Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
könnten winzigste Partikel nachweisen.«
»Du scheinst dir ganz sicher zu sein?«
»Ganz sicher würde ich nicht sagen. Aber etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
»Aber wie kam das Gift in den Filter? Utsumi sagt, es gäbe keinerlei Spuren einer Manipulation.«
Auf diese Frage schwieg Yukawa. Er umklammerte sein Handtuch mit beiden Händen.
»Ist das der Trick? Den du mir nicht sagen kannst?«
»Ich will nicht, dass ihr voreingenommen seid. Habe ich schon zu Frau Utsumi gesagt.«
»Aber was spielt es für eine Rolle, ob wir voreingenommen sind oder nicht?«
»Eine große.« Yukawa wandte sich Kusanagi zu. »Sollte ich recht haben, gibt es höchstwahrscheinlich Spuren. Dochselbst wenn Spring 8 nichts findet, ist das noch immer kein Gegenbeweis. So raffiniert ist dieser Trick.«
»Ach, komm schon.«
»Angenommen ich erzähle euch jetzt, worum es bei dem Trick geht. Wenn Spuren gefunden werden, ist alles bestens. Aber was ist, wenn keine gefunden werden? Könntet ihr dann wieder umdenken?«
»Ja, wahrscheinlich, denn dann gibt es ja keinen Beweis für den Trick.«
»Aber da gibt es noch ein weiteres Problem.«
»Und welches?«
»Ich will nicht, dass sich der Verdacht auf eine Person konzentriert, ohne dass es einen einzigen Beweis gibt. Schließlich gibt es nur einen Menschen auf der Welt, der den Trick angewendet haben kann.«
Kusanagi sah seinem Freund durch die Brille in die Augen. »Du meinst Frau Mashiba?«
Yukawa schloss langsam die Augen und öffnete sie wieder. Zustimmend.
Kusanagi seufzte. »Gut. Also mache ich einfach mit meinen Ermittlungen weiter. Ich habe nämlich endlich so etwas wie eine Spur entdeckt.«
»Was für eine Spur?«
»Ich habe eine von Yoshitaka Mashibas früheren Freundinnen ausfindig gemacht. Und es gibt da eine Gemeinsamkeit mit unserem Fall.«
Kusanagi berichtete von Junko Tsukuis Selbstmord mit Arsensäure.
»Aha, also vor zwei Jahren ist das passiert …« Yukawas Blick schweifte in die Ferne.
»Du glaubst an deinen Trick. Eine zornige, betrogene Ehefraunimmt Rache. Aber ich glaube nicht, dass der Fall so einfach liegt. Da geht es um etwas viel Komplizierteres.«
Yukawa sah ihn an und brach in Gelächter aus.
»Was ist jetzt schon wieder?«, fragte Kusanagi. »Du bist unmöglich. Du findest, ich bin auf dem Holzweg, oder?«
»Überhaupt nicht. Ich will sagen, dass die Wurzeln dieses Verbrechens viel tiefer reichen, als wir anfangs angenommen hatten. Es geht nicht nur um Dinge, die kurz vorher oder nachher geschehen sind. Stattdessen müssen wir weit in die Vergangenheit zurückgehen. Was du mir eben erzählt hast, ist ausgesprochen interessant. Vor allem wegen der Arsensäure.«
»Aber du verdächtigst doch Frau Mashiba? Dennoch findest du die Vergangenheit wichtig?«
»Sie ist äußerst wichtig.« Yukawa nahm seinen Schläger und seine Sporttasche und stand auf. »Mir wird kühl. Lass uns gehen.«
Die beiden verließen die Turnhalle. Am Haupttor blieb Yukawa stehen.
»Ich gehe ins Labor zurück. Wie ist es mit dir? Möchtest du noch einen Kaffee trinken?«
»Gibt es noch etwas zu besprechen?«
»Nein, von meiner Seite nicht.«
»Dann fahre ich ins Revier zurück. Ich habe dort noch einiges zu tun.«
»In Ordnung.« Yukawa drehte sich um.
»Ach, Yukawa!«, hielt Kusanagi ihn zurück. »Ayane Mashiba hat ihrem Vater eine selbstgenähte Patchwork-Jacke geschickt. In Höhe der Hüfte hat sie ein Kissen eingenäht, damit sie geschützt ist, falls er im Schnee ausrutscht.«
»Und?« Yukawa hatte sich zu ihm umgewandt.
»Sie ist kein leichtfertiger Mensch. Sie denkt genau nach, bevor sie etwas tut. Ich glaube nicht, dass eine solche Frau einfach hingeht und ihren Mann umbringt, nur weil er sie betrogen hat.«
»Sagt dir das dein kriminalistisches Gespür?«
»Ich äußere nur meinen Eindruck. Aber du scheinst wie Utsumi zu glauben, dass ich besondere Gefühle für Frau Mashiba hege.«
Yukawa senkte kurz den Blick und schaute Kusanagi wieder an. »Das würde mich überhaupt nicht stören. Ich weiß, dass du dich bei deiner Arbeit als Polizist niemals von Gefühlen beeinflussen lassen würdest. Und noch eins.« Yukawa fuhr mit erhobenem Zeigefinger fort. »Frau Mashiba ist alles andere als leichtfertig.«
»Also verdächtigst du sie gar nicht?«
Aber Yukawa hob nur die Hand und ging ohne Antwort davon.
Kapitel 23
Nachdem er einmal tief Luft geholt hatte, drückte Kusanagi die Klingel. Warum machte das Schild mit der Aufschrift Anne’s
Weitere Kostenlose Bücher