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Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Titel: Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan;Weiss Bonner
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die Geschichte eines Auserwählten mit besonderen Fähigkeiten. Sie steckt voll handfester Verheißungen für unsere Zukunft. Je nachdem, wie wir uns verhalten, soll das Reich Gottes anbrechen oder die Apokalypse das Ende aller Zeiten einläuten. Dennoch ist das kein Grund für uns, von hedonistischen Vergnügungen und egozentrischen Zukunftsplänen Abstand zu nehmen. Seien wir ehrlich – im Mittelalter mag man die Menschen in dunklen und zugigen Kirchenbauten mit solchen Prophezeiungen beeindruckt haben. Zumal sie in kryptischen lateinischen Formeln daherkamen und für den mittelalterlichen Menschen ohne höhere Schulbildung auf furchteinflößenden Bildern dargestellt waren. Aber wer lässt sich heute noch davon schrecken, dass die Welt bald untergeht? Die steht doch ständig vor dem Abgrund. Wer zu Zeiten des Kalten Krieges geboren wurde, wusste als Kind, dass die Welt jede Minute in die Luft fliegen kann, wenn jemand auf einen ominösen roten Knopf drückt. Danach bedrohten in rascher Abfolge Tschernobyl, das Waldsterben und der Borkenkäfer die menschliche Rasse. Nicht zu vergessen: aids , der y 2 k -Bug, die Euro-Einführung, der 11. September, Kriege am Golf und anderswo, das Ozonloch, El Niño, die Schweinegrippe, explodierende Bohrinseln und diverse Naturkatastrophen. Dies alles geschieht übrigens in einer Zeit mit Religionen – und da haben führende Christen Angst, es könnte ohne Religion noch viel schlimmer werden?
    Bislang hat sich die Erde immer noch weitergedreht, und was geschieht, wenn es eines Tages doch mal alles schiefgeht, wissen wir schon aus Filmen wie Mad Max , 2012 , Independence Day , The Day After oder The Day After Tomorrow . Der Weltuntergang ist die ständige Begleitmusik unseres Lebens.
    »Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten mit den Bibelstellen, die sie nicht verstehen. Ich für meinen Teil muss zugeben, dass mich gerade diejenigen Bibelstellen beunruhigen, die ich verstehe.«
    Mark Twain
    Doch ist angesichts einer solch aussichtslosen Lage die frohe Botschaft der Bibel – die Aussicht auf eine ewige Party im Nachleben mit allen Freunden und Verwandten – nicht umso verlockender? Es macht nicht den Eindruck, als wäre das so. Und das hat einen guten Grund, denn uns wird allerorten vorgelebt, dass wir hier und jetzt erfolgreich sein müssen, um das Glück zu finden. Werbung, Politik und Fernsehen haben uns den Geschmack aufs ewige Leben verdorben und die Gegenwart in den Vordergrund gerückt. Wer sich ansieht, wie stark der Jugendwahn in unserer Gesellschaft verbreitet ist, muss zwangsläufig davon ausgehen, dass niemand Lust hat, alt zu werden und die Party erst im Nachleben steigen zu lassen. Wir können nicht verstehen, warum das Paradies erst nach dem Tod kommen soll. Warum hat Gott es nicht gleich so eingerichtet, dass wir ewig leben, wenn er das wollte? Immerhin erreicht man das Paradies schon nach zehn Flugstunden: Irgendwo in der Karibik wartet immer ein All-Inclusive-Buffet, die Strände sind schön weiß und das Wasser glasklar. Wer will da in einen Garten Eden, wo einem jemand Allmächtiges auf die Finger klopft, wenn man ein paar Früchte vom Baum pflückt? Und wer weiß, ob die da überhaupt wlan , 3D-Kino und iPhones haben?
    Früher, als die Zeiten hart und das Leben ohne Netz und doppelten Boden war, mag es den Menschen ein Trost gewesen sein, dass nach dem Tod Besserung in Sicht ist. Heute halten wir Gottlosen es lieber mit dem Philosophen Ludwig Feuerbach, der schon vor langer Zeit meinte: »Nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel steht, sondern der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.« Eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK ergab, dass kein anderes Volk in Europa so große Zweifel am Wahrheitsgehalt der göttlichen Botschaft hegt wie wir Deutschen: Viele halten die Bibel für nicht göttlich inspiriert, sondern lediglich »für ein von Menschen verfasstes altes Buch mit Legenden, historischen Tatsachen und Lehren«.
    Unsere Zweifel werden jedes Jahr von Artikeln in großen Nachrichtenmagazinen genährt: »Wie starb Jesus wirklich?« oder »Die Heilige Familie – Was ist dran an der Weihnachtsgeschichte?«, fragen Focus , Stern und Spiegel gerne, sobald sich ein christlicher Feiertag nähert. Da kommt man schnell ins Grübeln, vor allem wenn man gar nicht so genau weiß, was wirklich in der Bibel drin steht. Gut zwei Drittel der unter Neunundzwanzigjährigen sagen, dass sie nur ausreichende oder gar keine

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