Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
den Trick selbst nichts sagen willst? Es ist streng verboten, mit Außenstehenden über den Inhalt laufender Ermittlungen zu sprechen. Das weißt du ja. «
Einige Sekunden verstrichen, bevor Yukawa antwortete. »Ich hätte nicht gedacht, das ausgerechnet aus deinem Mund zu hören. Sei’s drum. Es gibt einen Grund, aus dem ich nicht über meine Vermutung sprechen kann. Ich erkläre es dir, wenn wir uns sehen.«
»Versuch bloß nicht, mich auf den Arm zu nehmen. Ich fahre jetzt aufs Revier in Meguro. Anschließend komme ich zu dir an die Universität. Wahrscheinlich so gegen acht.«
»Ruf mich an, wenn du hier bist. Vielleicht bin ich gerade nicht im Labor.«
»In Ordnung.« Als Kusanagi aufgelegt hatte, merkte er, wie gespannt er war. Was hatte Yukawa herausgefunden? Natürlich wusste er, dass es keinen Sinn hatte, darüber zu rätseln. Was würde des Rätsels Lösung für Ayane bedeuten? Falls Yukawas Erkenntnisse ihr Alibi überflüssig machen würden, gäbe es keinen Ausweg. Kusanagi dachte dabei weniger an Ayane als an sich selbst. In dem Fall müsste auch er sie als Verdächtige betrachten.
Bisher hatte er Yukawas Entdeckungen stets freudig und gespannt entgegengesehen, aber diesmal war es anders.
In Meguro erwartete ihn Kishitani mit einem Fax in der Hand. Mamiya stand neben ihm. Die zuständige Dienststelle hatte den Bericht über Junko Tsukuis Selbstmord geschickt.
»Jetzt verstehe ich, was Sie vorhatten. Es ging um das Gift, nicht wahr?« Kishitani hielt ihm das Fax hin.
Kusanagi überflog den Bericht, demzufolge Junko auf dem Bett in ihrer Wohnung gestorben war. Auf dem Nachttisch hatte man ein halbes Glas Wasser und ein Plastiktütchen mit einem weißen Pulver gefunden. Bei dem Pulver handelte es sich um Arsensäure.
»Über die Herkunft des Giftes steht nichts da. Vermutlich unbekannt«, murmelte Kusanagi.
»Wahrscheinlich wurde dem gar nicht nachgegangen«, sagte Mamiya. »Die Kollegen hatten ja keinen Fall. Wozu also sich die Zeit nehmen zu ermitteln, woher ein Gift kam, das nicht schwer zu beschaffen ist.«
»Jedenfalls ist es bemerkenswert, dass Mashibas frühere Freundin sich mit Arsensäure umgebracht hat. Sie hatten den richtigen Riecher, Kommissar Kusanagi«, sagte Kishitani aufgeregt.
»Die Kollegen haben die Arsensäure wahrscheinlich nicht aufbewahrt, oder?«, fragte Kusanagi.
»Leider nein. Die Sache liegt ja bereits zwei Jahre zurück«, sagte Mamiya bedauernd. »Sonst hätten wir feststellen können, ob sie aus der gleichen Quelle stammte wie die in Mashibas Kaffee.«
»Aber man hat den Verwandten doch von dem Gift erzählt?«, fragte Kusanagi.
»Warum fragen Sie das?«
»Junko Tsukuis Mutter sagte, ihre Tochter habe sich mit Schlaftabletten das Leben genommen. Warum wohl?«
»Vielleicht hat Sie sich das so zurechtgelegt?«
»Das wäre eine Erklärung.« Kusanagi bezweifelte, dass Junkos Mutter sich einfach nur irrte. Schließlich ging es um den Selbstmord ihrer Tochter.
»Mit dem, was Utsumi gesagt hat, sieht es ja nun so aus, als würden unsere Ermittlungen doch noch vorankommen«, sagte Kishitani.
Kusanagi sah auf. »Was hat Utsumi gesagt?«
»Offenbar hat der Professor ihr einen Hinweis gegeben«, antwortete Mamiya. »Sie soll noch einmal die Filteranlage bei den Mashibas genau untersuchen lassen. In diesem Institut, wie heißt das noch mal?«
»Spring 8«, sagte Kishitani.
»Ja, genau. Professor Yukawa sagte, wir sollten sie unbedingt dort analysieren lassen. Utsumi ist gerade auf dem Weg ins Präsidium, um die Genehmigung zu holen.«
Spring 8 in der Präfektur Hyogo war das größte Labor für Synchrotronstrahlung der Welt. Man arbeitete dort mit modernsten Mitteln, um kleinste Spuren nachzuweisen. Im Fall des vergifteten Currys hatte Spring 8 entscheidend zur Aufklärung beigetragen.
»Yukawa glaubt also, das Gift sei im Wasserfilter gewesen?«
»Utsumi sagt ja.«
»Aber er hat keine Methode gefunden, wie …« Kusanagi brach abrupt ab.
»Was denn?«
»Ach, nichts. Ich treffe mich später mit ihm. Er sagte, er habe einen Trick entdeckt. Vielleicht meinte er einen Weg, wie man Gift in den Wasserfilter einführen kann.«
Mamiya nickte.
»Utsumi hat etwas in der Richtung erwähnt. Anscheinend hat der Professor das Rätsel gelöst. Aber worum es genau geht, hat er ihr nicht gesagt. Wie immer ist unser Galileo genial, aber ausgesprochen stur.«
»Mir wollte er auch nichts verraten.«
Mamiya grinste. »Immerhin arbeitet er kostenlos für uns. Und wenn er
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