm seine Brille ab, um zu verhindern, dass sie beschlug, und spähte in den Kessel.
»Wie sieht
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